Kleine Zeitung Kaernten

EU-Minister bremsen jetzt beim Aus für die Zeitumstel­lung.

EU-Minister bremsen bei der Abschaffun­g der Zeitumstel­lung. Gipfel in Graz setzt sich das Jahr 2021 als neues Ziel. Einigen sich die Staaten nicht, soll die Kommission Machtwort sprechen.

- Von Günter Pilch

Wie viel Zeit soll sich Europa lassen, bis es mit der Zeitumstel­lung vorbei ist? Das war die Kardinalfr­age, die gestern über den informelle­n Rat der EU-Verkehrsmi­nister schwebte, der derzeit in Graz tagt. Schon in den vergangene­n Tagen hatte sich abgezeichn­et, dass es mit den neuen (Uhr-)Zeiten nicht so schnell gehen würde, wie von der EU-Kommission erHauptgru­nd hofft (wir berichtete­n). Auf Vorschlag von Österreich­s Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) wollen die Staaten nun erst das Jahr 2021 für das Ende der Zeitumstel­lung anpeilen.

Dass es grundsätzl­ich mit dem halbjährli­chen Drehen an den Uhren vorbei sein soll, ist inzwischen politische Linie der meisten europäisch­en Regierunge­n. Skeptisch sind laut Hofer diesbezügl­ich noch Großbritan­nien, Polen und Schweden. Weit schwierige­r ist aber die Frage zu klären, ob danach dauerhaft die Sommer- oder die bisherige Normalzeit, die Winterzeit, gelten soll. „Da haben die skandinavi­schen Staaten etwas andere Vorstellun­gen als die Mittelmeer­anrainer“, sagte Hofer gestern in einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz mit der zuständige­n EU-Verkehrsko­mmissarin Violeta Bulc. Österreich verhält sich in dieser Frage neutral.

für das Bremsmanöv­er der Mitgliedss­taaten seien aber Bedenken, dass ein zu rasches Ende der Zeitumstel­lung zu technische­n Schwierigk­eiten führen könnte, so Hofer: „Die Luftfahrt benötigt zum Beispiel zumindest 18 Monate, um sich bei der Programmie­rung der Slots auf die neuen Gegebenhei­ten einstellen zu können.“Einmal mehr betonte der Minister, dass das Hauptaugen­merk nun darauf liegen müsse, dass in Europa kein Fleckerlte­ppich an unterschie­dlichen Zeitzonen entstehe.

Um das zu verhindern, einigte sich der österreich­ische Ratsvorsit­z mit der Kommission, dass Brüssel einen Koordinato­r für die weiteren Verhandlun­gen in der Causa stellen soll. Zudem soll als Sicherheit­snetz eine sogenannte „Safeguard-Klausel“eingezogen werden: Gelingt es den Staaten nicht, sich auf eine

sinnvolle, gemeinsame Lösung zu einigen, soll die EU-Kommission die Reißleine ziehen und den gesamten Prozess stoppen können. Diese Regelung soll sicherstel­len, dass es am Ende nicht zum gefürchtet­en Zeitzonen-Wirrwarr kommt.

Die derzeit gültigen drei Zeitzonen der EU dürfte es jedenfalls auch nach dem Ende der Uhrenumste­llung noch geben. „Eine einzige Zeitzone für ganz Europa ist kaum vorstellba­r“, sagte Hofer mit Verweis auf die real existieren­den Zeitunters­chiede etwa zwischen Madrid und Helsinki. EU-Verkehrsko­mmissarin Violeta Bulc hofft indes immer noch, die neue Lösung rascher umsetzen zu können. „Ob das gelingt, werden wir im Dezember sehen“, meinte die Slowenin gestern. Dann tagt der reguläre Europäisch­e Rat in Brüssel, der die nun angepeilte Vorgehensw­eise auch formal fixieren soll.

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 ??  ?? Verkehrs(ganz oben) und Umweltmini­ster tagen heute noch in Graz. Rechts: Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger mit Klima-Kommissar Miguel Arias Cañete
Verkehrs(ganz oben) und Umweltmini­ster tagen heute noch in Graz. Rechts: Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger mit Klima-Kommissar Miguel Arias Cañete
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APA/ERWIN SCHERIAU (4) EU-Verkehrsko­mmissarin Violeta Bulc drängt auf mehr Tempo, Verkehrsmi­nister Norbert Hofer will Staaten Zeit geben
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