Die „Adler“nicht hängen lassen
waren Zufallstreffer. Er soll erst dann wieder zurückkehren, wenn er das Gefühl hat, dass sein System funktioniert. Wir geben ihm auf alle Fälle die nötige Zeit dafür.
Man sagt, Schlierenzauer würde sich mit seinem ausgeprägten Perfektionismus selbst im Weg stehen.
Skispringer haben immer ihren eigenen Kopf. Aber es ist schwierig, wenn er es nicht schafft, etwas Neues zuzulassen. Er hat es versucht, doch es ist ihm bislang nicht gelungen. Aber die Zeiten ändern sich – das Material, die Technik. Da darf man nicht zu lange auf den alten Werten hängen bleiben. Das ist nicht nur im Skispringen so, sondern in jeder Sportart. Zum Beispiel Kamil Stoch: In der Saison nach seinem Doppel-Olympiasieg 2014 wurde er im Gesamtweltcup nur 22. Dann ist er hergegangen und hat sein komplettes System umgestellt und adaptiert. Sein heutiger Sprung hat technisch gesehen mit dem von 2014 nichts mehr zu tun. Und trotzdem ist er wieder extrem erfolgreich.
Heißt das, dass Schlierenzauer die Entwicklung verschlafen hat?
Sagen wir so: Er hat es ein bisschen übersehen. Aber man darf bei ihm die Hoffnung nie aufgeben. Er ist nach wie vor ein ausgezeichneter Skispringer und hat die Qualität, auch diese schwere Hürde zu nehmen.
Wie wird das Programm nach Engelberg aussehen?
Zuerst machen wir zwei Tage Pause, dann gibt es noch einmal ein dreitägiges Sprungtraining. Die Frage ist nur, wo. Es ist eine Frage des Schnees. Aber ich hoffe, dass sie für uns noch die Schanze am Bergisel präparieren können. Dort wollen ja auch noch andere Teams trainieren.
Ihr Vorgänger Heinz Kuttin hat einmal geklagt, dass es in Österreich wegen mangelhafter Präparierungen nicht so viele Trainingsmöglichkeiten gebe, wie sie andere Nationen vorfinden.
Ich kann nur sagen, dass Seefeld und Ramsau neben Zakopane heuer die ersten Schanzen in Mitteleuropa waren, auf denen man springen konnte. Aber unser Problem sind nicht die Trainingsmöglichkeiten, sondern mit welcher Motivation und Sicherheit die Athleten an die Sache herangehen. Keine Frage, wir haben derzeit einen Hänger. Doch den hatten wir auch bereits im vergangenen Jahr. Im österreichischen Team vollzieht sich gerade ein Generationenwechsel – die goldene Ära ist vorbei. Nun gilt es, die Jungen behutsam an die Weltspitze heranzuführen. Aber da muss man natürlich geduldig sein.
Apropos Generationenwechsel – wie ist die aktuelle Situation bei Andreas Kofler?
Nachdem er 2017 gesundheitliche Probleme hatte, hat er sich wieder zurückgekämpft, doch hat es zu Beginn der Saison nicht für das Weltcupteam gereicht. Er versucht jetzt, sich über den Kontinentalcup hochzuarbeiten – der WM-Zug ist noch lange nicht abgefahren.
Kommendes Wochenende steigt im schweizerischen Engelberg die Generalprobe für die Vierschanzentournee, die am 30. Dezember traditionsgemäß in Oberstdorf abhebt.
Blättert man in den Tournee-Annalen, kommt man in der Liste der Triumphatoren nicht an jener Lufthoheit, die Österreichs Springer zwischen 2008 und 2015 mit sieben Gesamtsiegen in Folge ausspielten, vorbei.
Eine schöne Erinnerung. Aber auch längst Schnee von gestern.
Und man braucht auch kein großer Prophet zu sein, um zu behaupten, dass der Sieger der 67. Vierschanzentournee nicht aus dem „Horst“der Österreicher kommen wird.
Dafür fliegen die „Adler“der Konkurrenz in diesem Winter bis dato zu weit hinterher und die Zeit, um eine Kehrtwende zu schaffen, ist wohl zu kurz. atal wäre es aber, die heimischen Springer nun in dieser heiklen Situation im Stich zu lassen.
Im Gegenteil – gerade jetzt benötigen Stefan Kraft, Michael Hayböck und der Rest der rot-weiß-roten Fluggesellschaft Unterstützung.
Daher bleibt nur zu hoffen, dass auch bei der 67. Tournee wieder die Fans in Massen die vier Schanzen säumen und die Österreicher lautstark den Auslauf möglichst weit hinuntergetragen werden. Denn das aktuelle Motto kann nur lauten:
Jetzt erst recht!
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