Die meisten Zugvögel kehren nicht zurück
Neue Radarstudie: Arnoldstein ist Österreichs zahlenstärkster Rastplatz für Zugvögel. Ihre Reise birgt große Gefahren.
Tausende Zugvögel überqueren Kärnten im Spätsommer auf ihrem Weg in die Winterquartiere nach Afrika. Heuer wurde das spektakuläre Naturschauspiel Ende August 14 Tage lang von einem Radargerät, das im Greifvogelcamp in der Ortschaft Oberstossau bei Arnoldstein aufgestellt war, aufgezeichnet. Ziel der Untersuchung war es zu zeigen, in welcher Zughöhe und aus welchen Richtungen die Vögel ziehen. „Nicht nur tagsüber, sondern auch nachts“, sagt Andreas Kleewein, Leiter von Birdlife Kärnten. Im Abstand von 2,5 Sekunden wurden Daten zu den ziehenden Vögeln mittels Radargerät aufgenommen, wodurch laut Kleewein an die 500.000 Datensätze zustan-
kamen. Diese werden in den nächsten Monaten akribisch ausgewertet.
Erste Ergebnisse des einzigartigen Projektes von Birdlife Kärnten in Zusammenarbeit mit Austrian Power Grid und der coopNatura liegen jetzt auf dem Tisch. „Der Raum Arnoldstein ist wohl Österreichs Zugvogel-Hotspot“, sagt Kleewein. Es sei der „zahlenstärkste inneralpine Durchzugspunkt der Ostalpen und daher von überregionaler naturschutzfachlicher Bedeutung“. Über 90 Prozent aller im Frühherbst durch das Untere Gailtal ziehenden Greifvögel sind Wespenbussarde. In der Nacht sind es Singvögel, die in großer Zahl ziehen, die sogenannten Aktivzieher. „Insgesamt konnten während der 14 Tage 69 Vogelarten vom CampAreal aus beobachtet werden,
darunter auch rastende Singvögel“, sagt Kleewein.
Mit dem Flug in die Winterquartiere nehmen die Zugvögel große Risiken auf sich. Für die meisten ist es eine Reise ohne Wiederkehr: Laut Birdlife kehren zwei Drittel der Singvögel im nächsten Jahr nicht wieder. Besonders verheerend ist die Lage für bereits gefährdete Vogelarten wie etwa die Turteltaude be. Ziehende Vögel können auf ihrer Reise verhungern, verdursten, durch starke Winde verweht werden, an Erschöpfung sterben. Auch werden durch die Zerstörung naturbelassener Lebensräume sichere, nahrungsreiche Rastplätze entlang der Zugstrecke immer weniger.
Ein großes Problem sei laut Birdlife aber auch die illegale Jagd. Auf Malta werden Großvögel wie Wespenbussarde illegal abgeschossen. In Zypern werden Kleinvögel mit Netzen gefangen und als Delikatesse verspeist. Nach Schätzungen von Birdlife International werden jedes Jahr über 25 Millionen Vögel illegal getötet. Birdlife Kärnten unterstützt die internationale Aktionsgemeinschaft „Komitee gegen Vogelmord“finanziell.