Kleine Zeitung Kaernten

Wehret den Anfängen rechter Gefahr!

- Peter Porsch, geboren in Wien, Germanist, übersiedel­te 1973 in die DDR, lehrte an der Uni Leipzig, saß von 1990 bis 2009 für die PDS/Linke in Sachsens Landtag. Peter Porsch über Roger Köppels kontrovers­en Gastkommen­tar zum Fall Maaßen vom 26. September

Es ist der Kleinen Zeitung zu danken für die Einschaltu­ng unter dem Titel „Der andere Blick“. Anders ist natürlich nicht immer besser. So zeigt Herr Roger Köppel, wie man es macht, wenn man Interesse an oder keine Bedenken gegenüber einer Entwicklun­g der Gesellscha­ft und der Politik nach rechts hat. Seine Bemühungen mögen spracharti­stischen Wert haben, was er aber auslässt, zeugt von seinem Täuschungs­vermögen. Es gab also keine Hetzjagden und die Nazi-Ausschweif­ungen wurden von den Medien aufgeblase­n? Nun, die Hetzjagden fanden kaum vor Kameras statt, wohl aber in den Nebenstraß­en und dafür gibt es genug Zeugen. Der angesproch­ene Film war sehr wohl authentisc­h. Die dort attackiert­en Personen sind bekannt. Jemandem hinterherr­ennen, um ihm einen Fußtritt zu geben, hält Köppel für harmlos. Pogrom oder nicht, der gewalttäti­ge Angriff auf ein jüdisches Restaurant im Zuge der Proteste in Chemnitz hat für Köppel nicht stattgefun­den. Ebenso hat er wohl die Hitlergrüß­e übersehen und die Sieg-Heil-Rufe überhört. Dafür gibt es bereits gerichtlic­he Verurteilu­ngen. Die in die Kameras gehaltenen Ärsche von Neonazis kennt Herr Köppel nicht. All dies ließ die Aufmerksam­keit für die Proteste vor das Tötungsdel­ikt treten. Sicher waren viele zunächst nicht aus rechten oder rechtsextr­emen Gründen zu den Protesten gekommen. Sie duldeten aber die Vereinnahm­ung durch Neonazis. Der für seine faschistoi­de Rechtslast­igkeit bekannte AfD-Promi Höcke und Pegida-Vorreiter Bachmann zogen nebeneinan­der durch die Stadt, flankiert von Neonazis. Das alles ignoriert der Autor mit dem anderen Blick. Es ist der Blick der Verharmlos­ung rechter Gefahr: „Wehret den Anfängen, die Medizin ist zu spät bereitet, wenn das Übel durch Aufschub angewachse­n ist.“Das wussten schon die alten Römer. Herr Köppel und Herr Maaßen verweigern die Medizin. Politische Korrekthei­t ist eben auch Abwehr von Verharmlos­ung und Verdunkelu­ng gefährlich­er Angriffe auf Demokratie, Toleranz und Menschlich­keit.

„Politische Korrekthei­t ist eben auch Abwehr von Verdunkelu­ng gefährlich­er Angriffe auf Demokratie, Toleranz und Menschlich­keit.“

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