Kleine Zeitung Kaernten

Er spielt die erste Geige

KÄRNTNER DES TAGES. Luka Ljubas (22), Kärntner mit kroatisch-japanische­n Wurzeln und Absolvent des Klagenfurt­er „Konse“, ist jüngstes Mitglied der Wiener Philharmon­iker.

- Von Karin Waldner-Petutschni­g

Luka Ljubas (22), jüngstes Mitglied der Wiener Philharmon­iker, wuchs in Klagenfurt auf.

Ja“, schmunzelt er leise, „ab Herbst werde ich jetzt wohl meine Hände versichern lassen.“Denn die Hände sind sein Arbeitsger­ät und Kapital. Dass Luka Ljubas Berufsmusi­ker werden wollte, wusste der junge Geiger bereits mit 13 Jahren. Dass er aber nur zehn Jahre später als mit Abstand jüngster unter 19 Bewerbern als „Erste Violine“bei den Wiener Philharmon­ikern aufgenomme­n werden würde, ahnte er damals noch nicht. Denn eigentlich hatte der introverti­ert wirkende Jugendlich­e, dem die Kritiker Virtuositä­t, Leichtigke­it und Reife bescheinig­en, bisher keine Erfahrunge­n im Orchester gemacht, sondern ausschließ­lich als Solist: „Wenn man auf der Bühne steht, unterstütz­t von einem Orchester wunderbare Musik spielt, dann ist das eine magische Atmosphäre!“

Erlebt hat er diese schon öfter. Mittlerwei­le kann er auf Auftritte u. a. im Musikverei­n in Wien, bei der Eröffnung der Musikwoche­n Millstatt und auf zahlreiche Auszeichnu­ngen (darunter mehrere „Prima la musica“-Gewinne) zurückblic­ken. Der Preis, der ihn am meisten freute, war der Sieg im „Internatio­nalen Vaclav Huml Wettbewerb“2017 in Zagreb – und das als erster Kroate in der 40-jährigen Geschichte des Wettbewerb­es!

Kroate oder Kärntner? Als Sohn eines bosnischen Kroaten und einer Japanerin, geboren in Wien und aufgewachs­en in Klagenfurt, bezeichnet sich Luka

am liebsten als Musiker. Deutsch, Englisch (dank der Großmütter) ein bisschen Kroatisch, ein wenig Japanisch und vor allem die Musik sind seine Sprachen, ergeben seine Nationalit­ät. „Ich habe mich nie als Ausländer gefühlt“, erinnert sich der Geiger an seine Jugend in Klagenfurt. Hierher zog die Familie, die die jüngere Schwester Anna vervollstä­ndigt, als die Eltern Darko und Sayuri ihre Plätze als Violiniste­n im Kärntner Sinfonieor­chester fanden. Luka erinnert sich lächelnd, „wie unglaublic­h glücklich“der Vater war, als es mit Klagenfurt als neuem Lebensmitt­elpunkt klappte. Noch in Wien, im Alter von vier Jahren, hatte sich Sohn Luka sehnlichst eine Geige geLjubas wünscht – und vom Christkind auch bekommen. Zuerst unterricht­et von seiner Mutter und an einer Wiener Musikschul­e, startete der heutige Jung-Philharmon­iker seine Ausbildung am Kärntner Landeskons­ervatorium in Klagenfurt bei Brian Finlayson (2006–2015). Nachdem sich der einstige Geigenlehr­er seiner Mutter, Gerhard

Schulz, langjährig­es Mitglied des Alban-Berg-Quartetts, das junge Talent angehört hatte, studierte Luka Ljubas ab 2012 zusätzlich an der Universitä­t für Musik und darstellen­de Kunst in Wien. Nach einem dreijährig­en Vorbereitu­ngslehrgan­g und der Matura am BG Klagenfurt-Viktring ist er mittlerwei­le im vierten Studienjah­r.

Wöchentlic­h Wien. Das mit dem Kärntner Schulallta­g zu vereinbare­n, war nicht immer ganz einfach. „Zeitweise bin ich einbis zweimal pro Woche mit dem ersten Zug in der Früh nach Wien gefahren, dann am Abend wieder zurück, um eine Schularbei­t am nächsten Tag zu schaffen.“Geschafft hat er vieles – bis hin zum nervenaufr­eibenden Vorspielen hinter einem Vorhang im Marmorsaal der Wiener Staatsoper vor zwei Monaten, auf das er sich seit vergangene­m Herbst vorbereite­t hatte.

„Wenn man eine solistisch­e Karriere anstrebt, ist es doch sehr einsam“, meint der demnächst 23-Jährige, der in seiner Freizeit auch gerne unterricht­et und Kammermusi­k macht. „Bei den Philharmon­ikern geben sie mir die Möglichkei­t, mit vielen Weltklasse-Musikern zu spielen“, freut sich Luka auf den Start im September. Und sonst? „Ich bin gesanglich oder malerisch komplett untalentie­rt“, meint der Jungstar aufrichtig und völlig ohne Koketterie. Nur Fußball ist noch eine Leidenscha­ft. Für den aktiven Sport fehle allerdings meistens die Zeit – und außerdem muss er ja auf seine Hände aufpassen.

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PRIVAT/LJUBAS Links: Familienfo­to mit Schwester Anna und Eltern Darko und Sayuri Ljubas, die beim Kärntner Sinfonieor­chester spielen. Luka wurde unter 19 Bewerbern als mit Abstand jüngster als „Erste Violine“aufgenomme­n
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