Wortrausch mit Torte, Zwiebel und Plumpfuß
Wie man Wünsche am Schwanz packt: Dieter Kaufmann „vertonte“Picasso.
Im Jahr 1944 – Paris ist von deutschen Truppen besetzt – traf sich eine bunte Gruppe Intellektueller in der Wohnung des Schriftstellers Michel Leiris, um ein Stück von Pablo Picasso aufzuführen. Albert Camus inszenierte, der Maler Georges Braque und der Fotograf Brassaï waren unter den Zuschauern dieses von Picasso 1941 niedergeschriebenen Wortrausches aus Träumen, fixen Ideen, Bett- und Tafelfreuden sowie kriegsbedingten Einschränkungen.
Paul Celan übersetzte das Drama „Le Désir attrapé par la queue“ins Deutsche: „Wie man Wünsche beim Schwanz packt“zeigt das klagenfurter ensemble nun in einer szenischen Lesung mit Musik.
„Dass Intellektuelle unter diesem äußeren Druck die Freiheit der Kunst aufrechterhalten – bis zum Surrealen“, motivierte Dieter Kaufmann zu seiner Komposition, die sich dem Text unterordnet und auf die schräge Besetzung zugeschnitten ist: Da gibt es den Plumpfuß (= Picasso), die Zwiebel (seine Frau) und die Torte (seine Geliebte), die fet
te und die magere Angst oder die Cousine, die ke-Chef Gerhard Lehner singt. „Ich habe die Texte gesteigert, indem sie in verschiedenen Tonhöhen erklingen“, sagt Kaufmann. Aber es sei schwer, den Blödsinn und die gescheiten Sachen auseinanderzuhalten.
Zudem soll die Klagenfurter Aufführung die eingeschlossene Situation der ersten Lesung 1944 zeigen – mit einer Art „Diktator“in Gestalt von Ulrich Kaufmann. Als „Überwachungssystem“mit Kameras fängt er die Gesichter der Darsteller ein, Markus Kuscher und Kamran Gharabaghi kostümieren dann die Abbildungen. Das klingt nach etwas, das man sehen und hören möchte.
Was Gerhard Lehner gerne sehen möchte, sind entsprechende Zuwendungen der öffentlichen Hand. Die bisherigen Zusagen über 100.000 (Stadt) bzw. 80.000 Euro (Land) ignorieren das 40-JahrJubiläum des ke. Uschi Loigge Wie man Wünsche beim
Schwanz packt. Premiere: 24. April, 20 Uhr. Theater Halle 11, Messegelände Klagenfurt.