Der Attentäter von Straßburg ist weiter auf der Flucht. Frankreichs Polizei sucht ihn nun öffentlich.
Höchste Terrorwarnstufe nach Anschlag in Straßburg. Suche nach Täter auch in Deutschland.
Chérif C. (29), mutmaßlicher Attentäter von Straßburg, ist nach wie vor auf der Flucht, möglicherweise in Begleitung seines Bruders Sami (34). Nach dem Anschlag, bei dem nach jüngster Bilanz drei Menschen getötet und zwölf weitere zum Teil lebensgefährlich verletzt wurden, hatte sich der Mann im Ortsteil Neudorf verschanzt und war nach einem Schusswechsel mit Soldaten, bei dem er vermutlich selbst verletzt wurde, im gestohlenen Taxi entkommen. Die Polizei fahndet öffentlich nach ihm.
Jetzt sind rund um Straßburg mehr als 600 Einsatzkräfte unterwegs. Sie konzentrieren sich auf den Grenzübergang zu Deutschland; eine Brücke über den Rhein verbindet die Länder. Selbst die bayrische Polizei unterstützt inzwischen die französischen Kollegen. Auch gestern war der Grenzübergang kaum passierbar, jedes einzelne Fahrzeug wurde penibel kontrolliert. In der Nacht war ja eine Art Ausgangssperre verhängt worden, auch das EUParlament durfte bis zwei Uhr früh niemand verlassen – und danach gab es für jene, die ihre Unterkunft in der Innenstadt haben, organisierte Fahrzeugkonvois unter Polizeischutz und schwerer Bewachung.
Frankreichs Regierung ließ inzwischen die höchste nationale Sicherheitswarnstufe ausrufen. In Straßburg blieb der Weihnachtsmarkt, einer der beliebtesten in Europa, am Mittwoch geschlossen. Der Unterricht an Volksschulen und Vorschulen wurde ausgesetzt, die Stadt kam, auch wegen der anhaltenden Sperrzonen, zum Erliegen. Von überallher gab es Beileidsbekundungen – „Solidarität der gesamten Nation für Straßburg, unsere Opfer und ihre Familien“, schrieb Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron auf Twitter.
C., der als Kleinkrimineller immer wieder aufgefallen war, soll sich im Gefängnis islamistisch radikalisiert haben. In einem früheren Urteil heißt es, der gebürtige Straßburger mit nordafrikanischen Wurzeln sei zusammen mit sechs Geschwisnoch
im Elternhaus in Straßburg aufgewachsen, habe einen dem Hauptschulabschluss vergleichbaren Abschluss, aber keine Ausbildung gemacht. Nach der Schule habe er bei der Gemeinde gearbeitet, seit 2011 sei er arbeitslos gewesen und nach eigener Aussage „viel gereist“. Bevor er nun mit einer Schusswaffe und einem Messer seine verheerende Attacke unternahm – laut Zeugen rief er dazu auch „Allahu Akbar“(Allah ist groß) – , war er bereits ins Visier der Behörden geraten und in einer Sicherheitsakte „Fiche S“geführt worden, einer Liste von Personen, die verdächtigt werden, radikalisiert zu sein. In Deutschland war das aber nicht bekannt. Tatsächlich sollte er am Tag der Tat in der Früh wegen einer Gewalttat verhaftet werden, war aber nicht angetroffen worden.
Wäre der Anschlag zu verhindern gewesen? Wohl kaum. Für Straßburg galten nach den Terrorattacken in Frankreich längst schon besonders hohe Sicherheitskriterien, jeder einzelne Besucher des Weihnachtsmarktes muss eine Personenkontrolle passieren; eine Handfeuerwaffe oder Messer lassen sich auf diese Weise offensichtlich aber nicht leicht ausmachen.
Der Anschlag hat weitreitern chende Folgen. In Straßburg selbst wurden alle Demonstra- tionen untersagt, um Exekutiv- kräfte nicht zu binden, Emmanuel Macron bat – besonders in Hinblick auf die „Gelbwesten“um Mäßigung.
Italien hat umgehend die Sicherheitskontrollen auf Weihnachtsmärkten und vor Touristenzielen verstärkt. US-Präsident Donald Trump nutzte den Anschlag als Argument für die US-Grenzmauer: „Wir werden unsere Grenzen sogar noch mehr verstärken.“Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen behauptete: „Straßburg ist eine Festung des islamistischen Fundamentalismus.“