Kleine Zeitung Kaernten

„Wir Frauen können uns nun mehr erlauben“

Maite Kelly war mit ihrem letzten Album „Sieben Leben für dich“eineinhalb Jahre in den Charts. Bei Silbereise­n stellt sie um 20.15 Uhr in ORF 2 heute den Nachfolger vor.

- Von Olaf Neumann

Dem Schlager wurde oft vorgeworfe­n, er besinge nur die heile Welt. Sind Sie Vertreteri­n einer neuen Generation? Ich komme von der Folklore. Die ist dramatisch. „Griechisch­er Wein“ist Folklore. Ich bin in Spanien und in ganz Europa aufgewachs­en und habe die Folklore gelebt. Wir wurden oft in TV-Shows eingeladen, wo ich die großen Persönlich­keiten des Schlagers kennenlern­en durfte. Die hatten alle Ecken und Kanten und den Mut, über Tod, Verlust und sogar Erotik zu singen. Eine Verbindung zwischen Verstand und Herz. Und so fand ich im Schlager ein Zuhause. Deswegen gibt es bei mir auch keinen Pop-Schlager, sondern einfach Schlager-Schlager.

Warum dominieren Frauen die Schlagermu­sik?

Das ist momentan auch im Pop so. Wir haben Beyoncé oder Adele. Es gibt eine tolle neue Generation. Auch in den Disney-Shows sind im Moment die Frauenfigu­ren sehr stark. Das liegt daran, dass Frauen momentan mutiger sind als Männer und sich deshalb als Vorbilder eignen. Wir Frauen können uns in dieser Zeit viel mehr erlauben, weil die Popmusik sehr moralisch geworden ist. Wir können in der Schlagermu­sik über intime Dinge singen, die die meisten sich nicht einmal trauen auszusprec­hen.

Deutschlan­ds erfolgreic­hste Schlagersä­ngerin Helene Fischer wurde öffentlich dazu aufgeforde­rt, sich politisch zu äußern. Wie denken Sie darüber?

Ich finde diese Hetze gegen meine geliebte Kollegin nicht angebracht. Sie hat genug Morddrohun­gen erhalten und genug Kram am Hals. Ich kann absolut nachvollzi­ehen, dass jemand, der so erfolgreic­h ist wie Helene Fischer, mit politische­n Statements vorsichtig ist. Man muss auch mal die andere Seite der Medaille sehen. Roland Kaiser hat öffentlich über Pegida gesprochen, aber niemand will wissen, wie viel Angst seine Frau monatelang hatte, weil es Morddrohun­gen gab. Man kann nicht erwarten, dass Künstler wie Politiker agieren. Außerdem weiß man nicht, was eine Helene Fischer privat politisch alles leistet. Ich befürworte eher, Politik zu leben. Deswegen bin ich auch in der katholisch­en Kirche sehr aktiv.

Wie denken Sie über folgende Liebesweis­heit: „Was du liebst, lass los. Kommt es zurück, ist es die wahre Liebe“?

Fragen Sie mich, ob ich wieder mit meinem Ex zusammen bin? Wir sind schon seit Jänner geschieden, aber wir sind sehr gut auseinande­rgegangen. Als Eltern sind wir nach wie vor ein Team. Ein gutes. Dafür bin ich sehr dankbar. Wie ich es damals

schon sagte: Manchmal heißt lieben loslassen.

Nervt es Sie, dass Details aus Ihrem Privatlebe­n oft sofort an die Öffentlich­keit gelangen? Es sind ja keine privaten Details, sondern pure erfundene Geschichte­n! Das ist unethisch und eine Schande für das Berufsetho­s eines jeden Journalist­en. Mein Vater sagte immer, der Dorfklatsc­h sei kein Problem, solange es nicht zu deiner Realität gehört. Mir tut es weh, wenn überall steht, ich sei schwanger von irgendeine­m Schauspiel­er, den ich noch nie in meinem Leben gesehen habe. Dann muss ich meiner Tochter erklären, dass diese Zeitungen mit der Lüge Geld machen. Ich lasse mich aber nicht davon abbringen, ihr ein Vorbild in allem zu sein.

Wie schreibt man denn authentisc­he Liebeslied­er mit hohem Gänsehautf­aktor? Indem man Erlebtes aufschreib­t und vielleicht auch mal zulässt, den Schmerz zu spüren. „Heute Nacht für immer“zum Beispiel ist nicht autobiogra­fisch, aber ein sehr ehrlicher Song. Wenn man eine Beziehung eingeht, dann fängt es ja mit der ersten Nacht an. Das ist auch ein gewisses Risiko, man will ja den längsten One-Night-Stand der Welt. Jede Zeile kommt aus meinem Herzen. Ich wollte eine Gänsehaut, wenn ich sie singe.

Was erwartet uns bei der Tour?

Von der Decke fliegen muss ich nicht. Das kann Helene besser. Ich tanze aber schon viel und muss verantwort­lich mit meinem Körper umgehen. Ich trinke keinen Alkohol und feiere sehr selten mit meiner Crew, weil ich am Morgen oft wieder die Kinder habe. Ich bin eigentlich ziemlich langweilig.

Maite Kelly: „Die Liebe siegt sowieso“(Universal). Am 20. März 2019 gastiert Kelly in der Stadthalle Wien. www. oeticket.com

Live heute bei „Schlagerbo­oom 2018 – Alles funkelt! Alles glitzert!“, ORF & ARD, 20.15 Uhr.

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APA (2) Maite Kelly (38) verkauft nach Helene Fischer im Schlager am meisten. Die neue CD heißt „Die Liebe siegt sowieso“

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