Bange Stunden
Feuerwehrmann Alois Branc (34), Unternehmerin Manuela Plessl (50) und Feuerwehrfrau Chiara Egarter (16) sind drei von Dutzenden freiwilligen Helfern im Unwetter-Einsatz.
Hochwasser, Muren, orkanartige Stürme. In Kärnten wurde gestern gleich mehrmals Zivilschutzalarm ausgelöst. Worauf Sie in den kommenden Stunden achten sollten.
Am Sonntag um 3.40 Uhr schrillten in Unterbergen die Sirenen. Seit dieser Zeit stand Feuerwehmann Alois Branc (34) fast unentwegt im Einsatz. Ein Sturm fegte über die kleine Ortschaft oberhalb von Ferlach und zog eine Spur der Verwüstung. Ein Stadel wurde komplett abgedeckt und viele Einfamilienhäuser beschädigt. Großeinsatz für die Feuerwehren.
„Entweder man macht das, oder man macht das nicht“, sagt Branc lakonisch, der selbst aus Unterbergen kommt. Feuerwehrmann ist eine Lebensaufgabe, das Retten könne man nicht groß erklären: „Ich habe mit 15 Jahren angefangen.“Gestern stand er mit den Kollegen den ganzen Tag im Regen und koordinierte die Sperren. „So etwas wie den Sturm Yves aus dem Vorjahr und jetzt haben wir zum Glück selten“, sagt der Feuerwehrmann, der für seinen freiwilligen Einsatz gestern natürlich freigenommen hat – ganz selbstverständlich.
Die Transport-Unternehmerin Manuela Plessl (50) aus Lavamünd ist dieser Tage unentwegt im Einsatz. „Ich backe Kuchen für die Hilfskräfte und helfe mit Staplern aus“, sagt sie. Die unheimliche Stimmung im Ort sei kaum auszuhalten. „Da kommen einem die Tränen, wenn man die armen Menschen sieht.“Sie könne nicht zu Hause sitzen und warten, was passiert.
„Die Ufermauer habe ich schon als Kind als bedrohlich erlebt“, erinnert sie sich zurück. Die Eltern hätten sie immer davor gewarnt, bis zur Mauer zu gehen. Das Jahrhunderthochwasser vom 5. November 2012 kann Manuela Plessl nicht vergessen. „Es war ein Albtraum“, sagt sie. Tagelang im Schlamm und ohne Strom und Heizung zu leben, hätte allen Bewohnern stark zugesetzt. „Ich werde diesmal wieder helfen, falls das Schlimmste passieren sollte“, sagt Plessl und fügt hinzu: „Meine Fahrzeuge stehen in den Startlöchern bereit.“
Wenn die Sirene geht, dann läuft auch Chiara Egarter aus Sachsenburg los. Die 16jährige Schülerin des BG Spittal hat sich gestern freigenommen, um dort zu helfen, wo immer sie gebraucht wird: „Beim Palettenholen, Sandsäckefüllen und so weiter.“Der Draudamm in Sachsenburg wurde gestern noch in stundenlanger, schwerer Handarbeit um 40 Zentimeter erhöht, in der Hoffnung, eine Überflutung damit zu verhindern.
„Unser Kommandant hat bei der Schule Bescheid gegeben, dass ich hier im Einsatz bin und dort war man zum Glück sehr verständnisvoll“, sagt die Feuerwehrfrau, die bereits mit zehn Jahren der Jugendfeuerwehr beigetreten ist: „Ich helfe gerne Menschen und wollte in meiner Freizeit etwas Sinnvolles machen. Bei der Feuerwehr kann ich viel lernen, auch Technisches, und die Gemeinschaft ist einmalig.“