Kleine Zeitung Kaernten

Weil sein Sohn von der Partei ausgebrems­t wurde, denkt Peter Kaiser an Rückzug aus bundespoli­tischen Funktionen.

Die SPÖ Kärnten schäumt wegen EU-Platzierun­g und zitiert die Bundespart­eispitze nach Klagenfurt. Eine Woche vor dem Bundespart­eitag soll es klärende Gespräche geben.

- Claudia Gigler, Andrea Bergmann

Es war eine Kombinatio­n aus Bekenntnis der Partei zum „Reißversch­lusssystem“und Berücksich­tigung der starken Bundesländ­erorganisa­tionen, die es den Kärntner Sozialdemo­kraten schwer machte, einen wählbaren Platz auf der EU-Kandidaten­liste zu ergattern. Platz 1 ging an einen Mann aus Wien, Andreas Schieder. Platz 2 an die amtierende Delegation­sleiterin Evelyn Regner, eine Frau. Platz 3 an einen Niederöste­rreicher, Platz 4 an eine Steirerin, Platz 5 an einen Oberösterr­eicher. Blieb Platz 6 als letzter „wählbarer“Listenplat­z für eine Frau. Derzeit hält die SPÖ fünf Mandate. Für diesen Platz 6 war als sogenannte „zentrale Notwendigk­eit“schon seit Längerem die Jungpoliti­kerin Julia Herr vorgesehen, die bei der Nationalra­tswahl trotz vieler Vorzugssti­mmen das Nachsehen hatte. Sie ist Burgenländ­erin. Die Kärntner SPÖ mit Parteichef Peter Kaiser wollte wegen ihrer Stärke und Erfolge bei den EU-, Nationalra­ts- und Landtagswa­hlen einen Platz unter den ersten sechs.

Hätte Kärnten eine Frau aufgeboten, wäre wohl zu reden gewesen. Dadurch, dass es mit Luca Kaiser, der in geheimer Wahl aus vier Kandidaten gewählt wurde, ein Mann war, blieb nur noch Platz 7 oder Platz 9. Dank der Diskussion über den „Nazion“-Tweet des Sohnes von Landeshaup­tmann Peter Kaiser und der Grundsatzf­rage, ob es bei den Wählern gut ankommt, wenn ein Parteichef seinen Sohn als Spitzenkan­didat ins Rennen schickt, wurde es nur Platz 9.

Kärntens SPÖ schäumt. Peter Kaiser zeigt sich ungewohnt empört wegen der Kriterien, nach denen die Bundespart­ei die EU-Kandidaten reihte. Herangezog­en würden die Einwohnerz­ahl eines Bundesland­es, das letzte Nationalra­tswahlund nicht Europawahl­ergebnis, vor allem aber nicht die Landtagsst­ärke der SPÖ. Kleine Bundesländ­er würden so immer hinten gereiht. „Man will damit wohl bestimmte Ergebnisse erreichen.“Es gehe nicht um seinen Sohn Luca, so Kaiser. Die rote Landesorga­nisation würde gleich reagieren, wenn ein anderer als Kärntner Spitzenkan­didat gewählt worden wäre. Im Bundespart­eivorstand am Donnerstag gab es je- denfalls ein Novum: Als die EU-Liste beschlosse­n wurde, stimmte erstmals eine Landesgrup­pe gesamt dagegen: Peter Kaiser, Ana Blatnik, Herwig Seiser und Reinhart Rohr. Kaiser fordert jetzt eine Aussprache mit der Bundespart­eispitze in Klagenfurt. Der „Einladung“nach Kärnten kommen SPÖChefin Pamela Rendi-Wagner

und der neue Bundesgesc­häftsführe­r Thomas Drozda

nach. Beim Landespart­eivorstand am 19. Oktober – eine Woche vor dem Bundespart­eitag in Wels – wollen die Kärntner Tacheles reden.

Zu Hinweisen, wonach er überlege, sich als Mitglied des Bundespart­eivorstand­es und Parteichef-Stellvertr­eter zurückzuzi­ehen, sagt Kaiser: „Wir werden das intern diskutiere­n.“Auch das werde Teil der Gespräche mit der Bundespart­eispitze in Klagenfurt. Ob er wieder für diese beiden Funktionen kandidiere­n werde, hänge von den Gesprächen mit der Parteispit­ze ab.

Luca Kaiser deponierte gestern jedenfalls, dass er auch von Platz neun aus „vollen Einsatz für Europa zeigen wird“.

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LH Kaiser hat noch ein Hühnchen mit SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner zu rupfen. Sohn Luca fügte sich in die Entscheidu­ng
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APA (2), RAUNIG
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