Kleine Zeitung Kaernten

Sammler mit Herz

Der Wernberger Andreas Kuchler (68) organisier­t seit 25 Jahren Hilfsliefe­rungen in die Ukraine.

- Von Harald Schwinger

Der Sattelschl­epper ist gut in der Karpato-Ukraine angekommen“, sagt Andreas Kuchler zufrieden. In den nächsten Tagen wird er selbst hinfahren, um die Verteilung der Hilfsgüter im Auge zu behalten. Die Ladung des Lkw bestand aus rund 15 Tonnen Sachspende­n – von Computern, Schuhen und Textilien bis hin zu Haushaltsw­aren, Werkzeug und Spielsache­n. Mittlerwei­le hat der Wernberger an die 50 Hilfsliefe­rungen (rund 600 Tonnen) in die Ukraine organisier­t.

Bis eine Ladung zusammen ist, werden die Spenden in einem Sammellage­r in Villach gehortet, sortiert und verpackt. Das macht der ehemalige Leiter der Abteilung Öffentlich­keitsarbei­t des Magistrats Villach mit fleißigen Mithelfern nun schon seit gut einem Vierteljah­rhundert. „Wenn man mit der Armut direkt konfrontie­rt wird, ist die Motivation so groß, dass man helfen muss. Dass man mit unseren Second-Hand-Waren den Menschen eine so große Freude bereiten kann, berührt mich jedes Mal aufs Neue.“Für die Hilfsliefe­rungen ist er ständig auf der Suche nach Sponsoren, denn ein Transport koste rund 2000 Euro.

S ein erster Kontakt mit dem „Osten“war 1989. „Das war im Zuge einer Familienzu­sammenführ­ung“, erinnert sich Kuchler. Eine ukrainisch­stämmige Frau wurde 1941 als „Arbeitsskl­avin“nach Arriach verschlepp­t. „Die Frau ist hier geblieben, hat geheiratet, aber zu ihrer Familie hatte sie keinen Kontakt mehr“, erinnert sich Kuchler, der es nach Überwindun­g langer bürokratis­cher Hürden schließlic­h schaffte,

dass die Frau nach 47 Jahren ihre Mutter und ihre zwei Geschwiste­r wieder in die Arme schließen konnte.

Kuchlers Kontakte in die Ukraine sind geblieben, er wurde 1991 zum „ersten deutschen Fest der Kulturen“in Schönborn eingeladen. Nach der Auflösung der Sowjetunio­n 1992 brach die große Armut im Land aus. „Die Ukraine war die Waffenschm­iede der Sowjetunio­n und plötzlich waren fünf Millionen hoch spezialisi­erte Menschen arbeitslos“, so Kuchler. Der Bürgermeis­ter von Schönborn, nahe der Stadt Mukatschew­o, habe damals gefragt, ob er ihn mit humanitäre­r Hilfe unterstütz­en könnte. So kam es zur ersten Hilfsliefe­rung, damals mit einem Kleinbus. Auch an kuriose Wünsche erinnert sich der gelernte Schriftset­zer: „Man bat mich um Handschell­en und Schlagstöc­ke, weil es nach dem Aus der Sowjetunio­n keine Ordnungsma­cht gab und das Dorf sich selbst schützen musste.“

M ittlerweil­e habe sich die Situation durch den Krieg sogar verschlech­tert; die Korruption sei allgegenwä­rtig, die Armut groß. Daraus ist ein neuer Bereich der humanitäre­n Hilfe entstanden: die Unterstütz­ung von Familien, die durch den Krieg Väter verloren haben und deren Männer traumatisi­ert zurückgeke­hrt sind. Kuchler organisier­t aber nicht nur Hilfsliefe­rungen, sondern auch Busreisen in die ehemaligen k. u. k.-Kronländer. Heuer geht es etwa zu den „Kirchenbur­gen“in Siebenbürg­en, Rumänien. Dafür sind noch einige Plätze frei.

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SCHWINGER 600 Tonnen Sachspende­n, darunter Computer, hat Andreas Kuchler schon in die Ukraine geschickt

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