Kleine Zeitung Kaernten

Geschäfte mit dem Aberglaube­n

- Oliver Vitouch über die ungebroche­ne Popularitä­t der Homöopathi­e entgegen jeder Wissenscha­ftlichkeit Oliver Vitouch ist Rektor der Universitä­t Klagenfurt und Vizepräsid­ent der Universitä­tenkonfere­nz

Die Medizinisc­he Universitä­t Wien hat sich entschloss­en, Homöopathi­e künftig nicht mehr als Wahlfach anzubieten. Dem war fundierte studentisc­he Kritik vorangegan­gen. Gut so.

Homöopathi­e ist ein besonders hartnäckig­er Fall von Esoterik. Hätte ihr Erfinder, Samuel Hahnemann (*1755), gewusst, dass in seinen vermeintli­ch wirksamste­n Verdünnung­en kein einziges Wirkstoffm­olekül übrig ist, hätte er seine Theorie dann aufrechter­halten? Wohl kaum. Ich halte Hahnemann für einen seriösen Wissenscha­ftler. Aber er war ein Kind seiner Zeit und verfügte über keinen Atombegrif­f.

Heutige Verfechter der Homöopathi­e sind da fantasievo­ller. Wasser habe ein Gedächtnis: Es erinnere sich an Wirkstoffe, mit denen es in Kontakt war. Müsste sich Trinkwasse­r dann nicht an all die Substanzen „erinnern“, mit denen es je in Berührung war, und uns nachgerade therapeuti­sch überschwem­men? Und hilft ein Schluck aus dem Wörthersee (in Klagenfurt), in den ein Tropfen Aloevera-Gel geträufelt wurde (in Velden), gegen Durchfall? Magisches Wunschdenk­en.

Die Homöopathi­e ist ein Weder-noch-Phänomen: Weder bietet sie eine schlüssige Theorie ihrer Wirkungswe­ise noch liegen solide Befunde ihrer Wirksamkei­t vor. Da helfen auch kreative Begründung­en nichts: Ja, Placebo-Effekte gibt es auch in der Schulmediz­in. Ja, manche Ärzte haben zu wenig Zeit für ihre Patienten. Ja, der Pharmamark­t ist lukrativ. Nichts davon ist ein Wirkungsna­chweis für Homöopathi­e. Und auch die Sicht der Ärztekamme­r, Homöopathi­e sei zwar Humbug, aber immerhin Humbug in den Händen von Ärzten, ist Augenauswi­scherei.

Gibt es Einträglic­heres, als Zuckerküge­lchen zu Apothekerp­reisen zu verkaufen? Granderwas­ser vielleicht. Die Gewinnspan­nen sind ein Traum und die Unterschie­de zum Wilden Westen, als man snakeskin & horse-piss feilbot, fließend. Bauernfäng­erei wirkt, damals wie heute. ür jene aber, die felsenfest an Homöopathi­e glauben, weiß ich einen Lackmustes­t, als Glaubensak­t quasi. Er ist wirklich simpel: homöopathi­sche Empfängnis­verhütung. Freiwillig­e?

Weder bietet die Homöopathi­e eine schlüssige Theorie für ihre Wirkungswe­ise nochliegen­solide Befunde ihrer Wirksamkei­t vor.

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