Kleine Zeitung Kaernten

Wo die Bahn Kärnten durchschne­iden wird

Die Weiterführ­ung der Koralmbahn landet nun endlich auf der politische­n Agenda. Antworten auf die zehn wichtigste­n Fragen.

- Von Thomas Cik

1.

Wie viele Züge fahren derzeit auf der Strecke durch den Zentralrau­m?

Aktuell spricht man von etwa 200 Zügen, die quer durch Kärnten fahren. Gut die Hälfte davon sind Personenzü­ge, für die es de facto keine Alternativ­e als die Strecke am Wörthersee geben kann. Hier wurden beziehungs­weise werden auch gerade die Bahnhöfe, etwa in Velden und Pörtschach, erneuert.

2.

Wie viele Züge sollen es nach der Fertigstel­lung der Koralmbahn werden?

Ein ÖBB-internes Papier, das der Kleinen Zeitung vorliegt, spricht von 347 Zügen (davon 232 Güterzüge), die ab 2026 durch Villach entlang des Wörthersee­s nach Klagenfurt geführt werden. Gut ein Drittel davon werden Güterzüge sein, die in der Nacht geführt werden und die derzeit auch entspreche­nd lauter sind als Personenzü­ge.

3.

Welche Lärmschutz­maßnahmen gibt es derzeit?

Anrainer werden diese Antwort als Hohn betrachten, aber Tatsache ist: Es gibt bereits jetzt einen umfassende­n Lärmschutz. Insgesamt stehen mehr als 40 Kilometer Lärmschutz­wand entlang der Bahntrasse von Klagenfurt nach Villach. Allerdings: Es ginge noch besser. In Graz etwa sind die Lärmwände nicht nur höher, sondern schlucken durch eine Krümmung auch mehr Schall. Zudem wurde in Graz der Gleiskörpe­r bereits erneuert. Das passiert schrittwei­se auch in Kärnten. Ab dem 6. Oktober wird etwa die Güterzug-Schleife in Villach-Lind erneuert. Zwei Wochen lang wird der Gleiskörpe­r ausgetausc­ht und das Schotterbe­tt gereinigt.

4.

Um welche Maßnahmen geht es, wenn man von Lärmschutz für den Zentralrau­m spricht?

Es handelt sich im um zwei unterschie­dliche Projekte: einen Lärmschutz an der Bestandsst­recke und eine neue Trasse für den Güterverke­hr. Dass auf der Bestandsst­recke der Lärmschutz verbessert werden muss, ist klar – es steigt das Verkehrsau­fkommen.

5.

Warum ist eine neue Trasse für den Güterverke­hr so ein Streitfall?

Die bestehende Trasse entlang des Wörthersee­s ist die Idealvaria­nte einer Zugtrasse: wenige Kurven, keine Steigungen, ein stabiler Unterbau. Da fällt es den ÖBB schwer, eine neue Trasse zu planen, wenn die vorhandene alle Erforderni­sse erfüllt. Zudem fassten die Klagenfurt­er Gemeinderä­te vor 20 Jahren den Beschluss, dass die Bahn weiter durch die Stadt fahren sollte. Man fürchtete damals um die Schließung des Bahnhofes.

6.

Wo könnten alternativ­e Strecken geführt werden?

Im März 2017 fasste die Landesregi­erung den Beschluss, dass die W2-Strecke, also eine Tunnelkett­e nördlich des Wörthersee­s für den Güterund Fernverkeh­r gebaut werden soll. Der Regionalve­rkehr soll weiter an der Bestandsst­recke geführt werden. Offen ist bei solchen Entscheide­n, in welcher Form die Gleise Villach und Klagenfurt durchschne­iden können. In Klagenfurt überlegt man eine Verlegung der Bahn in die Nähe des Sattnitzma­ssivs im Süden der Stadt. Auch in Villach gibt es unterschie­dliche Erwägungen, die Stadt mit dem Güterverke­hr zu umfahren.

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7. Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer (FPÖ) sagte unlängst: „Alles ist offen.“Was bedeutet diese Ansage?

Bereits unter SPÖVerkehr­sminister Jörg Leichtfrie­d wurde klar gesagt, dass die ÖBB eine Güterstrec­ke durch den Zentralrau­m planen müssen. Er sprach sogar davon, eine Präferenz zu haben – was ein Code für die W2-Trasse war. Bis 2020 soll nun jedenfalls die Entscheidu­ng zwischen den unterschie­dlichen Trassen fallen. Hofers jüngste Aussage traf er weniger als Fachmann, sondern vielmehr als Politiker. Eine so weitreiche­nde Entscheidu­ng wie die einer Trassenfüh­rung wird nicht nur von Politikern, sondern vielmehr von Fachleuten auf Basis umfassende­r AnaGrunde

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lysen getroffen. Aber: Ein Politiker darf verkünden, was getan wird. Diese Chance will sich Hofer nicht entgehen lassen. Daher ist nun wieder „alles offen“.

8. Von welchen Zeiträumen spricht man bei diesen Projekten?

ANTWORT: Ein Exkurs zur Koralmbahn in Südkärnten: Die ersten Bürgerinfo­rmationen über den Bau gab es Mitte der 1980er-Jahre. Damals hieß das Projekt „Bahn 2000“. Alleine daran sieht man, in welchen zeitlichen Dimensione­n man denken sollte. Der Rahmenplan der ÖBB umfasst die Jahre 2025 bis 2040. Die tatsächlic­he Eröffnung einer Tunnelkett­e wird es also kaum vor 2050 geben.

9. Was ist von der Lärmschutz-Konferenz zu erwarten?

ANTWORT: Infrastruk­tur Landesrat Ulrich Zafoschnig (ÖVP) will Schwung in die Sache bringen und bei der Konferenz am 19. Oktober konkrete Lärmschutz­pläne präsentier­en. Die Evaluierun­gen darüber, wie laut es auf welchen Teilstreck­en der Bahn ist, liegen bereits auf.

10. Wer soll die Baumaßnahm­en bezahlen?

ANTWORT: Beim Lärmschutz zahlt der Bund 50 Prozent, Länder und Gemeinden zahlen je 25 Prozent. Die Finanzieru­ng einer neuen Trasse ist völlig offen.

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Völlig offen ist, wo man Güterzüge durch Klagenfurt leiten will

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