Lärmschutz noch nicht auf Schiene
Der Bahnlärm entlang des Wörthersees bleibt ein brisantes Thema. Bei der Fachtagung zum Thema Lärmschutz wurde heftig diskutiert.
Wie sehr der Bahnlärm die Bevölkerung entlang des Wörthersees beschäftigt, zeigte sich gestern im Congress Center in Pörtschach. Es war gerammelt voll, als Experten bei der Fachtagung zum Thema Lärmschutz für die Bahnstrecke von Klagenfurt entlang des Wörthersees nach Villach referierten.
„Der Ausbau der Koralmbahn betrifft vor allem den Kärntner Zentralraum“, sagte Ulrich Zafoschnig, Landesrat für den öffentlichen Verkehr (ÖVP). Deshalb brauche es moderne Lärmschutzmaßnahmen. Im Mai des Vorjahres wurde ein Memorandum zwischen dem Land und dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie vereinbart, um die lärmbelastete Bevölkerung zu schützen. „Dieses Gebiet ist von 200.000 Menschen besiedelt“, so Zafoschnig. Vor allem der Güterverkehr bereite Probleme. Derzeit gibt es 32 Kilometer an Lärmschutzwänden entlang der Strecke, die durchschnittlich von 166 Zügen pro Tag befahren wird. Nach Fertigstellung der Koralmbahn sollen es laut ÖBB 217 Züge täglich sein. Aktuell evaluieren Land und ÖBB gemeinsam mit den Gemeinden, wo es weitere Schutzmaßnahmen braucht.
Fast in jeder der Kommunen besteht Handlungsbedarf. In Wernberg etwa gibt es bis dato keinen Lärmschutz. Eine Machbarkeitsstudie läuft. Die Kosten teilen sich ÖBB (50 Prozent), Land und Gemeinde (je 25 Prozent). In Krumpendorf wurde nahe dem Kropfitschbad ein verbesserungswürdiger Bereich geortet. Fraglich ist, ob die Gemeinde den 25-Prozent-Anteil stemmen kann. Auch in Pörtschach, Techelsberg, Velden und Klagenfurt wurden Schwachstellen gefunden. In Villach sehen die Experten der-
keinen Handlungsbedarf. Bauliche Maßnahmen betreffen vor allem Lärmschutzwände. Zudem gibt es für Anrainer und Tourismusbetriebe eine Förderung für Lärmschutzfenster.
Die ÖBB Infrastruktur investiert zudem in Maßnahmen, um die am Wörthersee so störenden Rollgeräusche zu reduzieren. Eine weitere Maßnahme sei der Lärmbonus, mit dem „leise“Züge belohnt werden sollen.
Alfred Pitnik von Rail Cargo Austria ergänzt: „Mit Jahresende sind 55 Prozent unserer Güterwägen leise, in drei Jahren werden es 90 Prozent sein.“Wenn 80 Prozent einer Garnitur leise seien, verringere sich der Lärm um zehn Dezibel. „Da- durch wird das Lärmempfinden um 50 Prozent reduziert“, so Pitnik. Nur kurz diskutiert wurde die vom Land für den Güterund Fernverkehr forcierte W2Trasse, eine Tunnelkette nördlich des Wörthersees. Offen ist hier neben der Machbarkeit auch die Frage, in welcher Form die Gleise Villach und Klagenfurt durchschneiden sollen. In Klagenfurt überlegt man eine Verlegung der Bahn in die Nähe des Sattnitzmassivs.
Harsche Kritik an der Veranstaltung kam von Christoph Neuscheller, Sprecher des Vereins „Stop den Bahnlärm“und Obmann des Tourismusverbands Pörtschach: „Das ist ein Desaster. Wir sind offenbar nur Bürzeit ger zweiter Klasse. Der Plan, den Bestandslärmschutz zu modernisieren, ist schön, hilft aber nichts, wenn sich die Gemeinden den 25-Prozent-Anteil für die Umsetzung nicht leisten können.“Er fordert unter anderem ein Fahrverbot für laute Züge. Zur Unterstützung bekam er Unterschriften von 850 lärmgeplagten Pörtschachern. Anrainer Klaus Petermann will „endlich konkrete Maßnahmen, statt ständiger Lärmmessungen“sehen. Andere sprachen von einer „Beschwichtigungsveranstaltung“, bei der man Ängste einmal mehr nicht ernst genommen hätte. Der Güterverkehr (Straße und Schiene) soll übrigens bis 2030 um ein Drittel wachsen.