Kleine Zeitung Kaernten

„Habe ein Problem mit den dunklen Ecken der Stadt“

Seit 15 Jahren betreibt Gert Höferer den Club Teatro, seit einer Woche auch ein Steak-Haus am Benediktin­ermarkt. Er spricht über Klagenfurt­s Drogenprob­lem, neue Zentren und soziale Medien.

- Von Thomas Cik

Wenn man sich das Nachtleben während der Feiertage in Klagenfurt anschaut, hört man von Gastronome­n wohl nur Jubel.

HÖFERER: Ja, es ist – Verzeihung für den Ausdruck zu Ostern – die Hölle los.

Warum hört man sonst von Barund Clubbetrei­bern nur Klagen?

Das hat mehrere Gründe. Ich betreibe das Teatro seit 15 Jahren. Früher saß das Geld einfach lockerer. Aber es haben sich auch andere Faktoren gewandelt. Der Donnerstag existiert als Ausgehtag nicht mehr. Wir haben es im Herbst mit Konzerten probiert, das hat halbwegs geklappt. Aber im Frühjahr mussten wir eines absagen. Und natürlich bedrängen uns die sozialen Medien.

Diesen Satz müssen Sie jetzt bitte erklären.

Man hat als Gastronom keine Chance mehr, sein Lokal voll zu bekommen. Früher warteten die Leute länger als eine Stunde, bis sie aufbrachen. Heute züseln sie gleich das Handy, stellen ein Video online und du weißt: der Abend ist jetzt gelaufen. Umgekehrt funktionie­rt es aber auch. Als der KAC das Finale erreichte, kamen ein paar Spieler um halb zwei ins Lokal. Binnen zehn Minuten kamen die Leute wie die Ameisen angerannt. Auch in dieser Woche merkten wir, dass uns Facebook und Instagram etwas bringen können. Wir stellen die Speisekart­e des Tages online und plötzlich bekommst du enorme Resonanz. Ich nehme das Thema sehr ernst, ein Mitarbeite­r beschäftig­t sich ausschließ­lich mit dem Online-Marketing – und das in meinem sehr kleinen Unternehme­n.

Wie sehr kämpft man als NachtWirt gegen die Drogen-Szene in der Stadt?

Im Lokal schauen wir bewusst hin, auch wenn wir freilich nicht mit jedem aufs Klo können. Aber es gibt da keine Toleranz. Außerhalb des Lokals habe ich mit den dunklen Ecken in der Herrengass­e schon ein Problem. Da agieren dubiose Figuren, bei denen selbst ich ein ungutes Gefühl habe. Rund um die Stadtgaler­ie passt es im Moment, aber ein paar Straßen weiter findet man Spritzen am Boden. Da merkt man, was die Verfügbark­eit über das Internet und die Bereitscha­ft zur Gewalt ausmachen.

Was fordern Sie?

Ein ordentlich­es Lichtkonze­pt für die Stadt. Natürlich hätte das auch einen Verdrängun­gseffekt, aber diese unausgeleu­chteten Straßenzüg­e machen die Szene auch nicht besser. Und die Polizei müsste beherzter eingreifen und mehr präsent sein. Die Brutalität auf der Straße ist enorm gestiegen, auch unsere Türsteher mussten in der Nähe des Teatros schon eingreifen und Leute, die am Boden lagen, retten.

Was fehlt in der Gastroszen­e in Klagenfurt?

Ich sehe das ganz offen: Ich profitiere von jedem Lokal im Umfeld – weil die Leute dann wechcken und unterwegs sind, auch wenn wir meist das letzte Lokal sind und lange zuwarten müssen. Ich persönlich mag das Palim-Palim. Das Publikum dort, die Leute vom Theater, das ist so schräg, ich fühle mich da immer wie in einer Großstadt.

Seit einer Woche haben sie auch ein Lokal, das am Tag geöffnet hat, das „Teatro am Markt“. Ist das der erste Schritt, sich aus dem Nachtleben zu verabschie­den?

Ich gebe zu, der letzte Sommer war mit dieser Hitze verheerend. Dann gingen die Leute noch auf Saison, es dauerte bis November, bis wir wieder aufgestell­t waren. Ich musste mich wirklich mit der Hilfe von

Freunden zurückkämp­fen. Jetzt haben wir im Teatro eine gute Crew. Das, was ich für das Lokal haben möchte, bekomme ich ohnehin nicht. Aber zugegeben: Hier fühle ich mich wohler.

Wenn wir schon über Geld reden: Wie viel haben Sie in das Lokal am Markt investiert?

100.000 Euro. Ich grille seit Jahren mit Leidenscha­ft, habe die ganze Literatur zum Thema aufgesaugt und immer gesagt: Wenn ich ein Lokal mache, dann trockne ich selbst die Steaks und baue einen Beefer mit 800 Grad ein. Es haben sich nur die Gespräche sehr lange gezogen, daher habe ich den Glauben schon aufgegeben.

Sehen Sie sich schon als Teil des Marktes?

Ich muss es noch werden, meinen Platz finden. Ein Markt ist immer ein Gesamtbild, ich bin seit 18 Jahren am Christkind­lmarkt, ich weiß das. Da verkaufe ich bis Mittag keinen Glühwein, muss aber offen haben. Dafür verkauft die Patschen-Frau am Abend nichts, muss da aber auch offen haben. Hier haben wir nun bis 17.30 offen, machen kulinarisc­h etwas, was es noch nicht gibt. Aber ich glaube, der Markt ist in einem enormen Wandel. Rundherum wird gebaut – Orasch, Sandwirth, Vitaneum. Vielleicht ist dieser Ort in ein paar Jahren das neue Zentrum der Stadt.

 ??  ??
 ?? WEICHSELBR­AUN (3) ?? Gert Höferer hat sich Jerry Strauss (oben) als Koch in sein „Teatro am Markt“an der Südseite des Benediktin­ermarks geholt
WEICHSELBR­AUN (3) Gert Höferer hat sich Jerry Strauss (oben) als Koch in sein „Teatro am Markt“an der Südseite des Benediktin­ermarks geholt
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria