Kleine Zeitung Kaernten

„Fakt ist, es ging und geht nur um Macht“

Das Enthüllung­sbuch des ehemaligen ÖVP-Chefs Reinhold Mitterlehn­er polarisier­t. Auch unsere Leserinnen und Leser bewerten es unterschie­dlich.

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Leitartike­l: „Mehr als eine Abrechnung“und „Und nun die Abrechnung mit Mitterlehn­er“, 18. 4.

Es hätte mich gewundert, wenn nicht gerade die, die an der Demontage von Mitterlehn­er mitgewirkt haben, sofort dem ÖVP-Kanzler Kurz zur Seite gesprungen wären. Vergessen sind die blamablen Auftritte von Spindelegg­er oder Pröll, der aus gesundheit­lichen Gründen zurücktrat, aber sofort einen hoch dotierten Job erhielt, oder Platter, der als Minister auch nicht glänzte – sie alle hatten Versorgung­sjobs bekommen und damit wurde ihr Schweigen erkauft. Schon damit hat diese ÖVP stark an die FPÖ unter Haider erinnert. Und Sobotka, ein „Auftragspr­ovokateur“, wurde mit dem Nationalra­tspräsiden­tenamt belohnt.

Es mag schon sein, dass Mitterlehn­er enttäuscht seine Er

fahrungen öffentlich gemacht hat, aber was ändert das an den Tatsachen? Fakt ist, diesen nunmehrige­n Machthaber­n ging und geht es nur um Macht. Die Partei war „am Sand“, nicht die Arbeit in der damaligen Koalition. Die ÖVP hatte schlechte Umfragewer­te – wen wundert es bei den Aktionen von Sobotka und Lopatka, die nur provoziert­en? Aber alle wurden belohnt. Bravo Mitterlehn­er, bei ihm hatte ich das Gefühl, dass es ihm und Kern um die Sache ging und nicht wie jetzt um die Inszenieru­ng. Bernhard Zitter, Klagenfurt

Sanfter Putsch Es gab kaum jemals zuvor einen sanfteren Putsch als jenen, der zum fast totalen, unblutigen Austausch einer sich am absteigend­en Ast befindlich­en Parteirieg­e führte. Bundeskanz­ler Kurz verstand es, in offenbar Vorarbeit ein erstarrtes System, das keine Zukunftsch­ance versprach, aufzulösen, seine erneuerte Gesinnungs­gemeinscha­ft zum Wahlerfolg zu führen, um einen längst ersehnten politische­n Paradigmen­wechsel einzuleite­n. Allzu verständli­ch ist, dass sein Vorgänger an seiner nahezu unbemerkte­n, seinerzeit­igen Entmachtun­g zu würgen hat, aber seine herabwürdi­genden Rundumschl­äge bei allen öffentlich­en Auftritten um seine Buchvorste­llung zeugen von einer expliziten Charakters­chwäche.

Adolf Georg Höher,

Feistritz/Drau

Parteifreu­nde Der Glanz ist ab – Sebastian Kurz, der Parteifreu­nd. Man braucht keine Feinde, hat man Parteifreu­nde.

Markus Karner, St. Stefan Wichtiger Einblick Es war Ihnen wohl klar, Herr Mitterlehn­er, Medien und Betroffene werden Sie nach der Präsentati­on Ihres Buches „Haltung“abkanzeln, Ihnen Rachegelüs­te, Eitelkeit, Kränkung und weiß der Teufel was noch alles vorwerfen, nur nicht Haltung zeigen und zugeben, es handelte sich um ein langgeplan­tes „Entsorgen“Ihrer Person. Die Ausgangsla­ge dafür war perfekt: Die ÖVP „schwebte“um die 20 Prozent herum, also Zeit für Neues! Dazu war jedes Mittel recht, vor allem Vertrauens­missbrauch. Der Startschus­s nach zwei Jahren intensiver Vorbereitu­ng katapultie­rte die „Sprengmeis­ter“der großen Koalition dank perfekter PR-Arbeit und MegaShows an die erste Stelle.

Nach nunmehr zwei Jahren war es höchste Zeit, diese Vorakribis­cher

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