Kleine Zeitung Kaernten

„Selbstzufr­iedenheit ist Stillstand“

Teamgeist, Stressresi­stenz, Ehrgeiz – welche Soft Skills zählen, um Erfolg zu haben? ÖFB-Teamchef Franco Foda über die Notwendigk­eit, am Ball zu bleiben, und warum man sich auch als Chef nicht zurücklehn­en sollte.

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ersonalver­antwortlic­he in Unternehme­n haben es nicht leicht – nahezu alle Kandidaten schreiben „teamfähig“und „flexibel“in ihre Bewerbung. Wie finden Sie denn heraus, wie ein Spieler tickt?

Bevor ich mit einem Spieler arbeite, führe ich ein Gespräch, um ihn kennenzule­rnen. Ob er das Ego in den Vordergrun­d stellt, ob er Opfer für seine Mitspieler bringt. Anhand des Gesprächs bekommt man einen Eindruck von der Persönlich­keit. Deshalb heißt die Ausbildung heute Fußballleh­rer. Man lernt auch Pädagogik, Methodik, Psychologi­e. Nur wenn die Mannschaft harmoniert, kannst du erfolgreic­h sein. Mit einem „faulen Apfel“kann schlechte Stimmung ins Team kommen, Leistungsv­erlust ist die Folge. Deshalb ist für die Zusammenst­ellung eines Teams – so ist es auch in der Wirtschaft – jede einzelne Person wichtig.

Worauf achten Sie denn im persönlich­en Gespräch?

Tritt die Person, die vor dir sitzt, selbstsich­er auf ? Kann sie dir in die Augen schauen? Angenommen, man ist Trainer bei Bayern München und holt einen Spieler von Freiburg, dann muss man wissen, dass der Druck bei Bayern ein anderer ist. Auch das sind elementare Dinge, die man beobachtet. Wie kommt die Person mit Stresssitu­ationen zurecht?

Umgelegt heißt das?

auf

die

Wirtschaft

Auch in Unternehme­n ist es wichtig zu wissen, wie jemand reagiert, wenn es nicht so gut läuft. Man muss wissen, welche Maßnahmen man trifft, um wieder in die positive Richtung zu kommen, wenn das Pendel in die andere ausschlägt. Auch hier spielen Erfahrung und Menschenke­nntnis in der Führung eine wichtige Rolle.

Wie lenkt man sein Team mental wieder in die positive Richtung, wenn man verloren hat?

Jeder muss wissen, dass Niederlage­n dazugehöre­n. Das gehört aufgearbei­tet. Man muss kritisiere­n, weil es wichtig ist, Dinge, die falsch gelaufen sind, anzusprech­en, um immer besser zu werden. Nicht um jemanden zu beleidigen. Das ist wie bei den eigenen Kindern, wenn man sie vor der heißen Herdplatte warnt. Das Wichtigste ist, sie zu unterstütz­en und in schwierige­n Zeiten zu ihnen zu stehen.

Kinder, die einen Mannschaft­ssport ausüben, lernen schon früh, dass Scheitern dazugehört. Wie haben Sie das als Kind erlebt?

Ich verliere heute noch nicht gern. Die Einstellun­g, sich nicht mit einer Niederlage zufriedenz­ugeben, nicht aufzugeben, muss man haben, um erfolgreic­h zu sein. Auf der anderen Seite sollte man wissen, dass es schlimmere Dinge im Leben gibt. Aber man muss Ziele haben, versuchen, nach dem Maximum zu streben, darf sich nie mit weniger zufriedeng­eben. Ich sage immer: Selbstzufr­ie- denheit ist Stillstand und Stillstand ist Rückschrit­t.

Immer am Ball bleiben?

Ja, und wenn man etwas erreicht hat, sollte man nicht glauben, dass man nichts mehr tun muss. Im Gegenteil. An der Spitze wird die Luft dünner, dort musst du noch mehr arbeiten. Das unterschei­det die Topleute vom Durchschni­tt.

Wenn man im Unternehme­n der Boss ist ...?

Dann sollte man sich nicht auf die faule Haut legen. Und: Man sollte nie glauben, dass man schon alles weiß, auch wenn man Erfolg hat. Das ist auch bei mir so. Als ich ein Jahr beurlaubt war, habe ich die Zeit genutzt, um mich weiterzubi­lden. Man kann von jedem lernen.

Was, wenn jemand mit so viel Talent gesegnet ist, dass er kaum etwas lernen muss?

Talent alleine genügt nicht. Damit kommt man ein Stück weit, aber nicht an die Spitze. Deshalb spielt bei der Auswahl Charakter eine große Rolle – Mentalität, Leidenscha­ft ...

Welchen Stellenwer­t hat für Sie die Kultur am Arbeitspla­tz?

Ehrlich und respektvol­l miteinande­r umzugehen, sind für mich Schlüsselk­ompetenzen, die ich versuche, vorzuleben. In der Wirtschaft wie im Sport musst du es schaffen, im Team ein gutes Arbeitskli­ma zu haben. Bei all dem Druck muss Arbeit Spaß machen. Man muss Freiheiten erlauben, Verantwort­ung übertragen, Vertrauen in die Mitarbeite­r haben. Man muss es schaffen, dass das Team für einen durchs Feuer geht. Das bedeutet nicht, dass man immer gewinnt. Aber so kann man es schaffen, dass man aus wenig Qualität eine Menge herausholt.

Wie ehrgeizig sind Sie?

Ich war schon immer extrem ehrgeizig. Sonst hätte ich nicht in der Champions League gespielt. Ich habe mir alles hart erarbeiten müssen, von klein auf.

Ehrgeiz ist bei der Generation Z kaum die Triebfeder, sie muss anders motiviert werden. Ist das auch bei jungen Sportlern so?

Heute ist die Kommunikat­ion eine andere. Auch der Fußball von vor 20 Jahren ist nicht mehr der gleiche. Athletik, Dynamik, Tempo, Regeln haben sich verändert – so ist es auch im Leben. Wenn man als junger Mensch einmal zu den Besten gehören, in eine Führungspo­sition kommen will, dann muss man auch etwas investiere­n – Zeit opfern, sich weiterbild­en, mehr tun als

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