Wo die Bahn Kärnten durchschneiden wird
Die Weiterführung der Koralmbahn landet nun endlich auf der politischen Agenda. Antworten auf die zehn wichtigsten Fragen.
1.
Wie viele Züge fahren derzeit auf der Strecke durch den Zentralraum?
Aktuell spricht man von etwa 200 Zügen, die quer durch Kärnten fahren. Gut die Hälfte davon sind Personenzüge, für die es de facto keine Alternative als die Strecke am Wörthersee geben kann. Hier wurden beziehungsweise werden auch gerade die Bahnhöfe, etwa in Velden und Pörtschach, erneuert.
2.
Wie viele Züge sollen es nach der Fertigstellung der Koralmbahn werden?
Ein ÖBB-internes Papier, das der Kleinen Zeitung vorliegt, spricht von 347 Zügen (davon 232 Güterzüge), die ab 2026 durch Villach entlang des Wörthersees nach Klagenfurt geführt werden. Gut ein Drittel davon werden Güterzüge sein, die in der Nacht geführt werden und die derzeit auch entsprechend lauter sind als Personenzüge.
3.
Welche Lärmschutzmaßnahmen gibt es derzeit?
Anrainer werden diese Antwort als Hohn betrachten, aber Tatsache ist: Es gibt bereits jetzt einen umfassenden Lärmschutz. Insgesamt stehen mehr als 40 Kilometer Lärmschutzwand entlang der Bahntrasse von Klagenfurt nach Villach. Allerdings: Es ginge noch besser. In Graz etwa sind die Lärmwände nicht nur höher, sondern schlucken durch eine Krümmung auch mehr Schall. Zudem wurde in Graz der Gleiskörper bereits erneuert. Das passiert schrittweise auch in Kärnten. Ab dem 6. Oktober wird etwa die Güterzug-Schleife in Villach-Lind erneuert. Zwei Wochen lang wird der Gleiskörper ausgetauscht und das Schotterbett gereinigt.
4.
Um welche Maßnahmen geht es, wenn man von Lärmschutz für den Zentralraum spricht?
Es handelt sich im um zwei unterschiedliche Projekte: einen Lärmschutz an der Bestandsstrecke und eine neue Trasse für den Güterverkehr. Dass auf der Bestandsstrecke der Lärmschutz verbessert werden muss, ist klar – es steigt das Verkehrsaufkommen.
5.
Warum ist eine neue Trasse für den Güterverkehr so ein Streitfall?
Die bestehende Trasse entlang des Wörthersees ist die Idealvariante einer Zugtrasse: wenige Kurven, keine Steigungen, ein stabiler Unterbau. Da fällt es den ÖBB schwer, eine neue Trasse zu planen, wenn die vorhandene alle Erfordernisse erfüllt. Zudem fassten die Klagenfurter Gemeinderäte vor 20 Jahren den Beschluss, dass die Bahn weiter durch die Stadt fahren sollte. Man fürchtete damals um die Schließung des Bahnhofes.
6.
Wo könnten alternative Strecken geführt werden?
Im März 2017 fasste die Landesregierung den Beschluss, dass die W2-Strecke, also eine Tunnelkette nördlich des Wörthersees für den Güterund Fernverkehr gebaut werden soll. Der Regionalverkehr soll weiter an der Bestandsstrecke geführt werden. Offen ist bei solchen Entscheiden, in welcher Form die Gleise Villach und Klagenfurt durchschneiden können. In Klagenfurt überlegt man eine Verlegung der Bahn in die Nähe des Sattnitzmassivs im Süden der Stadt. Auch in Villach gibt es unterschiedliche Erwägungen, die Stadt mit dem Güterverkehr zu umfahren.
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7. Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) sagte unlängst: „Alles ist offen.“Was bedeutet diese Ansage?
Bereits unter SPÖVerkehrsminister Jörg Leichtfried wurde klar gesagt, dass die ÖBB eine Güterstrecke durch den Zentralraum planen müssen. Er sprach sogar davon, eine Präferenz zu haben – was ein Code für die W2-Trasse war. Bis 2020 soll nun jedenfalls die Entscheidung zwischen den unterschiedlichen Trassen fallen. Hofers jüngste Aussage traf er weniger als Fachmann, sondern vielmehr als Politiker. Eine so weitreichende Entscheidung wie die einer Trassenführung wird nicht nur von Politikern, sondern vielmehr von Fachleuten auf Basis umfassender AnaGrunde
ANTWORT:
lysen getroffen. Aber: Ein Politiker darf verkünden, was getan wird. Diese Chance will sich Hofer nicht entgehen lassen. Daher ist nun wieder „alles offen“.
8. Von welchen Zeiträumen spricht man bei diesen Projekten?
ANTWORT: Ein Exkurs zur Koralmbahn in Südkärnten: Die ersten Bürgerinformationen über den Bau gab es Mitte der 1980er-Jahre. Damals hieß das Projekt „Bahn 2000“. Alleine daran sieht man, in welchen zeitlichen Dimensionen man denken sollte. Der Rahmenplan der ÖBB umfasst die Jahre 2025 bis 2040. Die tatsächliche Eröffnung einer Tunnelkette wird es also kaum vor 2050 geben.
9. Was ist von der Lärmschutz-Konferenz zu erwarten?
ANTWORT: Infrastruktur Landesrat Ulrich Zafoschnig (ÖVP) will Schwung in die Sache bringen und bei der Konferenz am 19. Oktober konkrete Lärmschutzpläne präsentieren. Die Evaluierungen darüber, wie laut es auf welchen Teilstrecken der Bahn ist, liegen bereits auf.
10. Wer soll die Baumaßnahmen bezahlen?
ANTWORT: Beim Lärmschutz zahlt der Bund 50 Prozent, Länder und Gemeinden zahlen je 25 Prozent. Die Finanzierung einer neuen Trasse ist völlig offen.