Ednan Aslan verliert Institutsleitung
Der streitbare Professor für islamische Religionspädagogik verliert die Position an der Spitze des Instituts wegen interner Querelen.
Ednan Aslan war immer eine gute Adresse, wenn man Kritisches über fundamentalistische Tendenzen unter Muslimen in Österreich hören wollte. Der 2006 nach Wien berufene Türke nahm sich nie ein Blatt vor den Mund, wenn es darum ging, Missstände etwa an islamischen Kindergärten in Wien offenzulegen, was ihm einige Kritik vonseiten der Stadtregierung einbrachte. Den Vorwurf, seine Studie über derartige Missstände sei vom Büro des auftraggebenden Ministers Sebastian Kurz redigiert worden, bestritt er vehement.
Am Samstag meldete der „Standard“, Aslan habe sein
Amt als Leiter des Instituts für Islamisch-Theologische Studien an der Universität verloren und werde ab sofort von der Dekanin der PhilologischKulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität, Melanie Malzahn, abgelöst. Der Grund soll das schlechte Klima am Institut sein, das im „Standard“als sehr angespannt, sogar feindlich beschrieben wird. Auch von Mobbing sei die Rede, was Aslan allerdings kategorisch von sich weist.
der am Samstag nicht erreichbar war, bestreitet die Vorwürfe. Wie auch die Dekanin weist er im „Standard“auf die Umstrukturierung und das rasante Wachstum seines Instituts hin. Von „verwaltungstechnischer Belastung“ist die Rede und von einer Umbruchphase, die besser von der Dekanin gemanagt würde als von ihm. Das sei auch in seinem Interesse, behauptet Aslan.
Aslan, der sich als Vorkämpfer eines „europäischen Islams“einen Namen gemacht hat, berichtet auch von Druck aus der Türkei, dem er ausgesetzt ist. Bei seiner jüngsten Reise in sein Heimatland habe man ihn 15 Stunden lang am Flughafen aufgehalten und ihn von einem Einreiseverbot in Kenntnis gesetzt.
Aslan steht auf dem Standpunkt, der Islam brauche eine Reformation wie jene Martin Luthers. Im Fall seiner Religionsgemeinschaft genüge allerdings nicht die Neuinterpretation der Texte, es ginge auch um Distanzierung von Texten, die von radikalen Bewegungen wie dem IS als Propaganda genützt werden könnten.