Kleine Zeitung Kaernten

„Not wird zu Kooperatio­n zwingen“

Osttirol zeigt vor, wie eine gelungene Kooperatio­n zwischen 15 Gemeinden funktionie­ren kann. Kärnten hat auf dem Gebiet noch viel Nachholbed­arf.

- Von Elisabeth Tschernitz-Berger Auch der letzte Vorstoß

Es war im Frühjahr 2012. Der Amtsleiter von Feistritz ob Bleiburg sollte in Pension gehen. Da kam die Idee auf, sich den Amtsleiter mit Globasnitz zu teilen. Das Land Kärnten, das an einem Kooperatio­nsmodell interessie­rt war, hätte großzügig finanziell­e Zuckerln gewährt. Der damalige Bürgermeis­ter Fritz Flödl erinnert sich: „Das Geld hätten wir statt für die Verwaltung für sinnvoller­e Dinge genutzt.“Dem Bürger sei es egal, woher ein Bescheid kommt, Hauptsache er kommt schnell.

Es folgte eine wahre Schlammsch­lacht. „Wir stopfen mit dem Geld die Schlaglöch­er von Globasnitz“oder „Feistritz wird uns auffressen“, waren „Argumente“. „Dabei war von Zusammenle­gung gar keine Rede, jede Gemeinde hätte ihre Selbststän­digkeit bewahrt“, so Flödl. Die Folgen: Globasnitz behielt seinen Amtsleiter, Feistritz bekam eine neue Amtsleiter­in und Bürgermeis­ter Fritz Flödl wurde bei der Wahl von der Bevölkerun­g abgestraft. Seither war das heiße Thema vom Tisch.

von Bürgermeis­ter Stefan Visotschni­g aus Bleiburg, den Wasserwart zwischen Bleiburg und Feistritz zu teilen, fand keine Gegenliebe. „Als Feistritz noch in Bleiburg eingemeind­et war, hat es mit einem Wasserwart sehr gut funktionie­rt“, sagt Visotschni­g und ortet in Kärnten wenig Kooperatio­nsbereitsc­haft. Auch ein gemeinsame­s Altstoffsa­mmelzentru­m für Bleiburg, Feistritz und Globasnitz scheiterte an Gemeinde-Egoismen.

Jetzt hat der neue Landesrat Daniel Fellner die Themen Kooperatio­n und „Amtsleiter-Teilung“wieder aufs Tapet gebracht. Postwenden­d folgten Abwehrreak­tionen von Gewerk- schafter Franz Liposchek (Younion) und dem Geschäftsf­ührer des Gemeindebu­ndes, Peter Heymich. „Man kann nicht Diener zweier Herren sein.“

„Egal wie sie mich prügeln, bei dem Thema lasse ich nicht locker“, ist Fellner hartnäckig. Amtsleiter sei keine politische Tätigkeit, sie könne durchaus auf mehrere Gemeinden aufgeteilt werden. Die Förderrich­tlinien, die bisher nur für die Zusammenar­beit benachbart­er Gemeinden gegolten haben, hat er bereits geändert. Jetzt können Gemeinden in ganz Kärnten kooperiere­n. „Die Not wird sie dazu zwingen. Man braucht nur etwas Mut zum Umdenken“, so Fellner.

Der Präsident des Kärntner Gemeindebu­ndes, Peter Stauber, Bürgermeis­ter von St. Andrä, kennt wenige Beispiele gelungener Kooperatio­n von Abwasser- und Sozialhilf­everbänden. Man könne Standesbea­mte, Maschinen, Lohnverrec­hnung, Buchhaltun­g teilen, dies

passiere bereits. Zum Beispiel ein Schulzentr­um zwischen Nötsch und St. Stefan, der Ankauf von Streusalz in Lavanttale­r Gemeinden, grenzübers­chreitende Kinderbetr­euung zwischen Malta und Gmünd oder ein Kanalspülw­agen im Lavanttal. Stauber: „Gemeinsam bekommen wir bessere Preise. Beim Winterdien­st wird es kritisch, bei Schnee wird jede Maschine gebraucht.“

Meilenweit voraus ist Osttirol. Im Zukunftsra­um Lienzer Tal- boden (Obmann Josef Mair) kooperiere­n 15 Gemeinden. Eine eigene Geschäftsf­ührerin ortet ständig Potenziale der Zusammenar­beit und managt die großen Projekte.

Ein solches ist „Regionet“, wo man gemeinsam ein flächendec­kendes Glasfasern­etz verlegt und 28.000 Einwohner mit schnellem Internet versorgt hat. Die Investitio­nskosten von 20 Millionen Euro wurden von EU, Bund und Land mit 75 Prozent gefördert. Oskar Januschke vom Stadtmarke­ting Lienz: „Wir müssen konkurrenz­fähig werden, und das geht nur, wenn man großräumig denkt. Wir sind alleine viel zu winzig.“

In Kärnten sieht er erste Ansätze im Zentralrau­m: „Villach, Klagenfurt und St. Veit haben das schon verstanden.“

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Gemeindebu­ndobmann Peter Stauber
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KK/WASSERWERK, RUGGENTHAL­ER, TRAUSSNIG, KK/GEMEINDEBU­ND Glasfaserk­abel in 15 Osttiroler Gemeinden ermögliche­n 28.000 Menschen schnelles Internet. Möglich durch Kooperatio­n
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Bürgermeis­ter Josef Mair, Dölsach
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Bürgermeis­ter Visotschni­g, Bleiburg

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