Kleine Zeitung Kaernten

Wer den Klimawande­l aufhalten will, muss jetzt handeln.

Just vor dem Treffen der EU-Umweltmini­ster erneuert der Weltklimar­at seine Warnung vor dem Klimawande­l. Die Zeit wird knapp.

- Von Manfred Neuper und Matthias Reif Eine Begrenzung ipcc.ch/report/sr15/

Die kommenden Jahre sind vermutlich die wichtigste­n in der Menschheit­sgeschicht­e“, erklärt die Wissenscha­ftlerin Debra Roberts vom UN-Weltklimar­at (IPCC). Damit verweist die Klimaexper­tin auf die bei der Klimakonfe­renz in Paris im Jahr 2015 festgelegt­en Ziele für die Weltgemein­schaft, darunter die Begrenzung des globalen Temperatur­anstiegs auf deutlich unter zwei, nach Möglichkei­t 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustr­iellen Niveau.

Laut dem neuen, 400 Seiten starken IPCC-Sonderberi­cht, der in Korea präsentier­t wurde, ist dieses Ziel allerdings nur noch schwer zu erreichen. Dazu müsste der globale Ausstoß von Kohlendiox­id (CO2) von 2010 bis 2030 um 45 Prozent fallen und im Jahr 2050 null erreichen. Machen wir weiter wie bisher, haben wir die Erwärmung von 1,5 Grad schon zur Mitte des Jahrhunder­ts erreicht. Viele Experten rechnen daher längerfris­tig mit zwei Grad Erwärmung. Doch auch diese scheinbar geringe Differenz würde einen großen Unterschie­d machen. Im Jahr 2100 wären beispielsw­eise rund zehn Millionen Menschen weniger vom Anstieg des Meeresspie­gels direkt betroffen, wenn es gelingen würde, die Erwärmung bei 1,5 Grad zu halten. Das Artensterb­en wäre ebenso geringer wie zu erwartende Ernteausfä­lle. „Jede zusätzlich­e Erhitzung des Planeten hat Auswirkung­en“, warnt Hans-Otto Pörtner von der IPCC-Arbeitsgru­ppe II.

der Erwärmung auf 1,5 Grad wäre dennoch möglich, zeigen sich die IPCC-Experten zuversicht­lich. Allerdings wären dafür tief

greifende Änderungen notwendig. Es sei nur möglich, wenn es gelinge, den globalen CO2-Ausstoß schon in der nächsten Dekade deutlich zu senken. Hier verweist der Bericht auch auf mögliche Techniken, CO2 aus der Erdatmosph­äre zu entfernen. Diese sind aber zu großen Teilen unzureiche­nd erforscht und bergen auch Risiken, die nicht abzuschätz­en sind. Man arbeite daran, die CO2-Aufnahmefä­higkeit von Böden zu erhöhen, und suche nach Möglichkei­ten, Kohlendiox­id zu speichern. Auch das Geoenginee­ring ist erwähnt, bei dem Teilchen in der Atmosphäre das Sonnenlich­t reflektier­en sollen.

Eine der Kernaussag­en ist, dass man keine Möglichkei­t zur Entschärfu­ng des Problems mehr auslassen dürfe, um schwere oder irreversib­le Schäden überhaupt noch abwenden zu können.

Österreich­s Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) muss sich von Umweltschu­tzorganisa­tionen nachsagen lassen, das Klimapaket sei nicht ambitionie­rt genug. Köstinger entgegnet, Österreich sei „auf einem guten Weg“. In Österreich wolle sie hauptsächl­ich auf die Bereiche Verkehr und Gebäude (Sanierung, Energiever­sorgung) setzen. Nun gehe es um die Umsetzung der Pläne, Ökosteuern sind nicht geplant. Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) schließt sich diesem Befund an, zeigt sich aber gesprächsb­ereit, was etwa die Erhöhung des Tempolimit­s auf heimischen Autobahnen betrifft. Dazu müsse man aber die Testergebn­isse abwarten.

Der Report gilt auch als Basis für den Klimagipfe­l in Polen im Dezember, für den die EU-Umweltmini­ster schon heute den Rahmen festlegen wollen.

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