„Hoffen und beten, dass das nie passiert“
Auch in Kärnten wird über Brandgefahr, mögliche Folgen und Schutz von Kirchen diskutiert. Dachstühle sind jahrhundertealt.
Der Blick auf das verheerende Feuer in der Pariser Kathedrale Notre-Dame macht auch in Kärnten viele Gläubige und Kirchenvertreter tief betroffen. „Wir hoffen und beten, dass das bei uns nie passiert“, sagt Stiftspfarrer Gerhard Kalidz mit Blick auf „seinen“Gurker Dom. „Hundertprozentigen Schutz gibt es nicht“, aber man versuche, das Brandrisiko zu minimieren. Der Blitzschutz beim Dom wird im Zweijahresrhythmus überprüft, Elektroinstallationen werden regelmäßig kontrolliert.
„Vor sieben Jahren hatten wir einen Brand in der Krypta, weil Schüler Kerzen brennen ließen“, erzählt Kalidz. „Das Tischtuch und ein Teil der Altarplatte entzündeten sich. Zum Glück reagierte die Feuerwehr schnell. Das größte Problem war die Rauchentwicklung.“In der Krypta gibt es nun keine
Kerzen mehr, generell seien im Dom Kerzen, die größer als die Opferlichter sind, nicht erlaubt. Ein Brand hätte dramatische Folgen. „Die Gemälde könnte man wohl hinausbringen, andere kostbare Dinge wie den fest verankerten Hochaltar aber nicht“, sagt Kalidz. „Und wäre das Gurker Fastentuch aus dem Jahr 1458 zum Zeitpunkt eines Brandes im Dom, wäre das unvorstellbar.“
Die Freiwillige Feuerwehr Gurk und umliegende Wehren führen immer wieder Übungen durch, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. „Man kann nicht einfach draufloslöschen. Wie gehen wir vor? Was ist besonders schützenswert? Wo befinden sich die wertvollen Dinge?“Fragen wie diese stehen laut Bezirksfeuerwehrkommandant Friedrich Monai im Mittelpunkt. Die Dachstühle des Doms sind aus Holz, gedeckt mit Steinschindeln, Eternit und Blech. „Da muss man teilweise aufschneiden, um hineinzukommen.“Durch Verrauchung könne viel kaputtgehen, aber auch durch Wasser. „Wenn Hitze und Wasser zusammentreffen, besteht die Gefahr, dass die Steingewölbe springen“, sagt Monai. Auch bei der Burg Hochosterwitz gibt es solche Übungen. Einige Hundert Meter an Schläuchen müssen verlegt werden, mit Löschwägen kommt man nicht auf die Burg.
Rauchmelder oder Sprinkler gibt es im Gurker Dom, wie in den meisten anderen der mehr als 1000 Kärntner Kirchen, nicht. „Brandmelder würden in den hohen Räumen nicht viel bewirken“, meint Ruprecht Obernosterer, Leiter der Bauabteilung
der Diözese Gurk-Klagenfurt. Brände in Kirchen sind selten. „Blitzableiter gibt es überall, Installationen versuchen wir bei Bedarf zu modernisieren“, sagt Obernosterer. Weil zahlreiche Kirchen unter Denkmalschutz stehen, sind bauliche Veränderungen schwierig. Teure Sicherheitsund Brandmeldesysteme sind für viele Pfarren nicht leistbar. Bei Brandschutzplänen, die mit Feuerwehren akkordiert sind, müsse man nachjustieren.
Die hölzernen Dachstühle sind zum Teil jahrhundertealt und leicht brennbar, wie auch alte Schindeldächer. Viele Kirchen wurden aber im 15. und 16. Jahrhundert zu „Wehrkirchen“ausgebaut und mit Steinplatten gedeckt. „Als Schutz gegen die Feuerpfeile der Türken“, wie Josef-Klaus Donko, Stiftspfarrer in Maria Saal, weiß. „210.000 Steinplatten liegen auf dem Dach des Maria Saaler Doms. Bei einem Brand würden wohl um die 100 Tonnen auf das Gewölbe stürzen und dann in den Kirchenraum“, sagt Donko. Dabei müsste man vor allem um die wertvollen gotischen Flügelaltäre zittern.
Im Stift St. Paul im Lavanttal gibt es laut Pater Maximilian Krenn die „üblichen Brandschutzmaßnahmen, immer wieder Übungen und entsprechende Feuerversicherungen“. Einen Brand will er sich gar nicht vorstellen. „Das Stift ist ein Allgemeingut, das Menschen Identifikation, geistige Heimat und Verbindung in die Geschichte bietet“, sagt Krenn. „Und unter den Kunstschätzen gibt es eine hohe Dichte von Unikaten.“
In Wien versichert man, dass ein Brand im Stephansdom unwahrscheinlich sei. Seit der Renovierung nach dem Krieg sei der Dachstuhl aus Stahl und nicht mehr aus Holz. Im Inneren gebe es ein spezielles Alarmsystem, das nicht durch Weihrauch oder Kerzenrauch ausgelöst werde.