Irischer Bruderzwist flammt wieder auf
Bei Krawallen in Nordirland kam eine Journalistin ums Leben. Die Polizei spricht von „terroristischem Vorfall“.
Es brennt wieder auf der smaragdgrünen Insel im Norden Europas. Nach mehr als zwei Dekaden der friedlichen Koexistenz zwischen irischen Nationalisten und londontreuen Unionisten verhärten sich die Fronten erneut. In der Nacht auf Karfreitag kam es zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei in der nordirischen Stadt Londonderry, die von den englandkritischen Iren schlicht „Derry“genannt wird. Dutzende Brandsätze flogen auf Sicherheitskräfte, zwei Fahrzeuge brannten aus – und eine 29 Jahre alte Frau kam ums Leben, als ein Mann auf Polizisten feuerte.
Lyra McKee, eine Journalistin, die in der Vergangenheit mehrfach über den NordirlandKonflikt und seine Folgen geschrieben hatte, war auch diesmal wegen der angespannten Situation vor Ort. Noch am Donnerstagabend postete sie aus dem Brennpunktviertel Creggan Bilder im Internet und schrieb: „Derry heute Abend. Völlig verrückt.“Wenig später wurde sie am Rande der Ausschreitungen erschossen – von einem „gewalttätigen Nationa
wie die Polizei mitteilte. Der Vizepolizeichef von Derry, Mark Hamilton, sagte bei einer Pressekonferenz: „Wir behandeln das als terroristischen Vorfall und haben Mordermittlungen eingeleitet.“Politische Vertreter beider Seiten verurteilten die Gewalt.
eines blutigen Konflikts, der seit Jahrhunderten schwelt und das Leben auf der irischen Insel seither prägt. Ihm liegt die einst aggressive Kolonialpolitik des britischen Imperiums zugrunde, das sich einen kleinen Teil im Norden des Landes im 17. Jahrhundert einverleibt hatte. Damals siedelte die britische Krone Protestanten aus Nordengland und Schottland in diesem Teil Irlands an, um die widerspenstigen, katholischen Iren gefügig zu machen. Im Laufe der Jahrhunderte ging die Gewalt der Besatzer zurück, England sorgte aber dafür, dass nur der loyale Nordosten von der industriellen Revolution profitierte, während der katholische Rest des Landes kleingehalten wurde. So entstand ein Graben, der sich bis heute durch die irische Gesellschaft zieht.
Im vorigen Jahrhundert bestimmten gewalttätige Konfliklisten“,