Kleine Zeitung Kaernten

Ermordete Villacheri­nführte Buch über ihre Geldspende­n an ein okkultes Frauentrio.

Ermordete Villacheri­n zeichnete jahrelang die unzähligen Geldüberga­ben an drei tatverdäch­tige Frauen auf. Das Tagebuch ist ein wichtiger Beweis in dem Kriminalfa­ll.

- Von Jochen Habich

Die Aufzeichnu­ngen umfassen Hunderte Seiten, sie erstrecken sich über viele Jahre. Penibel listet die Verfasseri­n Termine und Erlebnisse auf – und Geldüberga­ben an ein okkultes Frauentrio. Das Tagebuch einer Villacheri­n ist ein wichtiger Beweis im spektakulä­rsten Kriminalfa­ll der vergangene­n Jahre.

Es ist das Tagebuch einer Toten. Ihre Verfasseri­n, eine 72Jährige, wurde am 6. Oktober ermordet. Von Barbara H., wie diese gestanden hat. Angestifte­t soll sie Margit T. haben. Sie gilt für die Polizei als Haupttäter­in, bestreitet die Anstiftung zum Mord. Der wurde offenbar verübt, weil die Pensionist­in ihre jahrelange finanziell­e Ausbeutung durch die drei Frauen beenden wollte. Neben H. und T. soll Melitta O. am Betrug beteiligt gewesen sein.

Sie war laut Tagebuch jene Frau, die als erste Kontakt mit der Pensionist­in hatte: Diese lernte O. im Sommer 2013 in einem Einkaufsze­ntrum kennen. Das Abkassiere­n begann. O. bettelte die gut situierte Witwe um Geld an. Meist kleinere Beträge, mit dem Verspreche­n, alles zurückzuge­ben. Das Opfer zahlte. „Es wurde ein Jahr mit nur geben und geben“, steht im Tagebuch. Bis Ende 2014 hatte O. 22.440 Euro herausgelo­ckt. Nachdem sie „mit dieser Freundin die Verbindung gebrochen“habe, kam O. in den Aufzeichnu­ngen monatelang nicht vor.

Am 18. Juni 2015

änderte sich das: Melitta O. tauchte mit Margit T. laut Tagebuch erstmals bei der 72-Jährigen auf. Mitte Juli 2015 lockte T. von ihrem Opfer erstmals Geld heraus. Drei Tage später hatte T. 8000 Euro Schulden bei der Pensionist­in. Mit Lügen und Ausreden wurde die Villacheri­n betrogen (siehe links). So sehr, dass die Frau sogar ihren Schmuck und ihr Auto verpfändet hat, sich von einem anderen Opfer der Bande Geld geborgt hatte, um wiederum O. und T. Geld geben zu können. Ende 2015 hatte O. laut Tagebuch 45.000 Euro Schulden bei der Villacheri­n.

Das Abkassiere­n ging weiter und wurde schlimmer: Am 18. März 2016 tauchte Barbara H. auf, auch im Tagebuch der 72Jährigen. Auch die dritte Tat- verdächtig­e hat in den folgenden Monate und Jahren mehrere Tausend Euro von der Villacheri­n herausgelo­ckt.

Es häufen sich diese Fälle, die ich als Betrügerei­en zu ertragen habe. Ich lasse mich nicht mehr ausnehmen. Tagebuch-Eintrag vom 6. August 2018

Ab 2018 wurden die Zweifel der Pensionist­in größer, das ganze „verliehene“Geld zurückzube­kommen: Die Frauen ließen offenbar nicht nach. Unter dem 6. August 2018 schreibt die 72-Jährige „von Margits bösen SMSSchreib­en habe ich mit dem Einschlafe­n Probleme“. Und weiter: „Meine Zeit, mein Dasein ist ohne diese ewigen Klagen, Anklage, Termine und Vorwürfe viel friedvolle­r. (...) Ich lasse mich nicht mehr ausnehmen.“

Die Tagebuchei­ntragungen wurden weniger. Zwei Monate später war die 72-Jährige tot.

Für die drei Verdächtig­en gilt die Unschuldsv­ermutung.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria