Präsident Fedrigas Pläne für FriaulJulisch Venetien.
Massimiliano Fedriga von der Partei Matteo Salvinis ist Regionspräsident Friaul-Julisch Venetiens. Mit Kärnten will er in der Euregio eng kooperieren. Zu EU und Migration steht er kritisch.
Vom Büro im Palazzo del Lloyd Triestino hat Massimiliano Fedriga einen fantastischen Ausblick auf die Piazza dell’Unità und die Bucht von Triest. Der Prachtbau aus 1883 atmet noch k&k-Größe der Habsburger-Monarchie, wenn der neue Regionspräsident von Friaul-Julisch Venetien in den Prunksaal führt – mit riesigen Bildern von Kaiser Franz-Josef und Kaiserin Sissi.
Triest war im Vielvölkerstaat der Monarchie ein Schmelztiegel. Die Migration zieht Grenzen in Europa auf. Ihren hohen Wahlerfolg verdanken Sie vor allem dem Flüchtlingsthema, der harten Li- nie der Lega, der Partei des Rechtspopulisten Matteo Salvini.
MASSIMILIANO FEDRIGA: Wir wollen nicht Mauern bauen. Aber Friaul-Julisch Venetien war, wie auch Kärnten, von der Flüchtlingskrise besonders betroffen. Italien ist vom Flüchtlingsstrom über das Mittelmeer belastet. Die EU muss nordafrikanischen Staaten mehr Hilfe geben. Die Bevölkerung in Friaul-Julisch Venetien hat uns aber auch wegen unseres Wirtschaftsprogrammes mit 57 Prozent der Stimmen gewählt.
Wie ist die Lage bei Asylwerbern in Friaul-Julisch Venetien?
Wir waren vorsichtig, falls we- gen der Schließung der Mittelmeerroute die Balkanroute wieder aufgeht und haben die Bewachung der Grenzen bei Triest verstärkt und konnten Schlepper festnehmen. Die Zusammenarbeit mit den österreichischen Behörden funktioniert sehr gut. Durch die gegenseitigen Kontrollen an der Grenze ist der Transit illegaler Flüchtlingen zwischen Österreich und Italien bei null. Derzeit haben wir etwa 4500 Asylwerber in der Region, der größte Teil in Triest und in Udine.
Wie eng werden Sie mit Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser kooperieren?
Wir haben eine Vision für die Euregio für wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit. Ich traf Kaiser, als er die Präsidentschaft der Euregio übernahm. Wir wollen auch Slowenien und Istrien integrieren. Gemeinsam haben wir große Chancen.
Und Ihre Kontakte zur FPÖ?
Ich kenne Christian Ragger gut, der als Wirtschaftsanwalt viel bei uns macht. Mit der BundesFPÖ hält Salvini enge Kontakte, auch für die Europawahl 2019.
Sind Sie strikter EU-Gegner?
Nein. Ich kritisiere Fehlentwicklungen. Wir sind die größten Verteidiger von Europa.
Triest war immer vielsprachig und Nukleus dreier Kulturkreise. Wie halten Sie Vielfalt hoch und bauen die Zukunft eines weltoffenen Friaul-Julisch Venetien auf?
Gerade kommen viele Intellektuelle nach Triest und auch der Hafen bringt immer mehr Kontakte mit China und Türkei. Triest ist nicht nur ein Hafen Friaul-Julisch Venetiens oder Italiens, sondern seit je auch Mitteleuropas und Österreichs. Der Großteil des Transports geht nicht nach Italien, sondern nach Mitteleuropa, das soll auch in Zukunft so sein. Daneben investieren wir in den alten Hafen von Triest, um einen Innovations-Hub zu errichten. ist eine große Chance im Alpen-Adria-Raum und es kommen auch viele Investoren aus Österreich und Ungarn hierher.
Was genau planen sie im „Porto Vecchio“, dem alten Hafen?
Wir wollen eine Zollfreizone errichten und damit eine neue Entwicklung einleiten. Wir wollen im Porto Vecchio ein internationales Innovationszentrum für Technologie und Wissenschaft entwickeln, in enger Zusammenarbeit mit privaten Investoren und Unternehmen.
Wie treiben Sie den Ausbau der Infrastruktur zu Land voran? Derzeit gibt es Staus bis zum Veneto.
Der sechspurige Autobahnbau in Richtung Venedig wird überwiegend regional finanziert und wird früher fertig sein als geplant. Auf der Bahn wollen wir Hochgeschwindigkeit von Venedig nach Triest. Mit dem erfolgten Ausbau des Flughafens in Ronchi bringt die Bahn jetzt jeden Passagier direkt nach Triest und Udine. Den Verkauf von Flughafen-Anteilen schreiben wir neu aus.
Wie kurbeln Sie den Tourismus weiter an? Triest kann nicht zusehen, wie sechs Millionen Gäste nach Venedig kommen und nur ein geringer Teil davon die Obere Adria besucht. Es heißt doch auch Friaul-Julisch VENETIEN.
Wir wollen mit dem Veneto enger kooperieren. Eine gemeinsame Marketing-Aktion der Oberen Adria mit der Costa Romagnola gab es noch nicht. Ein Ziel ist es, mehr Besucher auch aus Venedig zu bekommen. Dem soll auch der Flughafen dienen. Unser neuer Tourismusdirektor lässt jetzt eine StuDas die über unser Gästepotenzial in Europa machen und wie wir sie nach Friaul-Julisch Venetien bringen können. Wir bündeln die Werbung von Gastronomie und Landwirtschaft beim Tourismus, um Strände, Städte und Kulinarik zu integrieren.
Mit Kärnten teilt Friaul-Julisch Ventien den Alpen Adria Trail und den Alpen Adria Radweg, die Preise in Europa gewinnen. Wie will man die Kooperation ausbauen?
Die Ciclovia Alpe Adria soll von Tarvis bis Grado durchgehend mit allen Services versehen werden. Die Kooperationen wollen wir verstärken. Ich mache selbst gerne in Kärnten Urlaub und habe in Bad Kleinkirchheim Ski fahren gelernt.
Wie machen Sie uns Kärntnern Ihre Region schmackhaft?
In Friaul-Julisch Venetien findet man von Tarvis bis ans Meer alles: Berge, Städte, Meer, Wein und gute Gastronomie sowie auch interessante Wirtschaft, Wissenschaft und Technologie.
Durch die Kontrollen an der Grenze ist der
Transit illegaler Flüchtlinge zwischen Österreich und Italien bei null. Wir haben 4500 Asylwerber in
unserer Region.
Massimiliano Fedriga
Triest war immer ein Hafen für Mitteleuropa. Nun interessieren
sich immer mehr auch für China und die
Türkei. Im Porto Vecchio wollen wir
eine Zollfreizone.
Massimiliano Fedriga