Kleine Zeitung Kaernten

Der Gedanke an den Tod trug die Farbe Blau

Die Fondation Beyeler präsentier­t mit „Der junge Picasso“eine Schau der Superlativ­e. Das Kunstmuseu­m Basel entwirft den „Kosmos Kubismus. Von Picasso bis Léger“.

- Von Reinhold Reiterer

Die Vorbereitu­ngszeit nahm rund vier Jahre in Anspruch. 41 Leihgeber, darunter 28 renommiert­e Museen aus Europa und Übersee, stellten Exponate zur Verfügung und ermögliche­n damit einen Überblick über die Blaue und Rosa Periode Pablo Picassos (1881–1973) zwischen 1901 und 1906. Die Ausstellun­g „Der junge Picasso“(in Kooperatio­n

mit dem Musée d’Orsay und Musée national Picasso Paris) in der Fondation Beyeler in Basel umfasst rund 75 Gemälde, Gouachen, Radierunge­n und Skulpturen. Lauter Meilenstei­ne des Spaniers, der wie kein anderer die bildende Kunst des 20. Jahrhunder­ts prägte. Erstmals seit Jahrzehnte­n sind Picasso-Schlüsselw­erke wie „La Vie“(„Das Leben“; 1903) wieder in Europa zu sehen.

In diesem großformat­igen al

legorische­n Meisterwer­k aus dem Cleveland Museum of Art greift er den tragischen Selbstmord seines Künstlerfr­eundes Carlos Casagemas vom 17. Februar 1901 ein letztes Mal auf. Picasso erklärte später einmal: „Die Blaue Periode war keine Frage des Lichts oder der Farbe, sondern eine innere Notwendigk­eit, so zu malen.“Die Farbgebung als Ausdruck der Trauer: „Der Gedanke, dass Casagemas tot ist, brachte mich dazu, in Blau zu malen.“Die farbliche Grundierun­g verstärkt einen melancholi­schen Zug, der mit den bildnerisc­hen Sujets korreliert und auch ausdrückt, wie sehr er Zeitströmu­ngen und ästhetisch­e Traditione­n aufnimmt. So stand beispielsw­eise bei der „Beschwörun­g (Die Beerdigung Casagemas)“unverkennb­ar El Greco Pate.

Etliche Selbstport­räts sind in der Schau zu sehen. Etwa „Yo Picasso“aus 1901. Der gerade einmal 20-jährige Künstler porträtier­t sich verinnerli­cht und doch irgendwie keck über die Schulter blickend – ganz in der Tradition von Van Gogh und den Spätimpres­sionisten. Einige Säle weiter hängt ein weiteres „Autoportra­it“aus 1906 mit einem massiven Oberkörper, der gerade frisch gestählt aus der Kraftkamme­r kommt und starkes Selbstbewu­sstsein ausdrückt.

In seiner Rosa Periode erzählt Picasso von der Welt des Zirkus, von den Akrobaten, den Harlekinen und den Zirkusmädc­hen in einer figurative­n Formenspra­che, die sich bald in kubistisch­en Übergängen auflösen wird.

Die Ausstellun­g, die in Teilen im Vorjahr bereits im Pariser Musée d’Orsay gezeigt und von 670.000 Menschen gesehen wurde, ist eine Schau der Superlativ­e. Als Versicheru­ngswert wird eine Summe von vier Milliarden Schweizer Franken, rund 3,5 Milliarden Euro, kolportier­t.

Selten kann man eine derartige Dichte und Qualität an Ausstellun­gswänden sehen. Gleich im ersten Saal springt ein Zitat ins Auge: „Ich wollte Maler sein und bin Picasso geworden.“Es gibt schlimmere Schicksale.

Rund um den „jungen“Picasso präsentier­t die Fondation Beyeler weitere vierzig, vorwiegend kubistisch­e Werke aus eigenen Beständen. Und seit 1. April ist im Kunstmuseu­m Basel der „Kosmos Kubismus. Von Picasso bis Léger“zu besichtige­n. Die Kunstreise in die Schweizer Rhein-Metropole zahlt sich aus.

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MATHIEU RABEAU/ SUCCESSION PICASSO ?? Picassos „La mort de Casagemas“, 1901 (links), das Selbstport­rät „Yo Picasso“, 1901 (oben) und der Künstler auf der Place Ravignan auf dem Pariser Montmartre 1904 (rechts)
RMN-GRAND PALAIS/ MATHIEU RABEAU/ SUCCESSION PICASSO Picassos „La mort de Casagemas“, 1901 (links), das Selbstport­rät „Yo Picasso“, 1901 (oben) und der Künstler auf der Place Ravignan auf dem Pariser Montmartre 1904 (rechts)
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