Auf vielen Bühnen zu Hause
Erik Jan Rippmann (50) organisiert die Performancetage im Steinhaus von Günther Domenig am Ossiacher See.
In Kärnten sei er „mehr oder weniger hängen geblieben“, sagt Erik Jan Rippmann, gebürtiger Schweizer. Vorausgegangen ist diesem Hängenbleiben eine Schauspielausbildung am Konservatorium für Musik und darstellende Kunst in Wien, wo er Katrin Ackerl Konstantin kennenlernte, die damals schon eine Produktion für das Villacher Kellertheater realisiert hat. „Intendant Michael Weger hat uns 2001 gefragt, ob wir mit ihm die Neue Bühne als Weiterführung des Kellertheaters gründen wollen“, erinnert sich Rippmann an den Anfang seiner Kärnten-Karriere.
Schauspielerei hat ihn schon als Jugendlichen interessiert, mit 16 Jahren nahm er Privatunterricht, den er von seinem Taschengeld bezahlte. „Ich dachte, ich könnte die Mädchen damit beeindrucken.“Ein Grund, zu dem er sich im Rückblick aber nur noch mit einem Augenzwinkern bekennt.
M ittlerweile hat Rippmann seine schauspielerische Arbeit etwas in den Hintergrund gestellt. „Da muss mir eine Rolle wirklich gut gefallen, sonst mache ich es nicht.“In den Vordergrund gerückt ist dafür seine Arbeit als Autor und Regisseur, wobei ihn hier vor allem wirtschaftliche Themen interessieren, wie etwa in der erfolgreichen neuebuehnevillach-Produktion „Soll und Haben“(2013). „Was ich spannend finde, sind die Synergien zwischen Wirtschaft und Kultur. Es sind zwei völlig unterschiedliche Welten. Während man mit der Kunst prozessorientiert arbeitet, funktioniert die Wirtschaft zielorientiert“, sagt Rippmann, der gerade aus Vietnam zurückgekehrt ist, wo er für das Coaching von Infineon-Managern sowie die Konzeption der Konferenz zuständig war. „Wenn man von der künstlerischen Seite kommt, dann hat man eine ganz andere Sichtweise auf wirtschaftliche Fragen und Zugänge.“Aber gerade dieser Unterschied sei es auch, der ihn reize.
Derzeit ist Rippmann gemeinsam mit Katrin Ackerl Konstantin und Niki Meixner mit der Planung der Residenzund Performancetage unter dem Motto „durch:formen“beschäftigt, die heuer zum dritten Mal im Domenig-Steinhaus am Ossiacher See stattfinden. Dabei haben vier Künstlerinnen und Künstler eine Woche die Möglichkeit, sich auf die Gegebenheiten vor Ort, die Ar-
chitektur des Steinhauses einzulassen und diese zum Inhalt ihrer künstlerischen Auseinandersetzung machen. „Die Idee hinter diesem Projekt ist es, die Performancekunst in Kärnten stärker zu etablieren und gleichzeitig eine spannende Örtlichkeit zu bespielen“, sagt Rippmann.
S o sei das Steinhaus zwar international bekannt, werde aber regional kaum wahrgenommen. Zeitgleich ist Rippmann auch mit der Inszenierung des Stücks „Viel Gut Essen“von Sibylle Berg an der neuebuehnevillach beschäftigt, das am 26. Oktober Premiere feiert. „Zeit für Langeweile bleibt da keine“, sagt Rippmann. Nur ab und zu gehe es für ein paar Tage in die Schweiz, zu seinen Eltern. „Um mich zu regenerieren.“