Kulinarische Karfreitag-Kaiserin
Fischhändlerin Claudia Rogatschnig aus Seidendorf hilft Kärntnern über den „fleischfreiesten“Tag des Jahres.
Trotz Adelsverbot: Sie ist amtierender „Fisch-Kaiser“(der Messe Wieselburg), trägt viele (Genuss-)Kronen und weiß kaum, wohin mit den vielen Silber- und Goldmedaillen. Das alles ist – für die Fisch’!
Trotzdem blieb die flinke Fischfürstin, die fürs grätenfreie Filetieren 22 Sekunden braucht („Meine Tochter hat die Zeit gestoppt“), bodenständig: „Für meine Kreation einer Fischleberpastete habe ich einmal Gold gewonnen. Trotzdem nahm ich sie aus dem Angebot, weil sie mir selbst nicht geschmeckt hat.“
Etwas Zahlenkunde: Vor 47 Jahren kam Claudia Rogatschnig zur Welt und lebt seither in Seidendorf bei St. Kanzian. Vor 22 Jahren kauften sie und Ehemann Peter, ein leidenschaftlicher Angler, eine alte Wassermühle mit Teichen, Quelle und Drau-Zugang bei Edling. Vor 19 Jahren „hatte Peter viele Fische eingesetzt, wir wollten einige verkaufen und ich stand erstmals auf dem Markt in St. Veit“. Das lief so gut, dass sie zupackte, als sie zufällig den geschlossenen Stand von Orsini-Rosenberg am Benediktinermarkt in Klagenfurt sah. „Zwei Anrufe später war der Stand meiner.“
S o wurde aus der Buchhalterin in ihrer Karenz mit zwei Kindern „Österreichs beste Fischzüchterin“, wie Medien behaupten. Obwohl: Das stimmt nur bedingt, denn Züchter ist ihr Mann. Sie ist die Verkäuferin und Produktentwicklerin. Ihre Marktforschung: „Ich probiere etwas aus und wenn es meiner Mutter und mir taugt, geht es in den Verkauf.“So entstanden neben Frisch-, Räucher- und
Graved-Fisch auch Pasteten, Sulze und „Kärntner Sushi. Aber dafür war die Zeit noch nicht reif.“Erfunden hat sie auch den„ Graben quell forellenfilet backfisch “. Der Name ist noch nicht ausgebacken.
Stärkster Verkaufstag für die jährlich 20.000 Saiblinge, Bach -, See-und Regenbogen forellen ist der Karfreitag. Für den durchbricht sie ihren Verkaufsrhythmus mit Donnerstag und Samstag. Wer will, bekommt auch Rezepte wie für Fisch in Nusspanier oder mit Spinat und Mozzarella. „Aber ob das noch dem Fastengedanken entspricht?“
C laudia Rogatschnig ist Pfarrgemeinderatsobfrau, fördert die Feuerwehr, denkt bei seltenen Urlauben im relaxten Südamerika, dass man ruhig dortbleiben könnte – bis die Heimatliebe wieder überwiegt. Sie ist ziemlich katholisch und verzichtet in der Karwoche auf Fleisch, „damit der Schinken wieder besonders gut schmeckt“.
„Am Karfreitag gibt’s bei uns das Faule-Weiber-Essen: Forelle Müllerin mit Petersil-Erdäpfeln. Die brauchen nur 20 Minuten und man muss nicht am Herd warten.“