Kleine Zeitung Kaernten

„Hoffen und beten, dass das nie passiert“

Auch in Kärnten wird über Brandgefah­r, mögliche Folgen und Schutz von Kirchen diskutiert. Dachstühle sind jahrhunder­tealt.

- Von Wolfgang Fercher

Der Blick auf das verheerend­e Feuer in der Pariser Kathedrale Notre-Dame macht auch in Kärnten viele Gläubige und Kirchenver­treter tief betroffen. „Wir hoffen und beten, dass das bei uns nie passiert“, sagt Stiftspfar­rer Gerhard Kalidz mit Blick auf „seinen“Gurker Dom. „Hundertpro­zentigen Schutz gibt es nicht“, aber man versuche, das Brandrisik­o zu minimieren. Der Blitzschut­z beim Dom wird im Zweijahres­rhythmus überprüft, Elektroins­tallatione­n werden regelmäßig kontrollie­rt.

„Vor sieben Jahren hatten wir einen Brand in der Krypta, weil Schüler Kerzen brennen ließen“, erzählt Kalidz. „Das Tischtuch und ein Teil der Altarplatt­e entzündete­n sich. Zum Glück reagierte die Feuerwehr schnell. Das größte Problem war die Rauchentwi­cklung.“In der Krypta gibt es nun keine

Kerzen mehr, generell seien im Dom Kerzen, die größer als die Opferlicht­er sind, nicht erlaubt. Ein Brand hätte dramatisch­e Folgen. „Die Gemälde könnte man wohl hinausbrin­gen, andere kostbare Dinge wie den fest verankerte­n Hochaltar aber nicht“, sagt Kalidz. „Und wäre das Gurker Fastentuch aus dem Jahr 1458 zum Zeitpunkt eines Brandes im Dom, wäre das unvorstell­bar.“

Die Freiwillig­e Feuerwehr Gurk und umliegende Wehren führen immer wieder Übungen durch, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. „Man kann nicht einfach draufloslö­schen. Wie gehen wir vor? Was ist besonders schützensw­ert? Wo befinden sich die wertvollen Dinge?“Fragen wie diese stehen laut Bezirksfeu­erwehrkomm­andant Friedrich Monai im Mittelpunk­t. Die Dachstühle des Doms sind aus Holz, gedeckt mit Steinschin­deln, Eternit und Blech. „Da muss man teilweise aufschneid­en, um hineinzuko­mmen.“Durch Verrauchun­g könne viel kaputtgehe­n, aber auch durch Wasser. „Wenn Hitze und Wasser zusammentr­effen, besteht die Gefahr, dass die Steingewöl­be springen“, sagt Monai. Auch bei der Burg Hochosterw­itz gibt es solche Übungen. Einige Hundert Meter an Schläuchen müssen verlegt werden, mit Löschwägen kommt man nicht auf die Burg.

Rauchmelde­r oder Sprinkler gibt es im Gurker Dom, wie in den meisten anderen der mehr als 1000 Kärntner Kirchen, nicht. „Brandmelde­r würden in den hohen Räumen nicht viel bewirken“, meint Ruprecht Obernoster­er, Leiter der Bauabteilu­ng

der Diözese Gurk-Klagenfurt. Brände in Kirchen sind selten. „Blitzablei­ter gibt es überall, Installati­onen versuchen wir bei Bedarf zu modernisie­ren“, sagt Obernoster­er. Weil zahlreiche Kirchen unter Denkmalsch­utz stehen, sind bauliche Veränderun­gen schwierig. Teure Sicherheit­sund Brandmelde­systeme sind für viele Pfarren nicht leistbar. Bei Brandschut­zplänen, die mit Feuerwehre­n akkordiert sind, müsse man nachjustie­ren.

Die hölzernen Dachstühle sind zum Teil jahrhunder­tealt und leicht brennbar, wie auch alte Schindeldä­cher. Viele Kirchen wurden aber im 15. und 16. Jahrhunder­t zu „Wehrkirche­n“ausgebaut und mit Steinplatt­en gedeckt. „Als Schutz gegen die Feuerpfeil­e der Türken“, wie Josef-Klaus Donko, Stiftspfar­rer in Maria Saal, weiß. „210.000 Steinplatt­en liegen auf dem Dach des Maria Saaler Doms. Bei einem Brand würden wohl um die 100 Tonnen auf das Gewölbe stürzen und dann in den Kirchenrau­m“, sagt Donko. Dabei müsste man vor allem um die wertvollen gotischen Flügelaltä­re zittern.

Im Stift St. Paul im Lavanttal gibt es laut Pater Maximilian Krenn die „üblichen Brandschut­zmaßnahmen, immer wieder Übungen und entspreche­nde Feuerversi­cherungen“. Einen Brand will er sich gar nicht vorstellen. „Das Stift ist ein Allgemeing­ut, das Menschen Identifika­tion, geistige Heimat und Verbindung in die Geschichte bietet“, sagt Krenn. „Und unter den Kunstschät­zen gibt es eine hohe Dichte von Unikaten.“

In Wien versichert man, dass ein Brand im Stephansdo­m unwahrsche­inlich sei. Seit der Renovierun­g nach dem Krieg sei der Dachstuhl aus Stahl und nicht mehr aus Holz. Im Inneren gebe es ein spezielles Alarmsyste­m, das nicht durch Weihrauch oder Kerzenrauc­h ausgelöst werde.

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Die ältesten Teile des Gurker Doms stammen aus dem 12. Jahrhunder­t
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Burg Hochosterw­itz (links), Stift St. Paul (re.), Gurker Dom (ganz rechts). Brandeinsä­tze bei historisch­en Gebäuden werden immer wieder geübt
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DIÖZESE GURK/BRAUN, BFK08 (2), NUNNER
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