Kleine Zeitung Kaernten

Nicht mehr und noch nicht!

- Franz Küberl über den heutigen Karsamstag als „Zwischenta­g“von Erinnerung und Vorfreude

Der Karsamstag ist ein Nicht-mehr und Nochnicht. Hat Gott seinen persönlich­en Feiertag? Nein, es ist ein Zwischenta­g. Erinnerung an den Tod Christi am Kreuz und Vorfreude auf die Auferstehu­ng. Jedenfalls ein guter Tag. Um nachzudenk­en und vorzudenke­n.

Nachzudenk­en, was sterben heißt. Für mich persönlich. Für andere. Auch über die Umstände, wie viele Ideen und gute Absichten zugunsten anderer Menschen sterben. Weil man ihnen nicht genug Lebensodem einhaucht. Oder, weil man etwas sterben lassen will. Man muss es denen, die Probleme haben, ja nicht leichter machen. Sind eh selber schuld, dass sie an die Schwelle des Zugrundege­hens geraten. So, meinen manche, kann man sich die Hände in Unschuld waschen – im eigenen Leben, aber auch politisch. Wenn man z. B. statt Armut zu bekämpfen, bloß den etwas weniger Armen signalisie­rt, dass man eh die wirklich Armen in die Zange nimmt.

Vielleicht erinnern wir uns wieder einmal daran, ob wir eh „Böses unterlasse­n und Gutes tun“und nicht umgekehrt. Das sind sehr persönlich­e Fragen, und zugleich öffentlich­e Angelegenh­eit. Es kann dazu beitragen, dass Gutes entsteht und Böses verhindert wird. Darüber nachzudenk­en, bedeutet vorzudenke­n, wie Auferstehu­ng entstehen kann. Die eigene, aber auch die anderer. Zunächst durch den Glauben daran. Dann mit der ehrlichen Frage, ob ich denn selbst mithelfe, dass andere Menschen atmen können, dadurch auf(er)stehen, und so Leben haben. Durch Respekt, durch Anerkennun­g der Unumstößli­chkeit, dass alle Menschen dieselbe Würde haben und daher gleiche Rechte und gleiche Pflichten. Auch durch Teilen.

„Vielleicht erinnern wir uns wieder einmal daran, ob wir eh „Böses unterlasse­n und Gutes tun“und nicht umgekehrt.“

Das wäre ein Ostervorsa­tz – sehr persönlich und sehr öffentlich – politisch: daran mitzuwirke­n, dass Auf(er)stehung allen zugebillig­t wird. Das schmeckt nach Zukunft und ist wohl Voraussetz­ung dafür, dass die eigentlich­e Auferstehu­ng erahnt werden kann. Im Wissen, dass dies eben auch ein bisschen von mir abhängt. Egal, ob als Rentner, öffentlich Engagierte­r, unternehme­risch Tätiger oder junger Mensch.

Haben Sie beim Rückblick und beim Vorblick viel innere Ruhe und Kraft. Gesegnete Ostern.

Franz Küberl war Präsident der Caritas Österreich

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