Großer Gedenktag in Bogota für einen kleinen Helden
Die Geschichte von Martin Hofbauer, der als erster Fußballer weltweit mit einer Prothese spielen durfte, ging um die Welt. In Kolumbien wurde jetzt auf ungewöhnliche Weise des vor drei Jahren verstorbenen Steirers gedacht.
Am Montagvormittag hielt es Stefan Heil nicht mehr aus: Er stellte das Video mit der Grußbotschaft an die Kolumbianer auf Facebook online. Der Sektionschef vom UFC Miesenbach machte damit die Botschaft der Fußballer des rund 700 Köpfe zählenden steirischen Dorfes an ihre Fußballerkollegen in der 8,1 Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt Bogota öffentlich.
Aber was haben die Oststeirer mit den Kolumbianern gemeinsam? Es geht um den 2015 im Alter von nur 22 Jahren an einer Krebserkrankung verstorbenen Fußballer Martin Hofbauer aus Birkfeld, der beim UFC Miesenbach spielte. „Der Hofi ist in Südamerika ein ziemlicher Held. Als bekannt wurde, dass er es geschafft hat, als erster Fußballer mit einer Prothese spielen zu dürfen, wurde auch in Südamerika viel über ihn berichtet“, erzählt Heil.
Jetzt wurde in Kolumbien eine Profiliga für Versehrtenfußballer gegründet und bei der offiziellen Gründungsversammlung in Bogota wurde Martin Hofbauers gedacht. Sein Bild ziert Plakate und Eintrittskarten. Und der Präsident des „Nacional de Comite Futbol Amputados“, Alexander Vargas, erbat beim Verein von Hofbauer Z eine Grußbotschaft. u sehen ist auf dem Video (auch auf www.kleinezeitung.at) die aufgereihte Mannschaft auf einem verschneiten Fußballplatz im Flutlicht. Im Vordergrund stehend sendet Heil seine Grüße aus Miesenbach nach Kolumbien und „an alle Versehrtenfußballer in der ganzen Welt“. Man sehe hier, sagt Heil, die Mannschaft, die Martin Hofbauer dabei unterstützt hat, trotz seiner Prothese spielen zu dürfen.
Die Kamera streift über die Reihe der frierenden Männer, endet bei einem Harmonikaspieler, der die Landeshymne spielt. Kameraschwenk auf das Bild von Martin Hofbauer. Mitten in die Reihe haben die Fußballer eine Staffelei mit dem Bild ihres verstorbenen Kollegen gestellt. Er ist mittendrin. Wieder eine Totale – und der Schriftzug „In Memory of Martin Hofbauer, 1992–2015“erscheint. Selbst Hartgesottene wischen sich spätestens jetzt Tränen aus den Augen.
Das Video wurde von einem gemacht, der etwas von seinem Geschäft versteht: Stephanos Johannes Berger, ein „BeuteMiesenbacher“, der seine Wochenenden in Miesenbach verbringt, in Wien aber eine Werbeagentur betreibt. Er hat dem oststeirischen Dorf mit „Nix als Miesenbach“(#nixalsmiesenbach) einen flotten Außenauftritt in den sozialen Medien verschafft und verteilt sein Wissen großzügig in seiner Wahlheimat. „Am Samstagnachmittag haben wir uns da hineingehängt. Ich habe ein kleines Drehbuch geschrieben, die Spieler haben sofort zugesagt, B zu kommen“, erzählt Berger. ei minus fünf Grad also standen die Spieler still, zwei Kameras filmten sie. „Und weil der Stephanos so ein Perfektionist ist, haben wir ein paar Anläufe gebraucht, bis es gepasst hat“, sagt Heil lachend. „Die Spieler sind fast eingefroren“, erzählt Karl Maderbacher, der zweite Kameramann. Es
war so kalt, dass sowohl Instrument als auch die Finger des Harmonikaspielers Florian Schneeflock streikten. „Die Musik haben wir dann halt im Sportheim aufgenommen“, erzählt Berger. Ab Samstag wird auf der Facebookseite der Miesenbacher auch ein Making-of des Videos zu sehen.
In Kolumbien indes plant man schon eine Reise in die Steiermark. „Sie haben wegen eines Freundschaftsspiels angefragt, schauen wir einmal, ob es klappt, dass sie zu uns kommen“, sagt Heil. Fotos von möglichen Gegnern können die Steirer auf der Facebookseite von Alexander Vargas anschauen. Prothesen haben die meisten der Fußballerkollegen übrigens keine, Krücken ersetzen ihr fehlendes Bein.