Unsere Pflicht ist mehr als nur Erinnern
Vor 100 Jahren ist im November 1918 die demokratische Republik Österreich entstanden, nun bekommen alle österreichischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern dieselben Rechte, auch die jüdische Bevölkerung der jungen Republik kommt zum ersten Mal in ihrer Geschichte in Genuss gleicher Rechte und Pflichten, die von der Vielfachmonarchie des Erzhauses Habsburg über Jahrhunderte vorenthalten worden sind. Diese erste Ära der Gleichberechtigung währt nicht lange. Der anwachsende Antisemitismus nach dem Ersten Weltkrieg, getragen durch die Politpropaganda der Nazis, den katholischen Piusverein und die Medien führt schon 1933 zum Beginn von politischen Katastrophen, die Übernahme des austrofaschistischen Ständestaats durch das nationalsozialistische Deutsche Reich signalisiert 1938 auch in Österreich den Anfang vom Ende. Als größte Opfergruppe fallen in Europa über sechs Millionen Juden dem nationalsozialistischen Terror zum Opfer, ermordet in Vernichtungslagern, Konzentrationslagern, Ghettos, durch Gestapo, Schutzpolizei, SS, Wehrmacht und Kollaborateuren in den von den Nazis eroberten Ländern. Immer wieder wird betont, dass die Shoah bzw. der Holocaust nicht vergessen werden darf. Dass diese Beteuerungen immer mit Herz und Verstand gemacht werden, ist angesichts der Tatsache zu bezweifeln, dass in Israel 45.000 Holocaustüberlebende von Armut betroffen sind, wie die englischsprachige Tageszeitung Jerusalem Post in einem Spendenaufruf schreibt. Während also das jüdische Hanukkah-Fest vorüber ist und sich diesem die christlichen Weihnachtsfeiertage bis zum Feiertag zu Ehren der Heiligen Drei Könige anschließen, bleibt die Armut von 45.000 Holocaustüberlebenden ein Faktum.
„Es ist zu bezweifeln, dass die Beteuerungen, Holocaust und Shoah nicht zu vergessen, mit Herz und Verstand gemacht werden.“
Es liegt in der Verantwortung des Staates Israel, aber im Besonderen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich, dass die Armut dieser Menschen beendet wird, und sie wenigsten die letzte Zeit ihres Lebens in Würde leben können. Es liegt an Premierminister Netanyahu, besonders an Bundeskanzlerin Merkel und Bundeskanzler Kurz, dass diese traurige Tatsache ein Ende findet.