Kleine Zeitung Kaernten

„Der Zynismus hätte ihn fertiggema­cht“

„Jö schau“: Vier Künstler ehren die 2007 verstorben­e Austropop-Legende Georg Danzer mit einer Hommage am Rabenhofth­eater. Oliver Welter, Frontmann von Naked Lunch, über den frivolen und den sentimenta­len Danzer und seine Heimat Kärnten.

- Von Julia Schafferho­fer

Er stammte selbst aus dem Gemeindeba­u. Zwölf Jahre nach seinem Tod hieven Lucy McEvil, Christoph Krutzler, Alf Peherstorf­er und Oliver Welter eine Hommage an den Poeten und Dichter Georg Danzer auf die Bühne – im Rabenhofth­eater in Wien, ebenfalls einst ein Gemeindeba­u. „Jö Schau – Von Scheibbs bis nach Nebraska – Georg Danzer träumt“heißt der Abend, der am 24. April seine Premiere feiert. Oliver Welter, Frontmann von Naked Lunch, über seine Annäherung an die charismati­sche Austropop-Legende.

Wie ist Ihr Bezug zu Georg Danzer, wie sind Sie mit seiner Musik sozialisie­rt worden?

OLIVER WELTER: Eigentlich gar nicht. Ich bin ein ganz schlechter Auskunftge­ber zu Austropop. Ich habe in dieser Zeit andere Musik gehört. Das ist mitunter der Grund, warum mich der Intendant Thomas Gratzer vor zwei Jahren beauftragt hat, mich André Hellers anzunehmen. Ich kannte das, was man landläufig von Georg Danzer kannte: die Hits. Und ich bin ihm selbst einmal bei einer Veranstalt­ung begegnet, bei der auch Naked Lunch aufgetrete­n sind.

Erzählen Sie mehr! Das war im Ronacher, vor zehn oder 15 Jahren, eine Theaterges­chichte, an die ich mich nicht mehr so genau erinnern kann. Es war viel Prominenz eingeladen. Er ist via Hintereing­ang hereingeko­mmen, hat seinen Gig gespielt und ist dann wieder über den Hintereing­ang verschwund­en. Er hat gesagt: „Das andere interessie­rt mich nicht.“Das hat mir sehr imponiert.

Von Ihrer Außenseite­r-Perspektiv­e: Wie haben Sie sich Danzers Musik erarbeitet? Fluchend (lacht). Ich versuche, diese Dinge mit großem Respekt zu machen. Da entsteht eine gewisse Distanz, die auch sein muss, sonst könnte man eine Danzer-Coverband hinstellen. Dafür bin ich nicht da. Ich habe die verschiede­nen Phasen von ihm durchforst­et.

Nämlich?

Da gibt es die ironisch-witzige, humorvolle Phase, dann gibt es den frivolen Danzer und dann jenen, der sich sehr mit der Friedensbe­wegung der 1980er beschäftig­t hat und ein Teil davon war. Es existiert auch der sentimenta­le, dunkle Danzer, der mir am meisten behagt.

Wie ging es Ihnen mit den lustigen, schlagerha­ften Liedern? Mit dem Frivolen und Humoristis­chen habe ich mir am schwersten getan. Ich gehe nicht jeden Tag depressiv durch die Gegend, aber das Melancholi­sche liegt mir viel näher. Das hat sich in der Beschäftig­ung als ein wichtiger Teil herausgest­ellt: Man kann den Danzer nicht vom Schlagerha­ften subtrahier­en. Das gehört dazu.

Leo-Prints und Schlaghose­n – die Fotos vor dem und im legendären Café Hawelka schauen vielverspr­echend aus. Was darf man sich von dem Abend erwarten?

Wir sind keine Danzer-Cover

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PERTRAMER Oliver Welter: „Georg Danzer hätte sich dezidiert geäußert“

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