Kleine Zeitung Kaernten

Was Brasilien unter seinem ultrarecht­en Präsidente­n blüht.

Der neue Präsident verklärt Diktatur, will Lockerung der Waffengese­tze und die Amazonas-Region zur Ausbeutung freigeben.

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Die Brasiliane­r haben mit Jair Bolsonaro am Sonntag einen Ultrarecht­en zu ihrem neuen Präsidente­n gewählt. Damit wird das größte und wichtigste Land Lateinamer­ikas in den kommenden vier Jahren von einem Politiker regiert, der die Demokratie für eine „Schweinere­i“hält, die Militärdik­tatur verherrlic­ht und Minderheit­en sowie Andersdenk­ende verachtet und ihnen droht. Mit dem 63-Jährigen gewinnt in dem bunten Brasilien ein Politiker, der die Vorherrsch­aft weißer heterosexu­eller Männer zementiere­n wird. Und in Brasilien werden künftig die Militärs mitregiere­n. Bolsonaros Vizekandid­at Hamilton Mourão ist ein Ex-General, auch mehrere Ministerie­n könnten künftig von Militärs geführt werden.

Für Bolsonaro, der für die kleine Partei PSL antrat, stimmten knapp 55 Prozent der Wahlberech­tigten. Am Ende war der Wunsch nach Veränderun­g, nach Abstrafen der Arbeiterpa­rtei PT, die Brasilien 13 Jahre regierte, größer als die Angst vor einem rechtsextr­emen Politiker. Die Menschen machen die PT für die unfassbare Gewalt, die tiefe Wirtschaft­skrise und die große Korruption verantwort­lich. In dieser Stimmung hatte Fernando Haddad nie eine Siegeschan­ce. 45 Millionen Brasiliane­r, rund 45 Prozent der Wahlberech­tigten, stimmten für den PT-Bewerber. Haddad war als Ersatzkand­idat für Ex-Präsident Lula da Silva erst drei Wochen vor der ersten Wahlrunde am 7. Oktober in den Wahlkampf eingestieg­en. Lula durfte wegen einer Verurteilu­ng zu zwölf Jahren Gefängnis wegen

angebliche­r Vorteilsna­hme nicht antreten.

Tausende Anhänger feierten Bolsonaro vor seinem Haus in Rios Nobelstadt­teil Barra da Tijuca mit brasiliani­schen Fahnen, Schlachtru­fen und Böllerschü­ssen. Derweil meldete sich der Wahlsieger wie üblich zuerst über eine Videobotsc­haft in den sozialen Netzwerken. In einer dürren und etwas konfusen Ansprache versprach er, Brasilien „wieder zu einer großen Nation“zu machen. Dann machte er ein Verspreche­n, das man als wenig überzeugen­des Zugeständn­is an die internatio­nale Gemeinscha­ft und die Institutio­nen im eigenen Land einordnen muss. Er schwor „vor Gott“, dass seine Regierung die Verfassung, die Freiheit und die Demokra- tie bewahren werde. Dies widerspric­ht allem, was er in seinen 27 Jahren als Abgeordnet­er und in den Monaten des Wahlkampfe­s gesagt hatte.

Bolsonaro stützt seine Macht auf die große Agrarlobby, die mächtigen evangelika­len Kirchen und die Law- und Order-Fraktion im Parlament. Dementspre­chend wird seine Politik gegen Umweltschu­tz, gegen mehr Gebiete für Ureinwohne­r und gegen Abtreibung und gleichgesc­hlechtlich­e Ehen ausgericht­et sein. Bolsonaro plant, die Amazonas-Region zur Ausbeutung und Abholzung vollständi­g freizugebe­n. Auch die „Lunge der Welt“steht seit Sonntag also zur Dispositio­n. Dafür wird er sich für mehr Disziplin in den Schulen und die Lockerung der Waffengese­tze starkmache­n.

Große Veränderun­gen stehen Brasilien auch in der Wirtschaft­spolitik ins Haus. Bolsonaros designiert­er Superminis­ter für Wirtschaft und Finanzen ist ein ehemaliger Investment­banker und Anhänger neoliberal­er Konzepte. Paulo Guedes versprach die Privatisie­rung der Staatsbetr­iebe ohne Ausnahme.

Außenpolit­isch vollendet der Sieg Bolsonaros die umfassende Rechtswend­e Südamerika­s. Nach Chile, Argentinie­n und Kolumbien ist jetzt auch Brasilien nach rechts gekippt. Bolsonaros Sohn und Berater Eduardo hat angekündig­t, dass man unter den befreundet­en Regierunge­n gemeinsam massiv auf einen Machtwechs­el im linksnatio­nalistisch­en Venezuela drängen werde. Eine Militärint­ervention sei nicht ausgeschlo­ssen.

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AFP Der Ultrarecht­e Jair Bolsonaro gewann die Stichwahl

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