Vermisst, aber nicht vergessen
Bis zu 900 Menschen werden pro Jahr in Kärnten als vermisst gemeldet. Die meisten tauchen binnen weniger Stunden wieder auf. Von manchen fehlt jedoch bis heute jede Spur.
EVon Christiane Canori
in Mensch scheint plötzlich wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Suchaktionen mit Hunden und Helikoptern verlaufen ergebnislos. Zurück bleiben viele offene Fragen für die Ermittler – und eine quälende Ungewissheit für die Angehörigen.
Traurige Gewissheit haben seit knapp zwei Wochen Familie und Freunde einer 45-jährigen Kärntnerin. Zwei Monate lang gab das Verschwinden der Frau den Ermittlern Rätsel auf. Seit einem Unfall am 10. Februar auf der Südautobahn bei Pörtschach fehlte von der 45Jährigen jede Spur – bis schließlich im Wörthersee eine Leiche gefunden wurde. Gerichtsmediziner bestätigten den fürchterlichen Verdacht: Bei der Toten handelt es sich um die Vermisste. Fremdverschulden wird ausgeschlossen.
Während dieser Fall zu den Akten gelegt werden kann, gelten in Kärnten 13 weitere Personen seit 2006 als langzeitabgängig. Insgesamt gibt es laut Polizei pro Jahr zwischen 800 und 900 Vermisstenanzeigen. Der Großteil der Fälle kann jedoch binnen weniger Stunden aufgeklärt werden. „Unter diesen Fällen sind auch Jugendliche, die in einer betreuten Wohngemeinschaft leben und Betreuer Anzeige erstatten müssen, wenn diese nicht zur vereinbarten Zeit zurück sind“, erklärt Polizeisprecherin Waltraud Dullnigg. Doch es gibt leider auch die Menschen, die plötzlich verschwinden und jahrelang oder sogar nie mehr auftauchen.
Meist ist zu befürchten, dass sie Opfer eines Unfalles geworden sind. Dullnigg: „Der Verdacht auf einen Unfall, der Verdacht auf Suizid, der Verdacht auf ein Gewaltdelikt – das alles muss
genau überprüft werden.“Solange der Vermisste nicht wieder lebend auftaucht oder ein Leichnam gefunden wird, wird der Akt bei der Polizei nicht geschlossen. Wie etwa im Falle eines Mannes, der 2014 verschwunden ist. Die Ermittler gehen davon aus, dass er im Ossiacher See ertrunken sein dürfte. Leiche wurde jedoch nie eine gefunden. Rätsel gibt nach wie vor auch ein Pensionisten-Paar aus Wien auf, das im Sommer 2008 auf dem Nassfeld bei einer Wanderung verschwand.
Die Ermittler verlieren Fälle wie diese, auch wenn sie bereits Jahre zurückliegen, nicht aus den Augen. Oft sorgen neue Hinweise dafür, dass alte Fälle wieder neu aufgerollt werden. So konnte beispielsweise das Verschwinden einer Frau aus Völkermarkt geklärt werden. Neun Jahre lang galt sie als vermisst, 2006 tauchte sie plötzlich in Spanien wieder auf.