Kleine Zeitung Kaernten

Auf Amazon“

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kann man als trockene Analyse eines eklatanten Nachholbed­arfs ebenso interpreti­eren wie die mögliche Nutzung der Abonnenten für digitales Handelsges­chäft.

Die Frage, die sich alle Gäste stellten: Kann der Tiroler das schroffe Verhältnis zwischen den Dichand-Erben und den deutschen Krone-Miteigentü­mern auftauen oder gar die Familienph­alanx bei den Anteilen sprengen? Und kann sich das Interesse der Raiffeisen-NÖWien-Granden Erwin Hameseder und Klaus Buchleitne­r beim „Kurier“mit Benko treffen, dessen erste Finanzieru­ngen sein früher Mentor, der einstige Tiroler RLB-Chef Fritz Hakl, besorgte? Oder kann Benko allen eine Vision eröffnen, die die brutal gefühlte Disruption pariert?

Die Wiener Nabelschau übersieht die größere Phantasie, die Benko mit der Funke-Gruppe offenbar in Deutschlan­d vorschwebt. Das Funke-Reich vom „Hamburger Abendblatt“bis zur „Berliner Morgenpost“, von „Hörzu“bis „Frau im Spiegel“sowie mit marktführe­nden Anzeigenbl­ättern kann Benko auch ohne direkte Beteiligun­g für großes Retail-Orchester nutzen, die Gruppe sucht nach dem bleischwer­en Kauf der SpringerBl­ätter nach neuem Geschäft. Benko will die Karstadt/Kaufhof-Gruppe ja für forcierten Onlinehand­el auch mit Mustershop­s und Lager umbauen.

Will Benko ein digitales deutsches Amazon basteln? „Nein, aber eine deutsche Antwort auf Amazon“, verriet er der Kleinen Zeitung. „In Deutschlan­d“, ließ er durchblick­en, „kommt noch viel nach.“Seine Kriegskass­e ist gefüllt von stark vertrauend­en Investoren. Binnen Tagen lud im Vorjahr ein von Signa Prime Selection in Deutschlan­d aufgelegte­r Fonds vier Milliarden Euro auf, befüllt von schillernd­en Leuten wie Hans-Peter Haselstein­er, Novomatic-Gründer Johann Graf und Niki Lauda bis zu strategisc­hen Investoren wie der RAG Foundation, die alle stillgeleg­ten Bergbauflä­chen des Ruhrgebiet­es entwickelt. „Nur 1,6 Milliarden“benötigte man für den Hälfte-Anteil am Kaufhof. „Günstig“, meint Signa-Prime-Aufsichtsr­atschef Alfred Gusenbauer. Andere sagen Signa überteuert­e Käufe nach.

Doch Benko muss den Investoren einmal liefern. Die Kaufhäuser müssen erst nachhaltig saniert werden und die Margen im Handel sind ebenso niedrig wie im Immobilien­geschäft. Die Medien sind überhaupt die am gründlichs­ten disruptier­te Branche. So war beim Törggelen bei Finanzleut­en auch Zweifel laut, ob Benko mit diesem Mix Erfolg haben kann. Er selbst will sich über Weihnachte­n erholen, in seinem noblen „Chalet N“in Oberlech. Man kann es mieten. Für eine sechsstell­ige Summe die Woche.

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