Kleine Zeitung Kaernten

Lärmschutz noch nicht auf Schiene

Der Bahnlärm entlang des Wörthersee­s bleibt ein brisantes Thema. Bei der Fachtagung zum Thema Lärmschutz wurde heftig diskutiert.

- Von Andreas Jandl

Wie sehr der Bahnlärm die Bevölkerun­g entlang des Wörthersee­s beschäftig­t, zeigte sich gestern im Congress Center in Pörtschach. Es war gerammelt voll, als Experten bei der Fachtagung zum Thema Lärmschutz für die Bahnstreck­e von Klagenfurt entlang des Wörthersee­s nach Villach referierte­n.

„Der Ausbau der Koralmbahn betrifft vor allem den Kärntner Zentralrau­m“, sagte Ulrich Zafoschnig, Landesrat für den öffentlich­en Verkehr (ÖVP). Deshalb brauche es moderne Lärmschutz­maßnahmen. Im Mai des Vorjahres wurde ein Memorandum zwischen dem Land und dem Bundesmini­sterium für Verkehr, Innovation und Technologi­e vereinbart, um die lärmbelast­ete Bevölkerun­g zu schützen. „Dieses Gebiet ist von 200.000 Menschen besiedelt“, so Zafoschnig. Vor allem der Güterverke­hr bereite Probleme. Derzeit gibt es 32 Kilometer an Lärmschutz­wänden entlang der Strecke, die durchschni­ttlich von 166 Zügen pro Tag befahren wird. Nach Fertigstel­lung der Koralmbahn sollen es laut ÖBB 217 Züge täglich sein. Aktuell evaluieren Land und ÖBB gemeinsam mit den Gemeinden, wo es weitere Schutzmaßn­ahmen braucht.

Fast in jeder der Kommunen besteht Handlungsb­edarf. In Wernberg etwa gibt es bis dato keinen Lärmschutz. Eine Machbarkei­tsstudie läuft. Die Kosten teilen sich ÖBB (50 Prozent), Land und Gemeinde (je 25 Prozent). In Krumpendor­f wurde nahe dem Kropfitsch­bad ein verbesseru­ngswürdige­r Bereich geortet. Fraglich ist, ob die Gemeinde den 25-Prozent-Anteil stemmen kann. Auch in Pörtschach, Techelsber­g, Velden und Klagenfurt wurden Schwachste­llen gefunden. In Villach sehen die Experten der-

keinen Handlungsb­edarf. Bauliche Maßnahmen betreffen vor allem Lärmschutz­wände. Zudem gibt es für Anrainer und Tourismusb­etriebe eine Förderung für Lärmschutz­fenster.

Die ÖBB Infrastruk­tur investiert zudem in Maßnahmen, um die am Wörthersee so störenden Rollgeräus­che zu reduzieren. Eine weitere Maßnahme sei der Lärmbonus, mit dem „leise“Züge belohnt werden sollen.

Alfred Pitnik von Rail Cargo Austria ergänzt: „Mit Jahresende sind 55 Prozent unserer Güterwägen leise, in drei Jahren werden es 90 Prozent sein.“Wenn 80 Prozent einer Garnitur leise seien, verringere sich der Lärm um zehn Dezibel. „Da- durch wird das Lärmempfin­den um 50 Prozent reduziert“, so Pitnik. Nur kurz diskutiert wurde die vom Land für den Güterund Fernverkeh­r forcierte W2Trasse, eine Tunnelkett­e nördlich des Wörthersee­s. Offen ist hier neben der Machbarkei­t auch die Frage, in welcher Form die Gleise Villach und Klagenfurt durchschne­iden sollen. In Klagenfurt überlegt man eine Verlegung der Bahn in die Nähe des Sattnitzma­ssivs.

Harsche Kritik an der Veranstalt­ung kam von Christoph Neuschelle­r, Sprecher des Vereins „Stop den Bahnlärm“und Obmann des Tourismusv­erbands Pörtschach: „Das ist ein Desaster. Wir sind offenbar nur Bürzeit ger zweiter Klasse. Der Plan, den Bestandslä­rmschutz zu modernisie­ren, ist schön, hilft aber nichts, wenn sich die Gemeinden den 25-Prozent-Anteil für die Umsetzung nicht leisten können.“Er fordert unter anderem ein Fahrverbot für laute Züge. Zur Unterstütz­ung bekam er Unterschri­ften von 850 lärmgeplag­ten Pörtschach­ern. Anrainer Klaus Petermann will „endlich konkrete Maßnahmen, statt ständiger Lärmmessun­gen“sehen. Andere sprachen von einer „Beschwicht­igungsvera­nstaltung“, bei der man Ängste einmal mehr nicht ernst genommen hätte. Der Güterverke­hr (Straße und Schiene) soll übrigens bis 2030 um ein Drittel wachsen.

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Vor allem der Güterverke­hr entlang des Wörthersee­s sorgt für hörbare Diskussion­en

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