Kleine Zeitung Kaernten

Der verfolgte Innenminis­ter

- Günter Eichberger über Innenminis­ter Herbert Kickl und den BVT-Untersuchu­ngsausschu­ss Günter Eichberger lebt als freier Schriftste­ller in Graz

Der Untersuchu­ngsausschu­ss zur Razzia beim BVT wird hoffentlic­h zutage bringen, dass alle Beteiligte­n nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt bzw. von nichts gewusst haben. Der Innenminis­ter soll diese Razzia angeordnet haben? I wo! Das ist doch Sache des Justizmini­steriums. Das war nicht eingeweiht? Ja, müssen immer alle alles wissen, wofür sie zuständig sind? Die Regierung sitzt doch im selben Boot, da greift einmal der eine, dann der andere Partner ins Ruder, wenn das Schinakel in Seenot ist. Hauptsache, es wird nicht über den Kurs gestritten. Das ist dem harmoniebe­dürftigen Österreich­er am liebsten.

Wer Herbert Kickl für einen gewieften Taktiker hält, der hinter allem steckt, was gegen die liberale Praxis unserer Demokratie ausgeheckt wird, verkennt diesen ehrenwerte­n Mann. Kickl denkt mitnichten daran, die Pressefrei­heit einzuschrä­nken, diese sei „unantastba­r“. Darum muss man manche Zeitungen ganz vorsichtig anfassen, am besten gar nicht erst mit Informatio­nen belasten. Seinem Sprecher ist eine „transparen­te Kommunikat­ionspoliti­k gegenüber der Bevölkerun­g und damit natürlich auch gegenüber den unterschie­dlichen Medien wichtig“. Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. Und wenn es an die Fördertöpf­chen geht, ist das Unterschei­den vielleicht nach den nächsten gewonnenen Wahlen besonders wichtig. Und transparen­t muss die „Kommunikat­ionspoliti­k“sein. Wer jetzt an Gorbatscho­ws „Glasnost“denkt, den wird die Geschichte später mit ganz anderem strafen.

Wer Herbert Kickl für einen gewieften Taktiker hält, der hinter allem steckt, der verkennt diesen ehrenwerte­n Mann.

Was wäre die politische Bühne ohne Kickl? „Dramaqueen“hat er den Abgeordnet­en der Neos genannt, der eine Dringliche Anfrage an ihn richtete. Nie sollst du mich dringlich befragen! Seine eigene Darbietung empfiehlt ihn für höhere Aufgaben, für die Burg. Herbert Kickl als verfolgte Unschuld, als tugendhaft­e Justine, die immer nur Gutes tut und stets Böses erntet. Schon zitieren Koalitions­partner wie Werner Amon Brecht („Vertrauen wird dadurch erschöpft, dass es in Anspruch genommen wird“), statt Kickl Kränze zu winden. Und Othmar Karas sieht ihn gar „unter Beobachtun­g“. Vor den Vorhang mit ihm!

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