An den äußeren Satiregrenzen
Das war ein Spaß 2016, als Jan Böhmermann in seiner Sendung „Neo Magazin Royale“ein Schmähgedicht auf den türkischen Präsidenten Erdog˘an verlas. Angela Merkel distanzierte sich, die Türkei forderte Strafverfolgung, Böhmermann etablierte sich endgültig als aggressivster und schlauester Satiriker im deutschen TV.
Jetzt hat der jüdische Comedian Oliver Polak, selbst für eher harten Witz bekannt, in seinem Buch „Gegen Judenhass“(Suhrkamp) einen angeblich antisemitischen Talkshow-Moderator beschrieben: Der habe ihn einst als Studiogast geladen und nach seinem Abgang Desinfektionsmittel versprüht. Recherchen ergaben: Das war Böhmermann.
Hat der Satiriker auf diese Weise antisemitische Widerwärtigkeit anprangern wollen? Höchstwahrscheinlich. Darf sich jedermann von Polak bis Erdog˘an an Böhmermanns radikalen Grenzgängen stoßen? Aber ganz sicher. Nur: Mittlerweile hat Böhmermann getwittert, er könne „leider ohne eine angemessene Umsatzbeteiligung nicht an der nachträglichen Umdeutung von ultrakrassen Ficki-Ficki-Comedykarrieren in schillernde, sensible Intellektuellenbiografien mitwirken“. Das ist billig. Alte Regel: Wer austeilt, muss auch einstecken können. Zum Beispiel die Frage, ob man mit seinen Späßchen an den äußeren Satiregrenzen nicht auch einmal zu weit gegangen ist.