Der Pflegesektor explodiert
4 von 5 Pflegerinnen aus Rumänien und der Slowakei.
Es ist der Elefant im Raum bei der Indizierung der Familienbeihilfe, die die Koalition am Dienstag im Nationalrat beschlossen hat: Wie wird sich das auf den boomenden Markt der Pflegerinnen aus Osteuropa auswirken, die Zehntausenden Österreichern 24 Stunden am Tag durchs Leben helfen?
Besonders stark von der Änderung betroffen werden nämlich Rumänien und die Slowakei sein: Dort ist die Kaufkraft niedriger als in Österreich, also bekommen, sobald die Regelung mit 2019 in Kraft tritt, Familien weniger Geld überwiesen, von denen jemand in Österreich arbeitet, deren Kinder aber in der Slowakei oder in Rumänien leben.
Auch wenn das nicht der Gedanke hinter der Familienbeihilfe war: Effektiv hat sie als Förderung geholfen, den Job als Pfleger(in) in Österreich in Osteuropa attraktiv zu machen. Wie sehr, zeigen Anfragen von Neos-Sozialsprecher Gerald Loacker, der vom Sozial- und Wirtschaftsministerium wissen wollte, wie sich der Pflegemarkt in den vergangenen Jahren entwickelt hat.
zeigen deutlich, wie stark der Pflegebedarf in Österreich zuletzt gewachsen ist: Binnen sechs Jahren hat sich die Zahl der Pflegerinnen (94 Prozent sind weiblich), die in Österreich ein Gewerbe angemeldet haben, mehr als verdoppelt. Mehr als
Neos-Sozialsprecher Gerald Loacker
Woher Österreichs Pflegekräfte kommen
vier Fünftel dieser 24-Stunden-Betreuerinnen kommen aus der Slowakei und Rumänien. Auch die Summe, die Bund und Länder direkt zur Förderung der 24-StundenPflege aufwenden, ist geradezu explodiert: 2010 kostete das rund 58 Millionen Euro, 2017 waren es knapp unter 160.
Loacker drängt angesichts dieser Entwicklung – und der bevorstehenden, weil die Babyboomer-Generation bald ins pflegebedürftige Alter vorrückt – auf eine Neuaufstellung des Pflegesystems. Zum einen sei es nicht mehr State of the Art, Bettenburgen wie die meisten Pflegeheime bisher zu bauen – es brauche einen bundesweit einheitlichen Pflegestandard. In einem zweiten Schritt müsse man dann klären, wie man diesen Standard finanziere.