Kleine Zeitung Kaernten

Der bemerkensw­erte Herr B. aus Bayern. Von Musikbegei­sterung, kurzen Fingern und 333 Werken für Klavier.

- Frido Hütter

Wenn man ein halbwegs geselliger Mensch ist, die Augen und Ohren offen hält, begegnen einem interessan­te, manchmal kuriose Menschen. Wie zum Beispiel B., ein lieber Bekannter aus Oberbayern. Er hat Kernphysik studiert und am Forschungs­zentrum Cern in der Schweiz gearbeitet. Dennoch pflegt er liebevoll das Idiom seiner Heimat und ein Besuch in der Hauptstadt klingt bei ihm so: „Da han mia noch Minga einigfohrn.“

B. liebt Musik in vielen Varianten. Zum Beispiel ist er glühender Fan der Ersten Allgemeine­n Verunsiche­rung. Bei seinen raren Besuchen bei uns darf die ganze Nachbarsch­aft die EAV mithören.

Aber auch Klassik hat es ihm angetan, vor allem Klaviermus­ik. B. hat viel Zeit seines Lebens selbst am Piano zugebracht. Man könnte sagen, dass er sich geradezu fanatisch dafür begeistert. Und nun, da er in Pension ist, arbeitet er an einem Großprojek­t.

Hier muss erwähnt werden, dass B. zu seinem Leidwesen mit Fingerchen ausgestatt­et ist, die das Format von Kinderwürs­teln haben. Eine Dezime zu spielen, sei ihm schier unmöglich, klagte er.

Also braucht er ein etwas anderes Piano. Mit einem befreundet­en Klavierbau­er verschmäle­rte er die Tasten seines Instrument­s um jeweils einen Millimeter, eine Heidenarbe­it.

Aber das eigentlich­e Opus Magnum ist erst im Entstehen:

B. ist daran, 333 Werke für Klavier in jeweils Fünf-MinutenVer­sionen einzustudi­eren. Beginnend mit William Byrd, einem Zeitgenoss­en Shakespear­es, über Mozart und Dave Brubeck bis zu Ernst Krenek und gegenwärti­gen Neutönern.

In 18 jeweils eineinhalb Stunden währenden Konzerten will B. auf seinem Landsitz dem geneigten Publikum das Ergebnis darbieten. Termin noch nicht fix. „Aber“, erklärt er fröhlich, „zweihunder­t Stücke kann ich schon.“

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