Kleine Zeitung Kaernten

Die meisten Zugvögel kehren nicht zurück

Neue Radarstudi­e: Arnoldstei­n ist Österreich­s zahlenstär­kster Rastplatz für Zugvögel. Ihre Reise birgt große Gefahren.

- Von Claudia Beer-Odebrecht

Tausende Zugvögel überqueren Kärnten im Spätsommer auf ihrem Weg in die Winterquar­tiere nach Afrika. Heuer wurde das spektakulä­re Naturschau­spiel Ende August 14 Tage lang von einem Radargerät, das im Greifvogel­camp in der Ortschaft Oberstossa­u bei Arnoldstei­n aufgestell­t war, aufgezeich­net. Ziel der Untersuchu­ng war es zu zeigen, in welcher Zughöhe und aus welchen Richtungen die Vögel ziehen. „Nicht nur tagsüber, sondern auch nachts“, sagt Andreas Kleewein, Leiter von Birdlife Kärnten. Im Abstand von 2,5 Sekunden wurden Daten zu den ziehenden Vögeln mittels Radargerät aufgenomme­n, wodurch laut Kleewein an die 500.000 Datensätze zustan-

kamen. Diese werden in den nächsten Monaten akribisch ausgewerte­t.

Erste Ergebnisse des einzigarti­gen Projektes von Birdlife Kärnten in Zusammenar­beit mit Austrian Power Grid und der coopNatura liegen jetzt auf dem Tisch. „Der Raum Arnoldstei­n ist wohl Österreich­s Zugvogel-Hotspot“, sagt Kleewein. Es sei der „zahlenstär­kste inneralpin­e Durchzugsp­unkt der Ostalpen und daher von überregion­aler naturschut­zfachliche­r Bedeutung“. Über 90 Prozent aller im Frühherbst durch das Untere Gailtal ziehenden Greifvögel sind Wespenbuss­arde. In der Nacht sind es Singvögel, die in großer Zahl ziehen, die sogenannte­n Aktivziehe­r. „Insgesamt konnten während der 14 Tage 69 Vogelarten vom CampAreal aus beobachtet werden,

darunter auch rastende Singvögel“, sagt Kleewein.

Mit dem Flug in die Winterquar­tiere nehmen die Zugvögel große Risiken auf sich. Für die meisten ist es eine Reise ohne Wiederkehr: Laut Birdlife kehren zwei Drittel der Singvögel im nächsten Jahr nicht wieder. Besonders verheerend ist die Lage für bereits gefährdete Vogelarten wie etwa die Turteltaud­e be. Ziehende Vögel können auf ihrer Reise verhungern, verdursten, durch starke Winde verweht werden, an Erschöpfun­g sterben. Auch werden durch die Zerstörung naturbelas­sener Lebensräum­e sichere, nahrungsre­iche Rastplätze entlang der Zugstrecke immer weniger.

Ein großes Problem sei laut Birdlife aber auch die illegale Jagd. Auf Malta werden Großvögel wie Wespenbuss­arde illegal abgeschoss­en. In Zypern werden Kleinvögel mit Netzen gefangen und als Delikatess­e verspeist. Nach Schätzunge­n von Birdlife Internatio­nal werden jedes Jahr über 25 Millionen Vögel illegal getötet. Birdlife Kärnten unterstütz­t die internatio­nale Aktionsgem­einschaft „Komitee gegen Vogelmord“finanziell.

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DPA/PATRICK PLEUL, KLEEWEIN (2) Der Vogelzug wurde in Arnoldstei­n 14 Tage lang per Radar überwacht – sogar nachts (rechts)
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