„Aus dem Karfreitag das machen, was er sein soll“
Leserinnen und Leser sind sich einig: Es war ein Fehler, den Karfreitag „zu einem Nichts verkommen zu lassen“. Vielmehr sollte man ihn als gemeinsamen Gedenktag für alle Christen einführen.
„Kaum Interesse am persönlichen Feiertag“, 11. 4.
Die letzten Wochen waren geprägt vom Thema, ob der Karfreitag ein „Feiertag“für alle sein soll. Ein Blick zum Ursprung: Da gab es vor 2019 Jahren einen Menschen, der nichts anderes tat, als dem Wort Leben einzuhauchen, andere Menschen zu heilen, sie aufzurichten, ihnen den wahren Weg zu zeigen und – wohl das Wichtigste – die wahre Liebe vorzuleben. Die Folge seines Wirkens war ein Fehlurteil mit der Konsequenz, ihn auf erniedrigendste Art zu verspotten, ihn auf grausame Weise zu quälen und ihn schließlich ans Kreuz zu nageln. Da darf schon die Frage erlaubt sein, was es da zu „feiern“geben soll?
Wäre es nicht sinnvoller, einen Gedenktag daraus zu machen? Einen Gedenktag, an dem wir in uns gehen und darüber nachdenken, dass der Mensch 2019 Jahre später genauso seine Grausamkeiten lebt. Krieg, Terror, Hunger, Folter, Ungerechtigkeiten, physische und psychische Gewalt an Frauen, sexuelle Ausbeutung, Missbrauch junger Seelen, ausbeuterischer Umgang mit der „belebten und
Natur“, um nur einige Beispiele zu nennen. Wäre da nicht ein Gedenktag über alle Konfessionen und Grenzen hinweg angebrachter?
In der gesamten Kette der „Karfeiertagsdebatte“, von der Klage bis zur neuen Gesetzwerdung, haben die Beteiligten den Sinn dieses Tages offensichtlich nicht verstanden bzw. haben versucht, wieder ihre eigenen Brötchen zu backen. So ist das für die meisten unzufriedenstellende Resultat auch wenig verwunderlich. Daher liegt es letztlich an jedem von uns, aus dem Karfreitag das zu machen, was er sein soll.
Bernhard Wallner, Maria Saal
Zum Nichts verkommen
Jetzt ist er da, der Karfreitag. Der größte Gedenktag der Christenheit sollte er sein – keine Frage! Nun aber ist dieser Tag, dieser große Tag, durch eine Regierung, die scheinbar kein Christsein braucht, zum Nichts verkommen. Hoffentlich brauchen diese Menschen eines Tages nicht auch unseren Herrgott und zuletzt Jesu Leiden und Auferstehung.
Schade auch, dass man sich beim ORF scheinbar schämt, Christ zu sein, weil man die Gedenkminute am Karfreitag um 15 Uhr gestrichen hat. Der Gruß eines Radio-Kärnten-Sprechers war lange „Gott zum Gruße“– hört man auch nicht mehr. Schade. Trotzdem: Frohe Ostern!
Hermine Gruber, St. Lorenzen
Schaden für die Kirche
Für 96 Prozent ändert sich gar nichts – die anderen vier Prozent kann man vernachlässigen. Die wenigen sind ja nicht wichtig. Zwei Mal im Jahr sind evangelische Kirchen richtig voll: zu Weihnachten und am Karfreitagvormittag. Nun kommen am Vormittag des Karfreitags nur die Alten, und am Abend, wenn die Kaufhäuser geschlossen sind, die Jungen – wenn sie nicht zu müde sind. Zum christlichen Feiern gehören aber Alte und Junge zusammen. Ein kirchlicher Feiertag ist mehr als ein freier Tag. Das ist christliche Kultur. Wer kirchliche Feiertage abschafft, fügt der Kirche schweren Schaden zu. Das zeigen Beispiele aus der jüngeren Geschichte zur Genüge. Gemeinsam, evangelische und katholische Christen, wären wir stark genug, den Karfreitag als „Feiertag für alle“zu fordern. Ein Eintausch des Ostermonunbelebten tags für einen Karfreitag-Feiertag für alle wäre aus christlicher, familiärer sowie touristischer Sicht von Vorteil.
Man redet von christlichen Werten und hat offenbar keine Ahnung, was für Christen wirklich wertvoll ist. Evangelische müssen leider wieder einmal erleben, wie schnell sie in Österreich eines ihrer Rechte verlieren können.
Helmut Kern, Kalwang
Vernunft hat verloren
„Wie es mit der endlosen BrexitGeschichte weitergeht“, 12. 4. Kann man die Briten verstehen? Verstehen heißt nicht „gutheißen“, wohl aber mitfühlen. Die Engländer haben ein anderes Geschichtsbild als wir Kontinentaleuropäer. Großbritannien ist der einzige europäische Staat, der im letzten Jahrtausend keine nachwirkenden Umbrüche erlebt hat. Es schuf ein weltumspannendes Imperium. Es widerstand Napoleon und Hitler. Jahrhundertealte Traditionen prägen Gesellschaft und Politik. Der Nationalstolz ist nicht durch große Verbrechen herabgewürdigt. Ist es überraschend, dass man sich in England in Europa nicht als Gleicher unter Gleichen versteht?