„Zu weit aus dem Fenster gelehnt“
Der Fall Luca Kaiser sorgt weiterhin für Diskussionen unter unseren Lesern.
In Brüssel wurden von nur 45 Prozent der wahlberechtigten EU-Bürger an die 750 hoch dotierte Nebenjobs vergeben. Die jetzige Landwirtschaftsministerin hat neben ihrem EU-Mandat als ÖVP-Generalsekretärin gearbeitet, eine Frau Lunacˇek hat nebenher in Österreich als Spitzenkandidatin der Grünen Wahlkampf geführt und die Bilder von EU-Abgeordneten, die vor einer Handvoll Kollegen im riesigen, sonst leeren Sitzungssaal Reden halten, sind bekannt. Jetzt steht eine Neuverteilung des Kuchens an.
Wieso will man es einem Studenten übel nehmen, dass auch er sich um einen solchen lukrativen Job bemüht? Ganz im Sinne des Slogans „Hast du einen Opa, schick ihn nach Europa – auch wer noch studiert, wird nach Brüssel ausrangiert“, steht dieser Anspruch auch dem Sohn eines Landeshauptmannes zu. Die Frage stellt sich andersherum: Braucht Europa dieses aufgeblähte, von den Bürgern nicht legitimierte, sündteure, sogenannte „Parlament“als Börse für politische Nebenjobs?
Heinz Schreiber,
St. Georgen am Längsee
Berechtigte Aussage
Der Jungpolitiker Luca Kaiser scheint sich mit dem Spruch „Österreich ist eine Nazion …“doch etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt zu haben. Schade. Zehn Monate hat man gewartet auf den richtigen Augenblick. Seine EU-Kandidatur war der Auslöser. Nun prasselt über ihn Kritik. Wahrheit scheint wehzutun. Luca Kaiser ist ein zukunftsreicher Jungpolitiker, der eine zu pointierte, aber ehrliche, kritische und berechtigte Aussage auf die jetzige politische Situation getätigt hat.
Ihm ist zuzutrauen, im EUParlament das geschädigte Ansehen Österreichs anzuheben. Ich wünsche ihm viel Kraft um weiter ehrlich zu sein.
Dr. Mathias Siencˇnik,
Klagenfurt
Die besten Köpfe
Ein Zeichen des neuen Stils wäre die Einführung öffentlicher Hearings. Kandidatinnen und Kandidaten für öffentliche Ämter sollen sich präsentieren, damit sich Abgeordnete und Öffentlichkeit ein Bild von ihnen machen können.
Was befähigt sie für das Amt, welche Erfahrungen und Qualifikationen bringen sie mit und was sind ihre Pläne für die Amtszeit? Auch die Bevölkerung soll in diesen Prozess einletztendlich gebunden werden und die Möglichkeit haben, Fragen an die Kandidatinnen und Kandidaten zu richten.
Daher soll für die Besetzung nicht das Parteibuch die wichtigste Eigenschaft sein, sondern Fachwissen, Managementkompetenz und Kommunikationsfähigkeit. Hearings wären nicht nur eine Stärkung des Landes, sondern würden auch dazu beitragen, dass die besten Köpfe für solche Ämter nominiert werden. International ist diese Idee bereits erprobt.
Im Europäischen Parlament etwa, müssen sich alle designierten EU-Kommissare den Fragen der Abgeordneten stellen. In der Vergangenheit führte dies mehrfach dazu, dass Kandidatinnen und Kandidaten vor Amtsantritt ausgetauscht wurden, weil sie sich als unqualifiziert erwiesen. Das wäre ein neuer Stil, wie er im Wahlkampf versprochen wurde. Was es dazu braucht, sind keine neuen Gesetze, sondern lediglich der Wille, es zu tun.
Gerline Polesnik,
Rosegg
Visionen
Offen gesagt: „Geht nicht“, 21. 10. Bei all dem Medienrauschen, dem vielen Geschwätz zu Politik und Gesellschaft, stehen Hubert Patterers Kommentare und Bewertungen, zuletzt zum Kaiser-Sohn, so einsam wie ein Fels in der Brandung der Versachlichung.
Kompliment Herr Patterer, Sie sprechen Klartext. Sie treffen den Nagel halt meistens auf den Kopf, und das kann manchmal wehtun.
Ewald Ruppnig,
St. Veit