Der Doping-Schatten begleitet sie lebenslang
Nach ihrer 18-monatigen Dopingsperre eilt Norwegens Langlauf-Ass Therese Johaug wieder von Sieg zu Sieg. Ein Restzweifel bleibt.
Keine Frage – Langläufer haben ein schwieriges, wenn auch hausgemachtes Los. Weil sie in Sachen Doping wie etwa auch die Leichtathleten und Radfahrer unter chronischem Generalverdacht stehen. Das fällt aber nicht unter die Kategorie „Schicksal“, sondern ist eben das Ergebnis jahrzehntelangen Missbrauchs leistungssteigernder Mittel. Umso mehr wundert es, wenn Athleten in besagten Sportarten dennoch dem Betrug vor der Fairness Vorrang geben. So wie Therese Johaug?
Dass Norwegens Langlaufstar im September 2016 bei einem Dopingtest über das androgene Steroid Clostebol stolperte, löste in ihrer Heimat, dem Königreich des nordischen Sports, ein noch nie da gewesenes Erdbeben aus. Ausgerechnet Johaug, der immer über beide Ohren strahlende Superstar, der Liebling der Nation.
Eine vom Teamarzt nach einem Sonnenbrand verabreichte, mit Clostebol angereicherte Lippencreme wurde ihr zum Verhängnis. Den Warnhinweis auf der Verpackung hätten alle Beteiligten „unglücklicherweise“übersehen, beteuerte eine in Tränen aufgelöste Johaug im Oktober 2016. Doch alle in diesen Fällen üblichen Unschuldsbeteuerungen halfen nichts.
Sportverband die heute 30-Jährige zuerst für 13 Monate gesperrt, wurde die Strafe nach Einspruch der FIS vom internationalen Sportgerichtshof CAS auf 18 Monate ausgedehnt und Johaug bis zum 18. April 2018 aus dem Langlaufverkehr gezogen. Auch wenn der CAS einräumte, dass die Verurteilte wohl nicht wissentlich gedopt habe ...
Stolz sei sie, das alles durchgestanden zu haben. Obwohl ihr in dieser schwierigen Zeit (neben einem Millionenverlust hinsichtlich Werbeeinnahmen verpasste sie auch Olympia in Pyeongchang) sogar das Karriereende in den Sinn gekommen sei. Ihr Freund Nils Jakob Hoff habe das in intensiven Gesprächen aber verhindert, sagte Johaug nach ihrer Rückkehr. Zu diesem Zeitpunkt „warnte“ihr Trainer bereits, dass die siebenfache Weltmeisterin körperlich noch besser in Form sei als vor ihrer unfreiwilligen Auszeit. Er sollte recht behalten.
Denn Johaug, die vor ihrer Sperre meist noch im Schatten der großen, mittlerweile zurückgetretenen Marit Björgen gelaufen war, eroberte gleich zu Beginn dieser Saison den Loipen-Thron. Von den bisherigen fünf Rennen strahlte sie gleich vier Mal als Siegerin vom Podest. Einzig beim Sprint-Weltcup in Lillehammer blieb sie als 33. auf der Strecke.
Ja, aus dem Schatten Björgens ist Johaug herausgetreten. Der Schatten als Dopingsünderin wird sie aber ihr Leben lang begleiten.
2018: Johaug auf Wolke sieben. Die
Damen, Gesamtweltcup:
1. Therese Johaug (NOR) .............................. 400
2. Ebba Andersson (SWE) ............................ 309
3. Charlotte Kalla (SWE) ................................. 289
4. Ingvild F. Östberg (NOR) ........................... 285
5. Krista Parmakoski (FIN) ............................. 265
6. Julia Belorukowa (RUS) ............................. 244
7. Stina Nilsson (SWE) ..................................... 240
8. Sadie Bjornsen (USA) ................................ 193
9. Ida Ingemarsdotter (SWE) ........................ 190
10. Natalja Neprjajewa (RUS) ......................... 187
11. Ragnhild Haga (NOR) .................................. 158
12. Teresa Stadlober (AUT) ............................ 156