Jessica Hausner schlägt Wurzeln
Die Wienerin ist mit „Little Joe“in Cannes vertreten – neben Weltstars.
Sieht aus, als würde die Zukunft kein Rosengarten“, sagte der Festivalchef Thierry Frémaux, als er die Wettbewerbs-Beiträge für Cannes vorstellte. Der Befund gilt besonders für Jessica Hausners Scifi-Thriller „Little Joe“. Die Wiener Filmemacherin („Lourdes“, „Hotel“, „Amour Fou“) geht damit ins Rennen um eine Goldene Palme. Eine kleine Sensation. Hausner erzählt die Geschichte einer genmanipulierten Pflanze, die, gut gehegt, glücklich machen soll. Entwickelt hat diese die alleinerziehende Wissenschaftlerin Alice (Emily Beecham), die eine Blume ihrem Teenager-Sohn schenkt. Je stärker diese gedeiht, desto stärker wächst auch in Alice der Verdacht, dass sie nicht so harmlos ist wie gedacht.
Mit Barbara Albert zählt Hausner (Jahrgang 1972) seit ihrem Debüt „Lovely Rita“zur wichtigsten Vertreterin einer jüngeren Generation im heimischen Kino. Mit Gründung der Produktionsfirma Coop 99 manifestierte sich diese Bewegung wirtschaftlich.
Vier der 19 Wettbewerbsfilme stammen von Regisseurin
nen, drei von jungen Französinnen – Mati Diop, Céline Sciamma und Justine Triet.
Hausner ist mit ihrer internationalen Produktion in bester Gesellschaft: Ihre Weltpremiere an der Croisette feiern auch die neuen Filme von Pedro Almodóvar („Dolor y gloria“), Ken Loach („Sorry We Missed You“). Die Brüder Dardenne sind mit dem Migrationsdrama „Young Ahmed“vertreten und Marco Bellocchio mit dem Mafia-Epos „The Traitor“. Und: RegieShootingstar Xavier Dolan ist in „Matthias Et Maxime“auch in einer Hauptrolle zu sehen. Eröffnet wird das Festival (14. bis 25. Mai) mit der Horrorkomödie „The Dead Don’t Die“von Jim Jarmusch – mit Tilda Swinton, Selena Gomez und Bill Murray. Mit „A Hidden Life“von Terrence Malick ist übrigens noch ein Film mit Österreich-Bezug im Bewerb: Das Biopic skizziert den von den Nazis ermordeten Wehrmachtsverweigerer Franz Jägerstätter (August Diehl) – mit dabei sind neben der Österreicherin Valerie Pachner auch die verstorbenen Mimen Bruno Ganz und Mikael Nyqvist.