„Habe ein Problem mit den dunklen Ecken der Stadt“
Seit 15 Jahren betreibt Gert Höferer den Club Teatro, seit einer Woche auch ein Steak-Haus am Benediktinermarkt. Er spricht über Klagenfurts Drogenproblem, neue Zentren und soziale Medien.
Wenn man sich das Nachtleben während der Feiertage in Klagenfurt anschaut, hört man von Gastronomen wohl nur Jubel.
HÖFERER: Ja, es ist – Verzeihung für den Ausdruck zu Ostern – die Hölle los.
Warum hört man sonst von Barund Clubbetreibern nur Klagen?
Das hat mehrere Gründe. Ich betreibe das Teatro seit 15 Jahren. Früher saß das Geld einfach lockerer. Aber es haben sich auch andere Faktoren gewandelt. Der Donnerstag existiert als Ausgehtag nicht mehr. Wir haben es im Herbst mit Konzerten probiert, das hat halbwegs geklappt. Aber im Frühjahr mussten wir eines absagen. Und natürlich bedrängen uns die sozialen Medien.
Diesen Satz müssen Sie jetzt bitte erklären.
Man hat als Gastronom keine Chance mehr, sein Lokal voll zu bekommen. Früher warteten die Leute länger als eine Stunde, bis sie aufbrachen. Heute züseln sie gleich das Handy, stellen ein Video online und du weißt: der Abend ist jetzt gelaufen. Umgekehrt funktioniert es aber auch. Als der KAC das Finale erreichte, kamen ein paar Spieler um halb zwei ins Lokal. Binnen zehn Minuten kamen die Leute wie die Ameisen angerannt. Auch in dieser Woche merkten wir, dass uns Facebook und Instagram etwas bringen können. Wir stellen die Speisekarte des Tages online und plötzlich bekommst du enorme Resonanz. Ich nehme das Thema sehr ernst, ein Mitarbeiter beschäftigt sich ausschließlich mit dem Online-Marketing – und das in meinem sehr kleinen Unternehmen.
Wie sehr kämpft man als NachtWirt gegen die Drogen-Szene in der Stadt?
Im Lokal schauen wir bewusst hin, auch wenn wir freilich nicht mit jedem aufs Klo können. Aber es gibt da keine Toleranz. Außerhalb des Lokals habe ich mit den dunklen Ecken in der Herrengasse schon ein Problem. Da agieren dubiose Figuren, bei denen selbst ich ein ungutes Gefühl habe. Rund um die Stadtgalerie passt es im Moment, aber ein paar Straßen weiter findet man Spritzen am Boden. Da merkt man, was die Verfügbarkeit über das Internet und die Bereitschaft zur Gewalt ausmachen.
Was fordern Sie?
Ein ordentliches Lichtkonzept für die Stadt. Natürlich hätte das auch einen Verdrängungseffekt, aber diese unausgeleuchteten Straßenzüge machen die Szene auch nicht besser. Und die Polizei müsste beherzter eingreifen und mehr präsent sein. Die Brutalität auf der Straße ist enorm gestiegen, auch unsere Türsteher mussten in der Nähe des Teatros schon eingreifen und Leute, die am Boden lagen, retten.
Was fehlt in der Gastroszene in Klagenfurt?
Ich sehe das ganz offen: Ich profitiere von jedem Lokal im Umfeld – weil die Leute dann wechcken und unterwegs sind, auch wenn wir meist das letzte Lokal sind und lange zuwarten müssen. Ich persönlich mag das Palim-Palim. Das Publikum dort, die Leute vom Theater, das ist so schräg, ich fühle mich da immer wie in einer Großstadt.
Seit einer Woche haben sie auch ein Lokal, das am Tag geöffnet hat, das „Teatro am Markt“. Ist das der erste Schritt, sich aus dem Nachtleben zu verabschieden?
Ich gebe zu, der letzte Sommer war mit dieser Hitze verheerend. Dann gingen die Leute noch auf Saison, es dauerte bis November, bis wir wieder aufgestellt waren. Ich musste mich wirklich mit der Hilfe von
Freunden zurückkämpfen. Jetzt haben wir im Teatro eine gute Crew. Das, was ich für das Lokal haben möchte, bekomme ich ohnehin nicht. Aber zugegeben: Hier fühle ich mich wohler.
Wenn wir schon über Geld reden: Wie viel haben Sie in das Lokal am Markt investiert?
100.000 Euro. Ich grille seit Jahren mit Leidenschaft, habe die ganze Literatur zum Thema aufgesaugt und immer gesagt: Wenn ich ein Lokal mache, dann trockne ich selbst die Steaks und baue einen Beefer mit 800 Grad ein. Es haben sich nur die Gespräche sehr lange gezogen, daher habe ich den Glauben schon aufgegeben.
Sehen Sie sich schon als Teil des Marktes?
Ich muss es noch werden, meinen Platz finden. Ein Markt ist immer ein Gesamtbild, ich bin seit 18 Jahren am Christkindlmarkt, ich weiß das. Da verkaufe ich bis Mittag keinen Glühwein, muss aber offen haben. Dafür verkauft die Patschen-Frau am Abend nichts, muss da aber auch offen haben. Hier haben wir nun bis 17.30 offen, machen kulinarisch etwas, was es noch nicht gibt. Aber ich glaube, der Markt ist in einem enormen Wandel. Rundherum wird gebaut – Orasch, Sandwirth, Vitaneum. Vielleicht ist dieser Ort in ein paar Jahren das neue Zentrum der Stadt.