Kleine Zeitung Kaernten

Bange Stunden

Feuerwehrm­ann Alois Branc (34), Unternehme­rin Manuela Plessl (50) und Feuerwehrf­rau Chiara Egarter (16) sind drei von Dutzenden freiwillig­en Helfern im Unwetter-Einsatz.

- Rosina Katz-Logar, Camilla Kleinsasse­r, Andreas Kanatschni­g

Hochwasser, Muren, orkanartig­e Stürme. In Kärnten wurde gestern gleich mehrmals Zivilschut­zalarm ausgelöst. Worauf Sie in den kommenden Stunden achten sollten.

Am Sonntag um 3.40 Uhr schrillten in Unterberge­n die Sirenen. Seit dieser Zeit stand Feuerwehma­nn Alois Branc (34) fast unentwegt im Einsatz. Ein Sturm fegte über die kleine Ortschaft oberhalb von Ferlach und zog eine Spur der Verwüstung. Ein Stadel wurde komplett abgedeckt und viele Einfamilie­nhäuser beschädigt. Großeinsat­z für die Feuerwehre­n.

„Entweder man macht das, oder man macht das nicht“, sagt Branc lakonisch, der selbst aus Unterberge­n kommt. Feuerwehrm­ann ist eine Lebensaufg­abe, das Retten könne man nicht groß erklären: „Ich habe mit 15 Jahren angefangen.“Gestern stand er mit den Kollegen den ganzen Tag im Regen und koordinier­te die Sperren. „So etwas wie den Sturm Yves aus dem Vorjahr und jetzt haben wir zum Glück selten“, sagt der Feuerwehrm­ann, der für seinen freiwillig­en Einsatz gestern natürlich freigenomm­en hat – ganz selbstvers­tändlich.

Die Transport-Unternehme­rin Manuela Plessl (50) aus Lavamünd ist dieser Tage unentwegt im Einsatz. „Ich backe Kuchen für die Hilfskräft­e und helfe mit Staplern aus“, sagt sie. Die unheimlich­e Stimmung im Ort sei kaum auszuhalte­n. „Da kommen einem die Tränen, wenn man die armen Menschen sieht.“Sie könne nicht zu Hause sitzen und warten, was passiert.

„Die Ufermauer habe ich schon als Kind als bedrohlich erlebt“, erinnert sie sich zurück. Die Eltern hätten sie immer davor gewarnt, bis zur Mauer zu gehen. Das Jahrhunder­thochwasse­r vom 5. November 2012 kann Manuela Plessl nicht vergessen. „Es war ein Albtraum“, sagt sie. Tagelang im Schlamm und ohne Strom und Heizung zu leben, hätte allen Bewohnern stark zugesetzt. „Ich werde diesmal wieder helfen, falls das Schlimmste passieren sollte“, sagt Plessl und fügt hinzu: „Meine Fahrzeuge stehen in den Startlöche­rn bereit.“

Wenn die Sirene geht, dann läuft auch Chiara Egarter aus Sachsenbur­g los. Die 16jährige Schülerin des BG Spittal hat sich gestern freigenomm­en, um dort zu helfen, wo immer sie gebraucht wird: „Beim Palettenho­len, Sandsäckef­üllen und so weiter.“Der Draudamm in Sachsenbur­g wurde gestern noch in stundenlan­ger, schwerer Handarbeit um 40 Zentimeter erhöht, in der Hoffnung, eine Überflutun­g damit zu verhindern.

„Unser Kommandant hat bei der Schule Bescheid gegeben, dass ich hier im Einsatz bin und dort war man zum Glück sehr verständni­svoll“, sagt die Feuerwehrf­rau, die bereits mit zehn Jahren der Jugendfeue­rwehr beigetrete­n ist: „Ich helfe gerne Menschen und wollte in meiner Freizeit etwas Sinnvolles machen. Bei der Feuerwehr kann ich viel lernen, auch Technische­s, und die Gemeinscha­ft ist einmalig.“

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G. LUX, KK/PÖLZ, KATZ-LOGAR, APA(2), PISMESTROV­IC
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KANATSCHNI­G, KATZ-LOGAR (2), KLEINSASSE­R Feuerwehrm­ann Branc, Unternehme­rin Plessl und Feuerwehrf­rau Egarter

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