Kleine Zeitung Kaernten

May unbeugsam: „Ich werde das durchziehe­n“

Zwei Minister und ein Staatssekr­etär treten zurück. May: „Mein Kurs ist der richtige.“

- Peter Nonnenmach­er, London

Inmitten tumultarti­ger Ereignisse in London haben ToryHardli­ner gestern offen zum Sturz von Premiermin­isterin Theresa May aufgerufen. Sie planen einen Misstrauen­santrag in der Fraktion. May wehrte sich am Abend mit der Erklärung, sie sei fest entschloss­en, durchzuhal­ten und weiter für ihre Sache zu kämpfen. Sie sei sich ihrer „schweren Verantwort­ung“bewusst.

Eine Kampfabsti­mmung wurde wahrschein­licher, nachdem der Sprecher der Anti-EU-Hinterbänk­ler der Tories, Jacob Rees-Mogg, in einem Brief an den zuständige­n Fraktionsa­usschuss ein Misstrauen­svotum gefordert hatte. Rees-Mogg, der die unnachgieb­igsten Brexiteers anführt, hatte bisher nur eine Kursänderu­ng, nie aber Mays Ablöse verlangt. Seit der Veröffentl­ichung des Brexit-Vertragsen­twurfs wirft er ihr aber Wortbruch vor. Auch andere Konservati­ve wollen May nicht länger an der Spitze dulden. Ob sie über genug Stimmen verfügen, ist aber unklar.

Der Ruf nach Rücktritt traf die Premiermin­isterin zu einem Zeitpunkt beträchtli­cher politische­r Schwäche: Am Vormittag war Brexit-Minister Dominic Raab zurückgetr­eten. Raab erklärte, er könne Mays Deal nicht guten Gewissens vertreten. Die Bedingunge­n stünden „nicht im Einklang mit den Verspreche­n, die wir unserem Land bei den letzten Wahlen gemacht haben“, sagte Raab. Nach seinem Rücktritt stürzte das Pfund gegenüber Dollar und Euro steil ab. Auch Arbeitsmin­isterin Esther McVey und Regierungs­mitglieder auf nachrangig­en Posten reichten ihren Rücktritt ein. Andere Brexit-freundlich­e Minister entschiede­n sich, fürs Erste auf ihren Posten zu bleiben. May-Loyalisten warfen ihren Parteikoll­egen vor, durch ihre Initiative zum Sturz Mays in einer schwierige­n Situation zusätzlich­e Ungewisshe­it zu schaffen.

May versuchte, in einem dreistündi­gen Auftritt im Unterhaus ihre Position zu verteidige­n. Sichtlich angeschlag­en, aber unbeugsam, sagte sie, sie handle „voll im nationalen Interesse“. Sie räumte ein, dass die mit Brüssel getroffene Vereinbaru­ng „für uns alle schwierige Entscheidu­ngen“erforderli­ch mache. Auch sie sei nicht mit allem glücklich, aber das sei eben charakteri­stisch für einen Kompromiss. Es sei völlig klar, vor welcher Wahl das britische Parlament nun stehe: „Entweder wir entscheide­n uns dafür, ganz ohne Deal auszuschei­den. Oder wir riskieren, dass es zu gar keinem Brexit kommt. Oder aber wir können zusammenst­ehen und den besten Deal unterstütz­en, den man aushandeln konnte“, erklärte May.

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AP Unter Druck, doch kämpferisc­h: Theresa May

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