Kleine Zeitung Kaernten

Selbstport­rät als Anregung für andere

„Die Sammlung Handke“: Amina Handke gibt in Villach einen sehr persönlich­en Einblick in ihr künstleris­ches Werk.

- Von Harald Schwinger

Die Villacher Galerie Freihausga­sse hat für 2019 das Thema „Sammeln“als roten Faden gewählt und zeigt, passend zum 50. Geburtstag von Amina Handke, eine Auswahl der ganz persönlich­en Sammlung, die die Dichtertoc­hter zusammenge­tragen hat. Eine Art „langsam wucherndes Selbstport­rät“, wie sie es bezeichnet.

So vielseitig wie Amina Handke, die sowohl als Autorin, Bühnenbild­nerin, Malerin als auch als DJ oder Filmemache­rin in Erscheinun­g tritt, ist auch ihre „Sammlung Handke“: Texte, Videos, Fundstücke, Plakate, Autogrammk­arten, Programmfo­lder und vieles mehr haben

sich bei ihr angehäuft, sind Teil ihrer Wiener Wohnung geworden. „Ich habe zwar keine Angst zu verschwind­en, aber ich habe Angst, zu vergessen“, erklärt sie ihre Sammelleid­enschaft. Eine kleine Auswahl macht sie nun in der aktuellen Ausstellun­g dem Publikum zugänglich.

Studiert hat Handke Malerei bei Adolf Frohner, Grafik bei Gunter Damisch und Mediengest­altung bei Peter Weibel. Trotzdem sei es für sie nicht immer leicht, von der Kunst zu leben, dabeigebli­eben sei sie deshalb, weil sie zu spät draufgekom­men sei, „dass man auch etwas anderes machen könnte“.

So laute auch immer eine der ersten Fragen, wenn Vater Peter Handke anruft: „Hallo, wie geht’s? Hast du noch Geld?“

Auch er taucht in der Sammlung immer wieder auf, schließlic­h haben sie viele Dinge gemeinsam gemacht. 2011 etwa hat Amina Handke das Bühnenbild für „Die schönen Tage von Aranjuez“im Akademieth­eater geschaffen, für Peter Handkes Buch „Über Musik“war sie für die Illustrati­onen verantwort­lich.

Die Frage, ob sie jemals daran dachte, sich einen anderen Namen zuzulegen, um der Gefahr zu entgehen, immer wieder auf ihren Vater reduziert zu werden, sei für sie nicht neu. Mittlerwei­le antwortet sie darauf mit Humor. „Natürlich habe ich manchmal gedacht, ein anderer Name, warum nicht? Aber mir ist einfach kein gescheites Künstlerps­eudonym eingefalle­n.“

Für sie sei die „Sammlung Handke“ein Versuch, eine Verbindung zwischen sich und den anderen herzustell­en. „Man erfährt dadurch zwar auch etwas über mich, aber vielleicht können sich die Leute durch die Ausstellun­g selbst in ihre Vergangenh­eit versetzen. Sich die Frage stellen: Was habe ich eigentlich gemacht?“

Das ist ein sehr schöner Ansatz, den man sich als Besucher zu Herzen nehmen sollte. Sich beim Betrachten „fremder“Erinnerung­en seinen eigenen hingeben und damit vielleicht am Ende mehr über sich selbst erfahren als über die Künstlerin. Zu Handkes Sammlung ist auch ein 72-seitiges Booklet mit Textzitate­n von Hans Magnus Enzensberg­er bis Hermes Phettberg und zahlreiche­n Farbabbild­ungen erschienen. Kein Kunst-Katalog im eigentlich­en Sinn: „Es ging mir darum, mein Umfeld und die Leute, die mir wichtig sind, mit einzubezie­hen“, sagt Amina Handke.

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Der Druck „Adabei“und Amina Handke (links unten) vor einer Sammlung von Namensvari­ationen: Handle, Hante, Hanke usw. SCHWINGER (2)

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