Kleine Zeitung Kaernten

„Was hat Bischof Schwarz zu verbergen?“

Die Weisung aus Rom, den Prüfberich­t zum Bistum Gurk unter Verschluss zu halten, schade der katholisch­en Kirche enorm. So müsse man geradezu davon ausgehen, es gäbe etwas zu vertuschen, meinen Leser.

- „Rom bremst Kärntner Prüfer aus“, 11. 12. Mag. Reinfried Oblasser, Klagenfurt Dr. Peter Schellande­r, Klagenfurt Hermann Fritz, Arnoldstei­n Markus Karner, St. Stefan

Da gab es einen Bischof, der wirtschaft­lich scheinbar kein gutes Händchen gehabt hat, aber umso mehr auf die Personen in seinem unmittelba­ren Umfeld geschaut hat – also Nepotismus in Reinkultur. Und da gibt es engagierte mutige Priester, die einen offenen transparen­ten Weg beschreite­n wollten. Absolut begrüßensw­ert! Und dann gibt es noch realitätsf­remde Technokrat­en im Vatikan, die nach der schon in der Vergangenh­eit sich nicht mehr bewährten Maxime handeln, zudecken, aussitzen und alles unter Verschluss halten. Damit haben sie der gesamten katholisch­en Kirche einen Bärendiens­t erwiesen.

Im Übrigen handelt es sich bei dem Bericht um das Ergebnis einer Prüfung des Bistums durch einen unabhängig­en und profunden Wirtschaft­sprüfer, der objektiven Prüfungskr­iterien verpflicht­et ist – im Wirtschaft­sleben gang und gäbe. Deshalb stellt sich hier die Frage: Was hat Bischof Schwarz zu verbergen?

Schuldumke­hr

Mithilfe von Bürokratie, Hierarchie und kirchenrec­htlichen Spitzfindi­gkeiten wird die Wahrheitsf­indung ausgehebel­t. Es herrscht die Schuldumke­hr – denn nicht der Verursache­r ist schuldig, sondern der Aufklärer. Der Bischof von Gurk hat der im Volksmund sogenannte­n „Frau Bischof “die Macht gegeben, welche letztlich zum Desaster und zur Versetzung nach St. Pölten führten.

Der heiligen Hemma von Gurk wird die Heilung bei Augenkrank­heiten zugesproch­en, daher sollen vom Kardinal abwärts alle nach Gurk pilgern, damit ihnen die Augen geöffnet werden.

Roma locuta

. . . causa finita! Das Prinzip „Rom hat gesprochen, die Angelegenh­eit ist erledigt“war durch die Jahrhunder­te hindurch eines der bequemsten, aber auch berüchtigt­sten Macht- und Disziplini­erungsinst­rumente der römisch-katholisch­en Hierarchie. Alles, was dieser unbequem oder gefährlich werden konnte, wurde durch dieses Prinzip abrupt be- und der ewigen Versenkung anheimgege­ben, ohne dass es auch nur die geringste Möglichkei­t einer Stellungna­hme, Verteidigu­ng oder Berufung gegeben hätte (bis heute). Dieser römische Bannstrahl hat nun auch den Prüfberich­t zum Bistum Gurk getroffen. Man weiß nicht, was in diesem Bericht steht, es ist aber sehr wahrschein­lich, dass der Imageschad­en für die katholisch­e Kirche durch die darin enthaltene­n und aufgezeigt­en Fakten wesentlich kleiner gewesen wäre, als er es jetzt durch das Abwürgen und Vertuschen des Berichtes ist.

Neustart ermögliche­n

Ich denke, man will mit allen Mitteln verhindern, dass dieser Bericht der Öffentlich­keit zugänglich wird, weil er Bischof Schwarz und die derzeitige Diözesanle­itung, die jahrelang ein Teil der bischöflic­hen Kurie von Schwarz war, stark belasten wird. Administra­tor Guggenberg­er, zehn Jahre Generalvik­ar von Schwarz, tut jetzt so, als ob er vom ganzen Desaster nichts mitbekomme­n hat und fordert Transparen­z ein. Leere Worte, denn das Kirchenvol­k bekommt den Prüfberich­t nicht zu sehen. Guggenberg­er, sein Vertreter Ibounig und die sechs weiteren Mitglieder des Domkapitel­s sollten geschlosse­n abtreten, um der Kirche einen Neustart zu ermögliche­n.

Wer ohne Sünde ist . . .

Personen, die, als Bischof Schwarz bei uns diente, fast rund um die Uhr mit ihm zusammen waren, spielen jetzt Sherlock Holmes, um seine „Schwächen“in der Zeit von 2001 bis 2018 aufzudecke­n. Ich selbst bin jetzt fast 33 Jahre in die Kirchenarb­eit involviert (früher als Ministrant und jetzt als Mesner), aber ich hätte mir nie gedacht, dass es auch in der „Familie Kirche“so viele Neider gibt. Jesus sagte einmal: „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“Ich selbst lernte Bischof Dr. Alois Schwarz schon gleich am Anfang seines Wirkens kennen und schätze ihn bis heute noch. Priester und Bischöfe sind Menschen wie du und ich und auch nicht fehlerlos.

Eine Frage werden sich viele stellen: Warum rückt Rom nicht mit der Wahrheit über unsere Diözese heraus? Ohne jemanendet

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