Ein Polizist ist Kassier bei umstrittener Burschenschaft.
Neue Aufregung um Feldkirchner Gruppe. Landespolizeidirektion sind Hände gebunden: Privatsache, solange nichts Strafrechtliches vorliegt.
Gegründet wurden sie laut Vereinsregister am 11. April 1973. Seitdem hat die „Wehrhaft pennale Burschenschaft Tigurina zu Feldkirchen“unbeachtet von der Öffentlichkeit agiert. Das hat sich vor wenigen Tagen radikal geändert.
Grund war ein Video, mit dem die Tigurina auf ihrer Homepage um Nachwuchs geworben hat. Der zwei Minuten lange Streifen sei voller NaziSymbolik und rechtsextremer
Anspielungen, so eine Bewertung durch Historiker des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes. Das Video wurde mittlerweile von der Homepage der Burschenschaft gelöscht. Nach Druck der Villacher Brauerei, deren Logo verwendet worden ist.
Der Ärger ist für die Tigurinen, die bisher jede Stellungnahme verweigern, damit aber nicht vorbei. Im Gegenteil: Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt hat ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Wiederbetätigung eingeleitet. Und ORF-Stimme Thomas Eichhorn wird die Burschenschaft klagen. Diese hat eine für einen anderen Zweck produzierte Tonaufnahme Eichhorns für das Werbevideo missbraucht.
Die Ermittlungen sind für ein Mitglied der Burschenschaft besonders heikel: Der Mann ist nicht nur Kassier bei der Tigurina, sondern auch Beamter im Landeskriminalamt Kärnten. Nicht verboten, aber ungewöhnlich. Sein Dienstgeber, die Landespolizeidirektion (LPD), hat von der Kleinen Zeitung davon erfahren, und ist von dieser Kombination wenig begeistert. Die LPD hält aber fest, dass es sich dabei um „die Privatangelegenheit“des Beamten handelt – noch. Man sei „an Tatsachen gebunden“, so LPD-Sprecher Rainer Dionisio. Solange dem Polizisten kein strafbares Vergehen nachgewiesen sei, habe man keine Handhabe.
Der Polizist selbst hat wohl keine Straftat durch seine oder innerhalb seiner Burschenschaft bemerkt: Denn sonst hätte er, so sieht es das Gesetz vor, Anzeige erstatten müssen.