Schönborn übt Kritik an der Asylpolitik
Der Kardinal kann sich verheiratete Priester und Diakoninnen in der Kirche vorstellen.
Kardinal Christoph Schönborn ist mit der Asylpolitik der Regierung hart ins Gericht gegangen. „Eine kleine Gruppe von Menschen wird systematisch in ein schiefes Licht gerückt. Asylwerber werden unter Generalverdacht gestellt“, kritisierte der Wiener Erzbischof in der ORF-Pressestunde. Das sei keine Generalkritik an der Regierung, diese mache vieles gut, aber „wir machen uns Sorgen um die Asylpolitik“. Es gibt Signale, die nicht notwen
sind“, so Schönborn. Die Anbringung des Schildes „Ausreisezentrum“am Tor der Erstaufnahmestelle Traiskirchen sei „einfach unmenschlich“.
Unglücklich ist nach Meinung Schönborns die Karfreitagsdebatte gelaufen. Am besten wäre ein zusätzlicher Feiertag für alle gewesen. Die Lösung mit dem persönlichen Feiertag „ist ein bisschen hatschert“. Zum diskutierten Austausch von Feiertagen zwischen Katholiken und Evangelischen verwies Schönborn auf die Sozialpartner, die das hätten verhandeln müssen. Das müsse gesellschaftlich ausdiskutiert werden, „ich persönlich hätte nichts dagegen“.
Mit Blick auf den Missbrauchsskandal in der Kirche unterstrich der Kardinal, dass sich die Kirche in einem „Kulturwandel“befinde. Früher seien Autoritäten – auch jene des Priesters – nicht hinterfragt worden. Er versicherte, dass es für Täter kirchenintern Konsedig
quenzen gebe. Weltweit seien mehr als 300 Priester ihres Amtes enthoben worden. Zahlen für Österreich konnte er nicht nennen.
Zum Thema Zölibat meinte er, dass die Kirche eine 2000 Jahre lange Tradition habe, „die auch ein Papst nicht beim Frühstück ändern kann“. Die Frage der Frauenbeteiligung sei aber ein wichtiges Thema. „Da haben wir weltweit ein Problem.“Offen zeigte sich Schönborn für eine Fortsetzung der Debatte über die Weihe bewährter Männer zu Priestern („viri probati“). Die Erfahrungen, die man in der Seelsorge mit verheirateten Diakonen habe, seien sehr gut – daher könne er sich vorstellen, dass es künftig neben zölibatären Priestern auch verheiratete Priester geben könne, die sich im Leben, im Beruf und familiär bewährt haben.