Nicht mehr und noch nicht!
Der Karsamstag ist ein Nicht-mehr und Nochnicht. Hat Gott seinen persönlichen Feiertag? Nein, es ist ein Zwischentag. Erinnerung an den Tod Christi am Kreuz und Vorfreude auf die Auferstehung. Jedenfalls ein guter Tag. Um nachzudenken und vorzudenken.
Nachzudenken, was sterben heißt. Für mich persönlich. Für andere. Auch über die Umstände, wie viele Ideen und gute Absichten zugunsten anderer Menschen sterben. Weil man ihnen nicht genug Lebensodem einhaucht. Oder, weil man etwas sterben lassen will. Man muss es denen, die Probleme haben, ja nicht leichter machen. Sind eh selber schuld, dass sie an die Schwelle des Zugrundegehens geraten. So, meinen manche, kann man sich die Hände in Unschuld waschen – im eigenen Leben, aber auch politisch. Wenn man z. B. statt Armut zu bekämpfen, bloß den etwas weniger Armen signalisiert, dass man eh die wirklich Armen in die Zange nimmt.
Vielleicht erinnern wir uns wieder einmal daran, ob wir eh „Böses unterlassen und Gutes tun“und nicht umgekehrt. Das sind sehr persönliche Fragen, und zugleich öffentliche Angelegenheit. Es kann dazu beitragen, dass Gutes entsteht und Böses verhindert wird. Darüber nachzudenken, bedeutet vorzudenken, wie Auferstehung entstehen kann. Die eigene, aber auch die anderer. Zunächst durch den Glauben daran. Dann mit der ehrlichen Frage, ob ich denn selbst mithelfe, dass andere Menschen atmen können, dadurch auf(er)stehen, und so Leben haben. Durch Respekt, durch Anerkennung der Unumstößlichkeit, dass alle Menschen dieselbe Würde haben und daher gleiche Rechte und gleiche Pflichten. Auch durch Teilen.
„Vielleicht erinnern wir uns wieder einmal daran, ob wir eh „Böses unterlassen und Gutes tun“und nicht umgekehrt.“
Das wäre ein Ostervorsatz – sehr persönlich und sehr öffentlich – politisch: daran mitzuwirken, dass Auf(er)stehung allen zugebilligt wird. Das schmeckt nach Zukunft und ist wohl Voraussetzung dafür, dass die eigentliche Auferstehung erahnt werden kann. Im Wissen, dass dies eben auch ein bisschen von mir abhängt. Egal, ob als Rentner, öffentlich Engagierter, unternehmerisch Tätiger oder junger Mensch.
Haben Sie beim Rückblick und beim Vorblick viel innere Ruhe und Kraft. Gesegnete Ostern.
Franz Küberl war Präsident der Caritas Österreich