Wer den Klimawandel aufhalten will, muss jetzt handeln.
Just vor dem Treffen der EU-Umweltminister erneuert der Weltklimarat seine Warnung vor dem Klimawandel. Die Zeit wird knapp.
Die kommenden Jahre sind vermutlich die wichtigsten in der Menschheitsgeschichte“, erklärt die Wissenschaftlerin Debra Roberts vom UN-Weltklimarat (IPCC). Damit verweist die Klimaexpertin auf die bei der Klimakonferenz in Paris im Jahr 2015 festgelegten Ziele für die Weltgemeinschaft, darunter die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf deutlich unter zwei, nach Möglichkeit 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau.
Laut dem neuen, 400 Seiten starken IPCC-Sonderbericht, der in Korea präsentiert wurde, ist dieses Ziel allerdings nur noch schwer zu erreichen. Dazu müsste der globale Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) von 2010 bis 2030 um 45 Prozent fallen und im Jahr 2050 null erreichen. Machen wir weiter wie bisher, haben wir die Erwärmung von 1,5 Grad schon zur Mitte des Jahrhunderts erreicht. Viele Experten rechnen daher längerfristig mit zwei Grad Erwärmung. Doch auch diese scheinbar geringe Differenz würde einen großen Unterschied machen. Im Jahr 2100 wären beispielsweise rund zehn Millionen Menschen weniger vom Anstieg des Meeresspiegels direkt betroffen, wenn es gelingen würde, die Erwärmung bei 1,5 Grad zu halten. Das Artensterben wäre ebenso geringer wie zu erwartende Ernteausfälle. „Jede zusätzliche Erhitzung des Planeten hat Auswirkungen“, warnt Hans-Otto Pörtner von der IPCC-Arbeitsgruppe II.
der Erwärmung auf 1,5 Grad wäre dennoch möglich, zeigen sich die IPCC-Experten zuversichtlich. Allerdings wären dafür tief
greifende Änderungen notwendig. Es sei nur möglich, wenn es gelinge, den globalen CO2-Ausstoß schon in der nächsten Dekade deutlich zu senken. Hier verweist der Bericht auch auf mögliche Techniken, CO2 aus der Erdatmosphäre zu entfernen. Diese sind aber zu großen Teilen unzureichend erforscht und bergen auch Risiken, die nicht abzuschätzen sind. Man arbeite daran, die CO2-Aufnahmefähigkeit von Böden zu erhöhen, und suche nach Möglichkeiten, Kohlendioxid zu speichern. Auch das Geoengineering ist erwähnt, bei dem Teilchen in der Atmosphäre das Sonnenlicht reflektieren sollen.
Eine der Kernaussagen ist, dass man keine Möglichkeit zur Entschärfung des Problems mehr auslassen dürfe, um schwere oder irreversible Schäden überhaupt noch abwenden zu können.
Österreichs Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) muss sich von Umweltschutzorganisationen nachsagen lassen, das Klimapaket sei nicht ambitioniert genug. Köstinger entgegnet, Österreich sei „auf einem guten Weg“. In Österreich wolle sie hauptsächlich auf die Bereiche Verkehr und Gebäude (Sanierung, Energieversorgung) setzen. Nun gehe es um die Umsetzung der Pläne, Ökosteuern sind nicht geplant. Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) schließt sich diesem Befund an, zeigt sich aber gesprächsbereit, was etwa die Erhöhung des Tempolimits auf heimischen Autobahnen betrifft. Dazu müsse man aber die Testergebnisse abwarten.
Der Report gilt auch als Basis für den Klimagipfel in Polen im Dezember, für den die EU-Umweltminister schon heute den Rahmen festlegen wollen.