Kleine Zeitung Kaernten

Wilder Ritt mit fliegender Säge

Stromleitu­ngen werden vom Hubschraub­er aus mit einer Riesensäge freigelegt. Diese Feinarbeit kann nur eine Handvoll Piloten.

- Von Thomas Macher und Daniele Marcher

An seinen ersten Flug mit der Riesensäge kann sich Pilot Wolfgang Jäger noch gut erinnern: „Das war vor sechs Jahren in Tirol. Ich war sehr angespannt“, erinnert sich der gebürtige Wolfsberge­r, der für das Vorarlberg­er Unternehme­n Wucher Helicopter fliegt.

Kein Wunder, schon beim Zuschauen wird einem schwindlig, wenn die sechs Meter lange Säge von einem Hubschraub­er pendelt und an Stromleitu­ngen vorbei an Ästen schneidet. Das Sägen aus der Luft ist nicht nur spektakulä­r, sondern vor allem nützlich: Es soll verhindern,

Äste und Bäume den Leitungen in die Quere kommen und dadurch Stromausfä­lle verursache­n. „Die Säge wird eingesetzt, wenn das Gelände derart felsig und steil ist, dass ein Einsatz vom Boden aus zu gefährlich oder zu zeitaufwen­dig ist“, sagt Stefan Zach, Sprecher des niederöste­rreichisch­en Energiever­sorgers EVN.

In Niederöste­rreich schwebte die Riesensäge im Auftrag der EVN erst vor Kurzem drei Wochen lang nahe Stromleitu­ngen, die während des Einsatzes abgeschalt­et werden. „Diese Einsätze sind immer sehr fordernd für die Piloten. Es besteht ja die Gefahr, dass sie versehentl­ich die Leitungen treffen“, sagt Roy Knaus, dessen Unternehme­n Heli Austria die Einsätze in Niederöste­rreich geflogen ist. Das Sägesystem und sein Motor hängen dabei bis zu 60 Meter unter dem Hubschraub­er; verbunden durch zusammenge­schraubte Alurohre. Durch die Rohre zieht sich das Steuerungs­kabel, das von der Säge ins Cockpit führt. Von dort aus wird das System gesteuert.

Der Pilot wird

von einem Co-Piloten und einem Einweiser am Boden unterstütz­t. „Das ist enorm wichtig. Denn im Einsatz musst du dich voll auf die Säge konzentrie­ren. Das ist viel Feinarbeit: Oft schneidest du nur 30 Zentimeter an einer Stromleida­ss

Das ist viel Feinarbeit: Oft schneidest du nur 30 Zentimeter an einer Stromleitu­ng

vorbei.

Wolfgang Jäger, Pilot bei Wucher Helicopter

tung vorbei“, erzählt Pilot Wolfgang Jäger. Auch deshalb dürfen die Piloten nur fünf statt der üblichen sieben Stunden in der Luft sein. Sie müssen auch eine eigene Ausbildung absolviere­n. In Österreich beherrscht nur eine Handvoll Piloten den wilden Ritt mit der Säge.

Sie sind auch internatio­nal gefragt. Jäger war vor Kurzem im Auftrag der Deutschen Bahn im Berliner Umland in der Luft und hob auch schon in Frankreich und Italien ab.

Angespannt ist er dennoch immer noch, wenn er die riesige Säge unter seinem Hubschraub­er pendeln sieht: „Aber zum Glück hab ich mich noch nie schlimm verschnitt­en.“

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APA, WUCHER HELICOPTER Die Riesensäge
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Pilot Wolfgang Jäger stammt aus Kärnten

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