Kleine Zeitung Kaernten

„Man lebt intensiver mit Ablaufdatu­m im Kopf“

Ordensschw­ester Silke Mallmann ist im Vorjahr schwer an Krebs erkrankt. Heute geht es ihr sehr gut. Ein Gespräch über den Leidensweg und tägliche Momente von Auferstehu­ng.

- INTERVIEW.

WEs sind die Auferstehu­ngsmomente im Alltag. Wenn neues Leben aufbricht, sich Menschen zur Fülle des Lebens hin entwickeln. Wenn ein aus Afghanista­n Geflohener nach drei Jahren den Aufenthalt­stitel bekommt, einen Arbeitgebe­r findet, die Kinder in der Schule sind und er mir strahlend davon berichtet. Oder wenn ich im jetzigen Chaos der Kärntner Kirche

Leute treffe, die sagen: Ich bleibe dabei, gerade jetzt.

sie aus der österliche­n Hoffnung leben, dass aus dem Karfreitag der Kirche auch die Auferstehu­ng der Kirche wird. Ich lebe bewusster mit dem Gedanken an den Tod. Es regt manche meiner Mitmensche­n auf, wenn ich sage: Wer weiß, ob ich das nächstes Jahr noch erlebe. Für mich ist dieser Gedanke sehr wichtig. Weil er mich befähigt, jeden Moment als Geschenk anzunehmen. Das ist etwa der Pausenkaff­ee mit einer Kollegin in der Schule. Ich weiß nicht, wie es bei mir ausgeht. Es ist noch nicht vorbei. Kurz nach meiner Diagnose, nach dem ersten Schock, habe ich zu einer Psychologi­n gesagt: Es gibt zwei Möglichkei­ten: EntWeil Das war am Anfang kurz da. Dann sagte ein Freund zu mir, eigentlich müsste ich fragen: „Warum nicht ich?“Und er hatte recht. Eine Freundin meinte, ihr stelle sich die Frage: „Wann ich?“Mit der Diagnose Krebs brach eine Welt zusammen. In kürzester Zeit muss ein ganzes Leben umgestellt werden. Pläne für das Leben wie Einsätze in Afrika oder Reisen dorthin sind nach so einer Diagnose nicht mehr umsetzbar. Im Laufe der Krankheit habe ich gelernt: Vieles muss man lassen. Und es gibt Bereiche, die einem genommen werden. Mir wurde vom Arbeitgebe­r ein Bereich genommen, den ich aufgebaut habe. Das tut weh. Man weiß: Wenn ich gesund wäre, würde ich mich wehren. Aber aufgrund der Krankheit hat man die Energie dafür nicht. Ich brauche die Kampfesene­rgie zum Gesundwerd­en und nicht für Nebenschau­plätze. Da merke ich, das ist Sterben. Der Tod ist ja nichts anderes als das Ende des Sterbens. Jeder stirbt täglich ein bisschen.

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