„Man saugt alles auf, was der Berg bietet“
Der Tiroler Weltklasse-Alpinist David Lama bestieg im Alleingang den noch unbestiegenen Lunag Ri (6895 Meter) in Nepal: Bei minus 30 Grad kämpfte er sich auf diese Himmelszacke von einem Berg.
Einen noch unbestiegenen Berg im Alleingang zu schaffen: Welches Gefühl hatten Sie, als Sie oben waren?
Wenn ich sagen würde, ich war nicht glücklich, wäre das gelogen. Aber es ist so, dass man bei Alleingängen selten die Gelegenheit hat, dass die Eindrücke Gefühl werden. Man saugt alles auf, was der Berg an Informationen bietet. Irgendwann werden diese Informationen nur noch zu plumpen Informationen. Wenn sie nützlich sind, bedient man sich ihrer. Auf dem Gipfel gibt es dann diesen kurzen Moment, an dem man weiß, jetzt geht es nicht weiter. Dann ist man in der Regel für einen Moment nicht mehr damit beschäftigt, den Fuß einen Schritt weiter zu setzen. Dann kommen Gefühle auf.
Haben Sie sich bei all der Gefahr und Ausgesetztheit auch einmal gefragt, was sie da eigentlich tun? Nein, diese Frage habe ich mir nie gestellt. Es hat auch den Moment gegeben, an dem ich mich gefragt habe, ob es jetzt nicht schlauer wäre umzudrehen. Ich hatte mein Biwakmaterial zurückgelassen und bin in einer Senkrechten gehängt, habe mei- ne Zehen nicht mehr gespürt. Als ich die Zehen wieder für einen Moment spürte, dachte ich mir, das haut schon hin.
Wenn man Sie auf dieser Himmelszacke von einem Gipfelgrat sieht, glauben Sie, dass das ir- gendein Berg-Laie nachvollziehen kann?
In dem man Eindrücke schildert, hoffe ich, dass es vermittelbar ist. Ich finde da auch Gefallen daran, andere Leute auf die Reise mitzunehmen.
überhaupt